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WS98 Ethnologie-Literatur zur ÜV Kognitionsforschung

Literaturempfehlungen zum Einstieg in die "Kognitive Ethnologie"


Literaturempfehlungen zum Einstieg in die "Kognitive Ethnologie"

Zusammengestellt und kommentiert von Jürg Wassmann, zuletzt aktualisiert Oktober 1998 für die ÜV Kognitionsforschung aus der Sicht von Ethnologie und Psychologie


(siehe auch die Literaturempfehlungen zur Kognitiven Psychologie)

Im Handapparat steht zusätzlich eine umfangreiche allgemeine Bibliographie (22 Seiten) sowie eine spezielle zum Thema "Emotionen" (6 Seiten).

ALLGEMEINE EINFÜHRUNGEN

Borofsky, R. (ed.) (1994). Assessing Cultural Anthropology. New York: McGraw-Hill.
Einunddreissig Kapitel zu verschiedenen Themen und Theorien der Ethnologie, geschrieben von den jeweiligen besten Forschern (deren "intellectual roots" eigens beschrieben werden)

Cole, M. (1996). Cultural Psychology. A Once and Future Discipline. Cambridge, MA: Harvard University Press.
Eine gute Einführung eines der führenden Vertreter der Kulturvergleichenden Psychologie, der "Kultur" auch wirklich ernst nimmt.

Cole, M. & Scribner, S. (1974). Culture and Thought. A Psychological Introduction. New York: John Wiley.
Eine noch immer äusserst lesenswerte und verständliche Einführung in Themen wie "Kultur und Sprache", "Kultur und Wahrnehmung", "Kultur und Klassifizieren", "Kultur und Gedächtnis", "Kultur und Problemlösen". Besonders für Ethnologen geeignet.

D’Andrade, R. (1995). The Development Cognitive Anthropology. Cambridge: Cambridge University Press.
Das erste Werk, das die Entwicklung der kognitiven Ethnologie umfassend beschreibt. Empfehlenswert sind besonders die Kap. 5 bis 7.

Holland, D. & Quinn, N. (eds.) (1987). Cultural Models in Language and Thought. Cambridge: Cambridge University Press.
Ein guter und einflussreicher Sammelband zum Thema "cultural models" bzw. "folk models"; wie diese Modelle in der Sprache, beim Problemlösen oder im Alltagsgebrauch von Metaphern "Wissen" vermitteln.

Keesing, R. (1971). Cultural Anthropology. A Contemporary Perspective. New York: Holt, Rinehart and Winston.
Wohl noch immer die beste Einführung in die Ethnologie, gut geschrieben, mit Verweisen auf unser westliches Leben und unzähligen kurzen "case studies" zu den behandelten Themen. Für eine aktuelle Einführung siehe Borofsky.

Tyler, S. (ed.) (1969). Cognitive Anthropology. New York: Holt, Rinehart and Winston.
Das erste Sammelwerk mit allen wichtigen Autoren der "Ethnoscience"-Phase. Hervorragend.

THEMENBEREICH "FARBBEGRIFFE"

Berlin, B. & Kay, P. (1969). Basic Color Terms. Their Universality and Evolution. Berkeley: University of California Press.
Der Klassiker! Die Ironie liegt darin, dass die Forscher die kulturellen Unterschiede der Farbtermini beweisen wollten, aber zu universalen Resultaten gelangten. Für eine gute, ältere Übersicht über die Farbforschungen siehe Cole, M. & Scribner, S. 1974. Culture and Thought, Kap. 3.

Hardin, D.L. & Maffi, L. (eds.) (1997). Color Categories in Thought and Language. Cambridge: Cambridge University Press.
Die neueste Publikation zur endlosen Debatte inwieweit Farbkategorien kulturell oder biologisch bedingt sind.

Heider, E.R. (1971). Universals in Color Naming and Memory. Journal of Experimental Psychology 93: 10-20
Eine frühe Arbeit über die Dani in Irian Jaya von E.R. Heider bzw. der späteren E.R. Rosch.

Thompson, E., Palacios, A. & Varela, F.J. (1992). Ways of Coloring. Comparative Color Vision as a Case Study for Cognitive Science. Behavioral and Brain Science 15: 1-74.
Eine spannende kognitive Abhandlung.

THEMENBEREICH "ETHNOMEDIZIN", "KLASSIFIZIEREN"

Berlin, B., Breedlove, D.E.& Raven, P.H. (1974). Principles of Tzeltal Plant Classification. An Introduction to the Botanical Ethnography of a Mayan-Speaking People of Highland Chiapas. New York: Academic Press.
Der Klassiker der ethnobotanischen Forschung.

Bulmer, R. (1967). Why is the Cassowary not a Bird? A Problem of Zoological Taxonomy among the Karam of the New Guinea Highlands. Man 2: 5-25.
Ältere, aber noch immer lesenswerte ethnozoologische Arbeit. Für neuere Werke siehe die Forschungen von E. Hunn.

Frake, C. (1961). The Diagnosis of Disease among the Subanum of Mindanao. American Anthropologist 63: 113-132.
Damit fing vieles an.

Keck, V. (1992). Falsch gehandelt - schwer erkrankt. Kranksein bei den Yupno in Papua New Guinea aus ethnologischer und biomedizinischer Sicht. Basel: Wepf.
Hervorragende Arbeit über Krankheitsfälle, die sowohl aus einheimischer (durch die Ethnologin) als auch biomedizinischer (durch zwei Ärzte) Sicht untersucht werden. Kranksein ist kein Betriebsunfall des Körpers, sondern immer durch soziale Störungen verursacht - von denen der fremde Arzt im "aid post" jedoch nichts weiss.

Kleinman, A. (1980). Patients and Healers in the Context of Culture. An Exploration of the Borderland between Anthropology, Medicine and Psychiatry. Berkeley: University of California Press.
Ein "landmark"-Buch des einflussreichsten Vertreters der "Medical Anthropology". Die Unterscheidung zwischen "illness", "disease" und "sickness" sind heute Allgemeingut.

THEMENBEREICH "GEDÄCHTNIS" UND "MENTALE REPRESENTATIONEN"

Cole, M. & Scribner, S. (1974). Culture and Thought. A Psychological Introduction. New York: John Wiley. Kap. 6
Eine gute Übersicht über die Forschungen bei den Kpelle (Liberia): warum schneiden die ungeschulten Kpelle in Gedächtnis-Experimenten schlechter ab als US-Amerikaner mit Schulbildung - entgegen allen Erwartungen?

THEMENBEREICH "NAVIGATION" UND "MENTALE LANDKARTEN"

Deregowski, J.B. (1989). Real Space and Represented Space. Cross-Cultural Perspectives (With Commentary by Other Authors). Behavioral and Brain Sciences 12: 51-119.
Über wahrgenommenen und konzeptuellen Raum.

Downs, R.M. & Stea, D. (1977). Maps in Mind. New York: Harper and Row.
Berühmtes Buch von zwei Vertretern der "mental map" Forschung. Andere Autoren sind Siegel, A.W., Frake, C.O., Gaerling, T. mit Böök, A und Lindberg, E., Gell, A. 1985, Hart, R.A., Lynch, K. Forscher zur Thematik "Wegauskünfte" sind u.a. Klein, W., Wunderlich, D. und Reinelt, R., Senft, G., Weissenborn. J.

Gladwin, T. (1970). East is a Big Bird. Cambridge, MA: Harvard University Press.
Eines der schönsten ethnologischen Bücher. Wie schaffen es die Puluwat in Mikronesien mit kleinen Booten und ohne Kompass über Hunderte von Kilometern sicher zu segeln?

Senft, G. (ed.) (1997). Referring to Space. Studies in Austronesian and Papuan Languages. Oxford: Clarendon.
Rezenter Reader über räumliche Referenzsysteme und deixis. Der Autor ist Mitglied der "Cognitive Anthropology Research Group" (Leiter: S. Levinson) am MPI für Psycholinguistik in Nijmegen, die sich intensiv mit dem Thema "Raum" beschäftigt.

THEMENBEREICH "ALLTAGSMATHEMATIK"

Carraher, T.N., Carraher, D.W. & Schlieman, A.D. (1985). Mathematics in the Streets and in Schools. British Journal of Developmental Psychology 3: 21-25. Wie wird auf den Strassen von Recife (Brasilien) gezählt?

Lave, J. (1988). Cognition in Practice. Mind, Mathematics and Culture in Everyday Life. Cambridge: Cambridge University Press.
Wie kaufen USA-Frauen im shopping centre ein? Eine schwungvolle Studie über den (Nicht-) Gebrauch von Schulmathematik in unserem Alltagsleben.

Rogoff, B. & Lave, J. (eds.) (1984). Everyday Cognition. Its Development in Social Context. Cambridge, MA: Harvard University Press.
Eindrucksvolle Sammlung von Forschungen zu unserem Alltagsleben (besonders S. Scribner, P. Greenfield, J. Lave). Ein ethnologisch (Lave)-psychologisches (Rogoff) Unternehmen.

Saxe, G. B. (1981). Body parts as numerals. A Developmental Analysis of Numeration Among Remote Oksapmin Village Populations in Papua New Guinea. Child Development 52: 306-316.
Eindrückliche Arbeit zum Zählen anhand von Körperteilen.

THEMENBEREICH "ETHNOPSYCHOLOGIEN" UND "EMOTIONEN"

Gerber, E.R. (1985). Rage and Obligation. Samoan Emotion in Conflict. In G. White & J. Kirkpatrick (eds), Person, Self, and Experience, pp. 121-167.
Die Gegenposition zu Lutz (siehe unten): Emotionen haben sehr wohl einen biologischen Hintergrund.

Ekman, P. (1980). Face of Man. Universal Expression in a New Guinea Village. New York: Garland.
Eine ethologische (ohne "n"!) Studie. Siehe auch Eibl-Eiblsfeld, J.

Harre, R. (ed) (1986). The Social Construction of Emotions. Oxford: Basil Blackwell.
Grundlegende Sammlung.

Lutz, C. (1988). Unnatural Emotions. Everyday Sentiments on a Micronesian Atoll and their Challenge to Western Theory. Chicago: University of Chicago Press.
Engagierte Studie über Person und Emotion der Ifaluk: Emotionen sind kulturelle Konstrukte, die durch westliche Emotions-Theorien nicht erfasst wqerden können.

Feld, S. (1982). Sound and Sentiment. Birds Weeping, Poetics, and Song in Kaluli Expression. Philadelphia: University of Pennsylvania Press.
Ein bewegendes Buch über die Kaluli in Papua Neuguinea, das in den USA in der Kategorie "Humanities"als bestes Buch des Jahres ausgezeichnet wurde.

White, G. and Kirkpatrick, J. (eds) (1985). Person, Self, and Experience. Exploring Pacific Ethnopsychologies. Berkeley: University of California Press.
Das wichtigste ethnologische Buch über die Thematik "Ethnopsychologie", d.h. einheimischer Psychologien (besonders die Beiträge von Fajans, Gerber, Lutz, Poole sind lesenswert).

THEMENBEREICH "KULTURELLE MODELLE", "SCRIPTS", "SCHEMATA"

Frake, C. (1975). How to enter a Yakan house? In M. Sanches & B. Blunt (eds.), Sociocultural Dimension of Language Use, pp. 25-40.
Script des Haus-Betretens der Yakan auf den Philippinen.

Holland, D. & Quinn, N. (1987). Cultural Models in Language and Thought. Cambridge: Cambridge University Press.
Einige Beiträge beschreiben auf vergnügliche Art Beispiele von naiver Physik aus unserem Alltag.

Randall, R.A. (1985). Steps Towards an Ethnosemantics of Verbs. Complex Fishing Technique Scripts and the "Unsaid" in Listener Identification. In J.W.D. Dougherty (ed), Directions in Cognitive Anthropology, pp. 249-268.
Einzelne Wörter ("scenario words") können ganze Handlungen auslösen (Mindanao, Philippinen), ähnlich wie N. Quinn dies anhand des Wortes "commitment" in den USA nachweisen konnte.

Strauss, C. & Quinn, N. (1997). A Cognitive Theory of Cultural Meaning. Cambridge: Cambridge University Press.
"Part 3" des Buches gibt zwei Beispiele was unter "cultural models" zu verstehen ist: wäre es aber nicht an der Zeit, dies auch anhand von nicht-US amerikanischen Daten aufzuzeigen?

THEMENBEREICH "EGO- VERSUS GEOZENTRISMUS" UND "SPRACHLICHE RELATIVITÄT"

Gumperz, J. & Levinson, S. (eds.) (1996). Rethinking Linguistic Relativity. Cambridge: Cambridge University Press.
Der heutige "state of the art": eine moderate Version der Sapir-Whorf Hypothese.

Haviland, J. (1991). Projections, Transpositions and Relativity. Working Paper, Cognitive Anthropology Research Group at the Max Planck Institute for Psycholinguistics. (Institut für Ethnologie, Wa)
Die Guggu Yimidhirr im Norden Queenslands orientieren sich an den Winden.

Levinson, S. & Brown, P. (1994). Immanuel Kant among the Tenejapans. Anthropology as Empirical Philosophy. Ethnos 22 (1): 3-41.
Souveräne und listige Arbeit über das Fehlen von "links" und "rechts" bei den Tzeltal in Chiapas - Kant würde sich wundern (und Teile der Linguistik und Psychologie tun dies auch).

Wassmann, J. & Dasen, P. (1998). Balinese Spatial Orientation. Some Empirical Evidence for Moderate Linguistic Relativity. The Journal of the Royal Anthropological Society (Man) (Dezember Ausgabe)
Der Versuch, "hinter" die Sprache zu gehen.


WS 99/00:

Raum und Zeit aus Sicht von Ethnologie und Psychologie

WS 98/99:

Kognitionsforschung aus Sicht von Ethnologie und Psychologie

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Zuletzt bearbeitet am 26.11.2001 von JF.