Auswirkungen auf die Problemlösefähigkeit

Kann man in Abhängigkeit vom Stimmungszustand Probleme besser oder schlechter lösen? Oder gleich gut? Je nachdem, wie wir Problemlösen konzeptualisieren, finden wir unterschiedliche Antworten:

Intelligenztest

Nimmt man sich die für Psychologen wohl naheliegendste Operationalisierung von Problemlösefähigkeit vor, nämlich einen Intelligenztest, dann ist letztere Möglichkeit ("gleich gut") die Antwort. Otto und Schmitz zeigten dies 1993. Einem Teil der Versuchspersonen war vor der Bearbeitung des Intelligenztests durch Imagination (vgl. Kap. 4) in eine positive Stimmung versetzt worden. Dies veränderte ihre Leistung aber im Vergleich zu den anderen Probanden nicht.

Nutzung vorhandener Informationen

Bei vielen Problemen ist für die Lösung entscheidend, die zur Verfügung stehenden Informationen optimal zu nutzen, d.h. so viel wie nötig und so schnell wie möglich aufzunehmen.
Isen und Means gaben ihren Probanden 1983 derartige Informationen für eine schwierige Problemsituation, nämlich die (fiktive) Entscheidung für den Kauf eines von mehreren zur Auswahl stehenden Autos. Der Stimmungszustand der Probanden wurde vorher dadurch beeinflußt, daß ihnen eine Leistungsaufgabe vorgelegt worden war und einigen eine positive, anderen dagegen keine Rückmeldung gegeben worden war. Es zeigte sich, daß die positiv gestimmten Probanden sich erheblich schneller für ein Auto entschieden und weniger (der zur Verfügung gestellten) Informationen benutzten.

Finden die positiv Gestimmten die Lösung des Problems aber auch genau so häufig wie andere? Denn nur dann kann ja von einer optimalen oder auch "sparsamen" Nutzung der Informationen gesprochen werden. Diese Frage konnte in der Studie von Isen und Means nicht beantwortet werden, wohl aber in einer anderen von Isen aus dem Jahre 1991, deren Ergebnis diese Frage bejahte. Es kann also davon ausgegangen werden, daß man in positiver Stimmung Informationen besser nutzt als in anderen Stimmungslagen.

Kreatives Problemlösen

Gilt dieser "Stimmungseffekt" nur für Probleme, für deren Lösung man Informationen aufnehmen muß, oder gilt er auch, wenn Kreativität gefragt ist, d.h. wenn, wie man im Alltag sagt, "um drei Ecken gedacht werden muß".

Ein typisches Beispiel für kreatives Problemlösen ist die sogenannte "Dunckersche Kerzenaufgabe": Wie kann man mit einer Schachtel Streichhölzer und einer Schachtel Reißnägel eine Kerze so an einer Wand anbringen, daß von der brennenden Kerze kein Wachs auf den Boden tropfen kann?
Die Lösung besteht darin, eine der beiden Schachteln als Kerzenhalter zweckzuentfremden. Darauf kommen viele Versuchspersonen nicht, aber, wie Isen, Daubman und Nowicki 1987 herausfanden, wiederum positiv Gestimmte öfter als neutral Gestimmte.

Zu ähnlichen Befunden kommen auch andere Studien. Allgemein kann man also festhalten, daß sich eine positive Stimmung positiv auf die Problemlösefähigkeit auswirkt - egal ob man die Informationsnutzung oder die Kreativität fokussiert.
Genauere Angaben hierzu findet man wiederum bei Schmidt-Atzert (1996) auf den Seiten 193-197.

Literaturhinweise:
Schmidt-Atzert (1996), S.177-183, 193-205

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Allgemeine & Theoretische Psychologie
Emotion
1.1 Was sind Emotionen?
1.2 Funktion von Emotionen
1.3 Klassifikation
2.1 Behavioristische Emotionstheorien
2.2 Kognitiv-physio. Emotionstheorien
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