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Gesichtsausdruck bei Emotionen
In
diesem Kapitel geht es nicht mehr um Theorien über Emotionen,
sondern um Theorien über den Gesichtsausdruck. Wir haben den
Gesichtsausdruck bereits in Kapitel
1.1 als Teil der sogenannten "behavioralen Komponente"
von Emotionen kurz erwähnt. Wenn wir von Komponenten sprechen,
meinen wir ja damit, daß eine Emotion sich auf mehreren Ebenen
zeigt: eben auf der behavioralen, der physiologischen und der subjektiven.
In
dieser Sichtweise gehört der Gesichtsausdruck also zur Emotion
dazu (Syndromdefinition, z.B. von Lazarus). Die meisten Theoretiker
gehen aber weiterhin davon aus, daß der Gesichtsausdruck nicht
zur Emotion dazuzuzählen ist, sondern mit ihr in Wechselwirkung
steht: Emotion beeinflußt in gewisser Weise den Gesichtsausdruck,
und der Gesichtsausdruck beeinflußt Emotion (wie z.B. bei
James). Die meisten Theoretiker betonen die erstgenannte Wirkungsrichtung,
aber leugnen die zweitgenannte nicht völlig.
Schon
Darwin befaßte sich 1872 ausführlich und in groß
angelegten interkulturellen Studien mit dem menschlichen Gesichtsausdruck.
Dabei stellte er fest, daß bestimmten Emotionen ganz bestimmte
Ausdrucksmuster folgen. Bestimmte Gesichtsausdrücke sind daher
für ihn ein guter Hinweis auf bestimmte Emotionen. Allerdings
bemerkte Darwin, daß der Gesichtsausdruck zum Teil auch willkürlich
verändert werden kann. Daher kann es keine gesetzmäßige,
regelhafte Beziehung zwischen beiden geben.
Wenn
wir im folgenden ganz allgemein vom "Gesichtsausdruck"
sprechen, so meinen wir damit also ganz spezifisch diejenigen Gesichtsausdrücke,
die im Normalfall mit Emotionen einhergehen bzw. ihnen folgen. Wir
nehmen ja eigentlich damit vorweg, was erst empirisch gezeigt werden
müßte. Da es aber weder im Alltags- noch im wissenschaftlichen
Verständnis Zweifel über diesen Zusammenhang zwischen
Emotion und Ausdruck gibt, werden wir der sprachlichen Vereinfachung
wegen so vorgehen.
Überblick
Im
letzten Kapitel haben wir bereits die Frage gestellt, welche Funktion
der Gesichtsausdruck (nicht Emotion - siehe Kap.1.2) erfüllt.
Nun wollen wir sie auch gleich zu Beginn dieses Kapitel beantworten.
Warum
interessieren sich die Emotionspsychologen gerade so sehr für
den Gesichtsausdruck? Es mag mehrere Gründe geben; einer der
wichtigsten ist aber sicherlich: weil man ihn so gut messen
kann. So sind sie halt, die Psychologen... Der zweite Abschnitt
beschäftigt explizit mit der Messung
des Gesichtsausdrucks.
Der
dritte Abschnitt stellt dann die wichtigsten Fragen zum Gesichtsausdruck:
Wie entsteht er eigentlich? Ist er angeboren oder erlernt? Gibt
es Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen? Es geht also um
Genese und mögliche Universalität
von Gesichtsausdrücken.
Beginnen
wir also - am besten mit fröhlicher Miene - mit den Funktionen
des Gesichtsausdrucks...
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