Kritik
am behavioristischen Ansatz
Wir
listen nachfolgend einige Kritikpunkte - vor allem an Watsons
Theorie - auf, die teilweise schon im Text angeklungen sind:
1.
Watson kann Emotionen nicht von anderen Reaktionsmustern abgrenzen.
Seine Zuordnung erscheint willkürlich. Was unterscheident emotionale
Reaktionsmuster von anderen?
2. Wenig Aussage über die Emotionen eines Erwachsenen. Ihre
Identifizierung scheint unmöglich, weil die komplexe Lerngeschichte
der Person nicht bekannt ist.
3. Watson kann nicht erklären, wie die anderen Emotionen aus
den Grundemotionen hervorgehen.
4. Watsons Theorie des Erwerbs von Emotionen wurde nur bei Furcht
nachgewiesen. Außerdem ist es wenig wahrscheinlich, daß
dies die einzige Entstehungsmöglichkeit von Furcht ist. Warum
soll Furcht nicht auch durch Imitation und verbale Mitteilung (Drohung)
gelernt werden können?
Fazit:
Watsons Theorie spielt heute zwar - außer in der Tierpsychologie
- keine große Rolle mehr, doch die Probleme, die Watsons Untersuchungen
aufwarfen, sind auch heute noch von Bedeutung; ebenso ist die methodische
Grundhaltung (der "objektive" Blick auf das Verhalten
des Menschen) heute noch weit verbreitet.
Auch
der praktische Nutzen von Watsons Ansatz ist nicht zu unterschätzen:
Die von ihm beeinflußte Verhaltenstherapie ist heute der wohl
am weitesten verbreitete therapeutische Ansatz (was sich z.B. darin
zeigt, daß er neben der Psychoanalyse die einzige Therapieart
in Deutschland ist, bei der mit der Krankenkasse abgerechnet werden
darf).
Wie der Behavorismus das Verhalten sieht, so sieht auch (zumindest
die klassische) Verhaltenstherapie psychische Störungen: automatisch
ablaufend, nicht willkürlich beeinflußbar, sondern nur
durch neue Umweltreize veränderbar. Nicht die Person verändert
ihr Verhalten, sondern das Verhalten verändert die Person.
Literaturhinweise:
- Meyer,
Reisenzein & Schützwohl (1993), S.43-87
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