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nach Basis-Emotionen
Viele Forscher
vertreten die Auffassung, daß es einige wenige "Basis-Emotionen"
(oder auch "Primär-Emotionen") gibt, von denen sich
alle anderen ableiten ("mischen") lassen.
(Ähnlich wie es Grundfarben gibt, durch deren Mischung immer
neue Farben enstehen.)
Diese Forscher
erstellen dann Listen, wo ihre "Auserwählten" draufstehen.
Unglücklicherweise gibt es ebenso viele verschiedene Listen
wie Forscher!
Das liegt daran, daß Uneinigkeit darüber herrscht, was
das Kriterium für eine Basis-Emotion sein soll.
Für Watson etwa ist das Kriterium "ontogenetisch früh
auftretend". Weil er meint, bei Säuglingen Wut, Furcht
und Liebe zu erkennen, postuliert er diese drei zu Basis-Emotionen.
Für Plutchik dagegen ist das Kriterium "großer evolutionärer
Anpassungwert". Weil er genau acht Emotionen eine solche adaptive
Funktion (siehe Kap.1.2) zuschreibt,
ist seine Liste ein wenig länger.
Da es keinerlei
empirische Befunde für Basis-Emotionen irgendeiner Art gibt,
muß das Konzept der Basis-Emotionen als gescheitert angesehen
werden. Es wäre doch so schön gewesen...!
Aber
ist der einzige Grund, warum sich so viele Emotionsforscher auf
diesen Irrweg begeben haben, wirklich dessen Schönheit und
Ökonomie? A. Ortony, der maßgeblich verantwortlich ist
für den Sturz der Basis-Emotions-Theorien, vermutet, daß
das heimliche Kriterium für diese Forscher "am häufigsten
und heftigsten erlebt" sei - was sie sich, so Ortony, aber
nicht eingestehen wollten.
Wie auch immer - in einem Fach wie der Emotionspsychologie sollte
man die Häufigkeit solcher Verzerrungen durch die Privatmeinung
der Forscher jedenfalls nicht unterschätzen.
Literaturhinweise:
- Schmidt-Atzert (1996),
S. 85-94
- Otto, Euler & Mandl (2000),
S.30-44
- Meyer, Schützwohl &
Reisenzein (1997), S.157-174
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