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Joachim Funke: Begutachtete Diplomarbeiten (älter)


2006

1. Birgit Albert

Experimentelle Untersuchung zur Bereichsspezifität finiter Automaten. Differentielle Effekte beim Vergleich der Systeme ‚Raumfahrt' und ‚Schülerzeitung'

(keine Zusammenfassung vorliegend)

2. Christine Blech

Die Reaktivität von Kausaldiagramm-Analysen beim komplexen Problemlösen. Eine experimentelle Untersuchung anhand des komplexen, dynamischen Systems ÖKOSYSTEM

Ein Experiment sollte den Einfluss von Kausaldiagramm-Analysen auf Problemlöseverhalten und -erfolg im Umgang mit komplexen, dynamischen Systemen untersuchen. Es wurde vermutet, dass die wissensdiagnostische Methode prozessbegleitender Kausaldiagramm-Analysen einen hypothesengeleiteten Problemlösestil sensu Klahr und Dunbar (1988) unterstützt und intensiviert. Als beobachtbare Konsequenz intermittierender Kausaldiagramm-Analysen wurde erhöhter Erwerb von Strukturwissen und gesteigerte Leistung im Steuern des Systems erwartet. 64 studentische Versuchspersonen nahmen an der Untersuchung teil. Sie bearbeiteten das DYNAMIS-Szenario ÖKOSYSTEM über fünf kombinierte Explorations- und Anwendungsdurchgänge.
Probanden, die in den Intervallen zwischen diesen Durchgängen Kausaldiagramme anfertigten, zeigten sich im abschließend erworbenen Strukturwissen Vergleichspersonen überlegen, die einen oberflächlichen Rekognitionstest, eine nicht szenariobezogene Aufgabe oder gar keine zusätzliche Aufgabe absolviert hatten. Dies spricht für eine Reaktivität von Kausaldiagramm-Analysen. Keine definitiven Hinweise auf Reaktivität hingegen erbrachte die Analyse der Bearbeitungszeiten und des Strategieeinsatzes im Explorieren des Systems: Kausal-instruierte Probanden benötigten weder mehr Zeit noch explorierten sie ÖKOSYSTEM geschickter. Ein Pfadmodell belegte wie vermutet einen hohen positiven, prädikativen Zusamennhang des Strukturwissens auf die Steuerleistung; dennoch ging der Wissensvorteil bei Kausaldiagramm-Analysen nicht mit verbesserter Steuerleistung einher. Inwieweit spezifisches Eingriffswissen alternativ zum abstrakten Strukturwissen am Steuerprozess beteiligt ist, konnte im Rahmen des Experiments nicht geklärt werden.
Als weitere Determinanten auf die Problemlösegüte erwiesen sich der Vernetztheitsgrad des Systems (s. Funke, 1985) und das Geschlecht der Versuchspersonen. Allgemeine und spezifisch mathematische intellektuelle Leistungsfähigkeit hatten entgegen der Erwartung keinen nachweisbaren Einfluss auf den Problemlöseerfolg.

3. Andreas Brandl (delegiert an Bernd Reuschenbach)

Brand Personality: Konstruktvalidierung und Entwicklung eines Messinstrumentes zur dimensionalen Erfassung von Markenpersönlichkeit in Deutschland

4. Anja Breining

Ist Eifersucht von der Geschwisterposition abhängig?

Das Ziel der Untersuchung bestand darin zu überprüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen Eifersucht in Liebesbeziehungen und der Geschwisterposition gibt. Es wurde folgendes Ergebnismuster erwartet: Einzelkinder sind am eifersüchtigsten, die ältesten Geschwister sind weniger eifersüchtig, und am wenigsten eifersüchtig sind Personen mit mindestens einem älteren Geschwister. Eine Abwandlung der Hypothese lautete, dass es einen Unterschied geben könnte zwischen Einzelkindern und Geschwisterkindern (Einzelkinder sind eifersüchtiger als Geschwisterkinder).
Zur Überprüfung dieser Hypothese wurde eine Fragebogenstudie durchgeführt, an der insgesamt 106 Studierende teilnahmen. Der Fragebogen umfasste mehrere Einfersuchtsmaße: Die Pbn wurden um eine Selbsteinschätzung ihrer Eifersucht gebeten, es gab einige Fragen zur Reaktion auf verschiedene Arten der Untreue des Partners, und die Multidimensional Jealousy Scale (MJS) von Pfeiffer und Wong (1989) kam ebenfalls zum Einsatz. Weiter wurden Fragen gestellt zu eigenen Erfahrungen mit erlebter oder begangener Untreue. Um einen Einfluss der Merkmale Selbstwirksamkeit und Kontrollüberzeugungen auf die abhängige Variabel auszuschließen, wurde der Fragebogen zu Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK) von Krampen (1991) in die Erhebung mit aufgenommen. Anschließend wurden einige soziobiographische Fragen gestellt, unter anderem die Frage nach Anzahl, Alter und Geschlecht der Geschwister.
Die Ergebnisse zeigten bei der MJS das vermutete Ergebnismuster. Bei der Selbsteinschätzung ergaben sich keine sigifikanten Ergebnisse - allerdings korrelierten die Selbsteinschätzung und die MJS nur sehr gering miteinander. Bei den Fragen zur Reaktion auf Untreue entsprachen die Ergebnisse der Abwandlung der Hypothese: Einzelkinder würden bei Untreue deutlich eifersüchtiger reagieren und ihren Partner eher verlassen als Geschwisterkinder. Die Werte des FKK hatten keinen Einfluss auf die abhängige Variable. Im Gegensatz zu einigen Studien von Evolutionspsychologen hatte das Geschlecht kaum einen Einfluss - nur bei zwei Skalen ergaben sich signifikante Ergebnisse: Männer würden eher ihre Partnerin verlassen, wenn diese sie mit Sicherheit betrogen hätte, und die Männer hatten höhere Werte bei der kognitiven Eifersucht (Unterskala der MJS).
Diese Ergebnisse säen Zweifel an der Sicht der Evolutionspsychologen. Die theoretischen Grundlagen, die Methode sowie die Ergebnisse dieser Studie werden diskutiert. Auch werden Grenzen der Studie aufgezeigt und daran anschließend ein Ausblick zu weiterem Forschungsbedarf gegeben.

5. Ute Hagmaier

Ethische Probleme Ärztlicher und Psychologischer Psychotherapeuten in der Praxis

In der vorliegenden empirischen Diplomarbeit wurde die Sensibilität von Psychologischen und Ärztlichen Psychotherapeuten für unterschiedlich ethische Probleme, die in der Öffentlichkeit, aber auch gerade von Psychotherapeuten selbst diskutiert werden, untersucht. Es ging darum, welche ethischen Probleme von Psychotherapeuten besonders gewichtet werden, bzw. welche ethischen Probleme sie weniger gewichten und damit vielleicht verleugnen oder sogar verdrängen. Zur Erfassung der verschiedenen relevanten ethischen Problembereiche wurde ein Fragebogen in mehreren Schritten konstruiert. Der Fragebogen wurde unter der Leitung des IEPG (Institut für Medizinische Ethik, Grundlagen und Methoden der Psychotherapie und Gesundheitskultur) unter Mithilfe von Wissenschaftlern und Psychotherapeuten konstruiert.
Der Auswertung wurde eine Stichprobe von 101 Psychotherapeuten zugrunde gelegt. Davon waren ungefährt zwei Drittel weibliche Therapeuten, etwa ein Drittel waren männliche Psychotherapeuten. Rund zwei Drittel der Stichprobe bestanden aus Psychologischen Psychotherapeuten und ein Drittel waren Ärztliche Psychotherapeuten. Überwiegend handelte es sich bei der Stichprobe um Psychotherapeuten mit Ausbildung in Tiefenpsychologisch Fundierter Psychotherapie und in Verhaltenstherapie. Die meisten Psychotherapeuten konnten auf eine lange Psychotherapieerfahrung zurückblicken (Berufsalter im Durchschnitt 14 Jahre). Entsprechend hatten die untersuchten Psychotherapeuten auch ein höheres Alter (Durchschnittsalter 47 Jahre). Insgesamt wurden 8 Hypothesen formuliert und geprüft. Diese Hypothesen konnten aufgrund der empirischen Ergebnisse teilweise bestätigt werden, teilweise wurden sie widerlegt.
Bestätigt wurde die Hypothese 1: "Die befragten Psychotherapeuten weisen für unterschiedliche Problembereiche unterschiedliche Sensibilität auf". Sowohl hinsichtlich der Antwortrichtung "Ausbildung" als auch hinsichtlich der Antwortrichtungen "Kollegen" und "Selbst" zeigten sich sehr unterschiedliche Bewertungen der Psychotherapeuten. - Bestätigt wurde auch Hypothese 2: "Ethische Probleme werden external attribuiert", d.h. auf die Ausbildung bzw. Kollegen, aber weniger internal auf sich selbst. Insbesondere der erotisch-sexuelle Bereich wurde von den Psychotherapeuten external attribuiert. - Hypothese 3: "Mit zunehmender Dauer psychotherapeutischer Tätigkeit nimmt das ethische Problembewusstsein ab", konnte durch die empirischen Ergebnisse nicht bestätigt werden. Mit der Zeitdauer der psychotherapeutischen Tätigkeit nimmt das ethische Problembewusstsein, wenn auch nicht signifikant, zu. - Hypothese 4: "Der erotische bzw. sexuelle Bereich wird als besonders bedeutsamer ethischer Problembereich wahrgenommen", konnte nur hinsichtlich einer differenzierten Betrachtung bestätigt werden. - Hypothese 5: "Je nach Geschlecht werden unterschiedliche Bewertungen von verschiedenen ethischen Problembereichen auftreten", konnte durch die empirischen Daten nicht bestätigt werden. Bei keinem der 31 Bereiche differenzierte das Geschlecht signifikant. - Hypothese 6: "Ethische Probleme werden von Psychologischen Psychotherapeuten stärker gewichtet als von ihren ärztlichen Kollegen", wurde durch die empirischen Ergebnisse eindeutig widerlegt. Nur in einem der 31 ethischen Probelembereiche wiesen die Psychologischen Psychotherapeuten höhere Bewertungen auf. - Keine empirische Bestätigung fand Hypothese 7: "Psychotherapeuten, die nicht alleine arbeiten, nehmen eher psychotherapeutische Probleme war als Kollegen, die alleine arbeiten". Nur in ca. 50 % der ethischen Problembereiche hatten Psychotherapeuten, die nicht alleine arbeiten, höhere Bewertungen, in den anderen 50 % hatten Kollegen, die alleine arbeiten, höhere Bewertungen. - Hypothese 8: "Je nach Art der Psychotherapieausbildung werden ethische Problembereiche unterschiedlich gewichtet", wurde im Prinzip empirisch bestätigt, allerdings nicht in den prognostizierten ethischen Bereichen. In den meisten Fällen zeigten die Therapeuten mit einer psychodynamischen Ausbildung (Tiefenpsychologische Ausbildung und Ausbildung in Psychoanalyse) höhere Werte in den 31 ethischen Problembereichen.

6. Maya Harden (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Geschlechtergerechtes Formulieren im Deutschen

7. Marc Hörster

Psychoaktive Substanzen und Sexualerleben - Ergebnisse einer Fragebogenuntersuchung und Entwicklung eines qualitativen Forschungsansatzes

In der vorliegenden Arbeit sollen zuerst die Begriffe der Sexualität und der psychoaktiven Substanz definitorisch eingegrenzt werden, um dann die Wechselwirkung beider Aspekte darzustellen und zusammenhängende Faktoren wie Set und Setting mit einzubeziehen. Daraufhin folgt das Ergebnis einer aufwendigen Literaturrecherche, welches die Wirkung verschiedener Substanzen auf das Sexualleben beschreibt. Auf die Fragestellung hin, welchen Einfluss psychoaktive Substanzen im Hinblick auf das Bedürfnis nach Liebe, das Bedürfnis nach Sex und die Fähigkeit zum Sex haben, werden die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung dargestellt. In der Diskussion erfolgt eine Interpretation der Fragebogenergebnisse und eine umfangreiche Methodenkritik.
Zuletzt soll eine theoretische Integration der Begriffe bzw. Phänomene von psychoaktiven Substanzen, Sexualität und Ritualdynamik versucht werden, dessen Produkt ein Vorschlag, in Form eines Interviewleitfadens, zur weiterführenden Forschung darstellen soll. Rituelle Handlungen und Rituale sind oft im Zusammenhang sowohl mit psychoaktiven Substanzen (z.B. Schamanismus) als auch mit Sexualität (z.B. Tantra) gebracht worden. So stellt sich die Frage, was für eine Rolle ein Ritual in den jeweiligen beiden Kontexten getrennt bzw. bei dessen Zusammenwirkung spielt.

8. Marie-Catherine Lemaitre-Münzenmaier

Die Planungsfähigkeit bei Kindern mit ADHS. Eine experimentelle Untersuchung in Zusammenhang mit der virtuellen Suche

Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen visueller Suche und Planungsfähigkeit bei Kindern mit einem Aufmerksamkeitsdefizit mit Hyperaktivität (ADHS) in einer Spielsituation. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine mögliche Störung der Blickmotorik bei Kindern mit ADHS vorliegt. Aus diesem Fazit entstand die Untersuchung. Die Stichprobe umfasst 80 Kinder zwischen 5;6 und 10;5 Jahren, 40 Kinder hatten ADHS und 40 waren unauffällig. Das Spiel Strippensalat wurde für die Untersuchung der visuellen Suche ausgewählt und das Spiel Go Getter für die Planungsfähigkeit. Bei der visuellen Suche waren alle Kinder unabhänig von der Diagnose gleich erfolgreich, allerdings erwiesen sich die ältern Kinder als schneller. Bei der Planung waren mehr jüngere Kinder aus der Kontrollgrupe erfolgreicher als die Kinder mit ADHS. Die älteren Kinder mit ADHS waren genauso erfolgreich, allerdings impulsiver. Ein schwacher Zusammenhang zwischen visueller Suche und Tempo in der Planung war in der Gesamtstichprobe zu erkennen, deutlicher ausgeprägt bei den Kindern mit ADHS. Ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen der visuellen Suche und dem Erfolg in der Planung wurde bei den Kindern mit ADHS festgestellt. Je schneller und impulsiver sie handeln, desto mehr machen sie Fehler. Die Untersuchung zeigt dennoch, dass die Planungsfähigkeit bei den Kindern mit ADHS später reift.

9. Ildiko Nagy (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Zur automatischen Aktivierbarkeit und Abgrenzbarkeit von ähnlichen Geschlechtssubtypen

(keine Zusammenfassung vorliegend)

10. Heike Pfann (zus. mit Martina Wilke)

In dubio pro REO. Risikoklassifikation und risikospezifische Suche nach Risikoentschärfungsoperatoren

Die vorliegende Diplomarbeit untersucht Entscheidungsverhalten in verschiedenartigen Risikosituationen. Ausgangspunkt ist das Konzept der "Aktiven Risikoentschärfung" von Oswald Huber (z.B. 2004). Es besagt, dass Entscheider in Risikosituationen nach Zusatzhandlungen ("Risikoentschärfungsoperatoren = REOn) suchen, die das Risiko reduzieren können und damit die Entscheidung für eine riskantere Alternative begünstigen.
Ziel der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Studien ist eine Spezifikation und Erweiterung der Theorie Hubers. Dazu wird zunächst eine Replikation der zentralen Ergebnisse der Studien Hubers durchgeführt. Das Hauptanliegen besteht allerdings darin, Unterschiede im Entscheidungsprozess, insbesondere in der Suche nach unterschiedlichen Varianten der Risikoentschärfung, bei verschiedenartigen Risiken aufzudecken.
Zu diesem Zweck wird eine Typologie von vier Risikoarten (Normalbereich, Mittelbereich, Katastrophen und Globalbereich) entwickelt, anhand welcher die zur weiteren Datenerhebung verwendeten Risikoszenarien entworfen werden. Es werden für jeden Risikotyp 3 Szenarien jeweile mit inhaltlichen Thematiken aus den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft/Politik und Ökologie konzipiert, so dass insgesamt 12 Szenarien untersucht werden. In 120 Interviews werden mittel Conversational-AIS und think-aloud Technik verbale Daten von Entscheidungsprozessen zu diesen Szenarien erhoben.
Die Stärke des Einflusses der Risikotypen wird mit derjenigen zulasten der verschiedenen inhaltlichen Bereichen sowie Interaktionen aus Risikotyp und inhaltlichem Bereich als weitere Einflussfaktoren auf die Aktive Risikoentschärfung verglichen und daraus eine Rangfolge der Einflussfaktoren erstellt.
Es zeigt sich, dass die Suche nach verschiedenen REO-Varianten zwar zu einem gewissen Maß als risikospezifisch gelten kann, aber dass der Einfluss zulasten der Interaktion aus Risikotyp und inhaltlicher Bereich insgesamt stärker ist. Insofern scheint das untersuchte Entscheidungsverhalten eher szenariospezifisch zu sein, was für die weitere Erforschung von Entscheidungsprozessen eine Typologie nahe legt, die neben formalen auch thematische Klassifikationskriterien berücksichtigt. Zusätzlich werden explorative Fragestellungen hinsichtlich weiterer verbaler Kategorien berücksichtigt.
Im abschließenden Teil der Arbeit werden die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Relevanz für die Alltags- und Forschungspraxis diskutiert.

11. Corina Raab

Entwicklung eines modularen Inventars zur Erfassung von Risiko- und Protektivfaktoren beim Gebrauch illegaler psychoaktiver Substanzen (IRP)

In der vorliegenden Arbeit wird auf der Basis kognitiv-behavioraler Theorien ein Inventar entwickelt, das Risiko- und Protektivfaktoren beim Gebrauch illegaler psychoaktiver Substanzen erfasst. Es werden zehn substanzspezifische Module konstruiert, die einerseits Wissen über und andererseits den Umgang mit einer bestimmten illegalen Substanz erheben. Die Substanzgruppen, für die jeweils ein Wissens- und ein Verhaltensmodul konzipiert wird, umfassen Cannabis, Amphetamine, Ecstasy, Halluzinogene und Kokain. Es werden jeweils 25 bis 29 Items in einem Modul formuliert, wobei das Inventar schließlich als web-basiertes Erhebungstool programmiert und an einer Stichprobe von 2404 Versuchsteilnehmern erprobt wird. Ziel ist es, die jeweiligen Module bzw. Skalen auf eine Mindestanzahl von 15 Items zu reduzieren, wobei die Ermittlung von Itemschwierigkeit, Itemtrennschärfe, Selektionsindex und einer faktorenanalytischen Analyse der einzelnen Skalen herangezogen werden, die inhaltliche Zusammensetzung der Skalen swie die inhaltliche Interpretierbarkeit dabei dennoch im Vordergrund stehen. Die Trennschärfen können insgesamt als gut, die Itemschwierigkeiten dagegen insgesamt als niedrig und die Selektionsindizes als mittelmäßig beurteilt werden. Die faktorenanalytischen Ladungen zeigen durchschnittlich hohe Haupt- und niedrige Nebenladungen und unterstützen dadurch die Itemselektion. Die internen Konsistenzen verringern sich infolge der Testlängenverkürzung. Sechs Skalen zeigen mittlere Konsistenz-Koeffizienten, während vier Skalen niedrige Reliabilitäten hervorbringen (Cannabis-Wissen, Amphetamine-, Kokain- und Halluzinogene-Verhalten). Für die fünf Verhaltensmodule werden jeweils zwei Validitätskoeffizienten ermittelt. Einerseits werden Validitätsfragen in Anlehnung an die DSM-IV-Kriterien für Abhängigkeit formuliert, andererseits die Frequenz des Konsums als zweites Validitätskriterium herangezogen. Für alle Verhaltensmodule werden mittlere bis sehr hohe Validitäten beobachtet. Weiterführende Hypothesentests, die Normierung sowie die Ermittlung von Validitätskoeffizienten für die Wissensmodule stehen noch aus.

12. Christian Schmidt

Die Erfassung von Scham mittels Szenario-Technik auf der Grundlage des Heidelberger Fragebogen zu Schamgefühlen (HFS)

In der vorliegenden Arbeit wurde anhand der Vorgabe verschiedener Versionen des Heidelberger Fragebogen zu Schamgefühlen (HFS) untersucht, ob es signifikante Unterschiede im Antwortverhalten von Testpersonen insbesondere zwischen der projektiv konzipierten Originalversion des HFS und einer experimentell konstruierten nichtprojektiven Form des HFS gibt. Weiterhin sollte die Hypothese überprüft werden, ob mit der projektiven Originalversion des HFS das individuelle Schamempfinden oder vielmehr das Wissen einer Testperson über Feeling rules bezüglich schamauslösender Situationen erfasst wird. Dazu wurde eine zweite experimentell variierte HFS-Skala konstruiert.
Insgesamt bearbeitete eine Stichprobe von N = 57 Versuchspersonen zu zwei Messzeitpunkten alle drei HFS-Versionen. Das Zeitintervall zwischen den Messzeitpunkten betrug 4-6 Wochen. Die Ergebnisse konnten bestätigen, dass es bei der Bearbeitung der projektiven und nichtprojektiven HFS-Version signifikante Unterschiede gibt, was ein Hinweis darauf ist, dass mit dem HFS in seiner Originalform nicht das individuelle Schamerleben einer Testperson erfasst wird. Dass es sich bei der Erfassung von Scham in der Originalform des HFS jedoch um das Wissen der Testpersonen über Feeling rules bezüglich schamauslösender Situationen handelt, konnte nicht hinreichend nachgewiesen werden. Ausgehend von der Theorie kognitiver Schemata, kann lediglich vermutet werden, dass die Vorgabe unterschiedlicher HFS-Versionen zu einer unterschiedlich starken Aktivierung des Konzepts der Feeling rules führt und dadurch das Antwortverhalten der Testpersonen beeinflusst wird.

13. Martina Wilke (zus. mit Heike Pfann)

In dubio pro REO. Risikoklassifikation und risikospezifische Suche nach Risikoentschärfungsoperatoren

Die vorliegende Diplomarbeit untersucht Entscheidungsverhalten in verschiedenartigen Risikosituationen. Ausgangspunkt ist das Konzept der "Aktiven Risikoentschärfung" von Oswald Huber (z.B. 2004). Es besagt, dass Entscheider in Risikosituationen nach Zusatzhandlungen ("Risikoentschärfungsoperatoren = REOn) suchen, die das Risiko reduzieren können und damit die Entscheidung für eine riskantere Alternative begünstigen.
Ziel der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Studien ist eine Spezifikation und Erweiterung der Theorie Hubers. Dazu wird zunächst eine Replikation der zentralen Ergebnisse der Studien Hubers durchgeführt. Das Hauptanliegen besteht allerdings darin, Unterschiede im Entscheidungsprozess, insbesondere in der Suche nach unterschiedlichen Varianten der Risikoentschärfung, bei verschiedenartigen Risiken aufzudecken.
Zu diesem Zweck wird eine Typologie von vier Risikoarten (Normalbereich, Mittelbereich, Katastrophen und Globalbereich) entwickelt, anhand welcher die zur weiteren Datenerhebung verwendeten Risikoszenarien entworfen werden. Es werden für jeden Risikotyp 3 Szenarien jeweile mit inhaltlichen Thematiken aus den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft/Politik und Ökologie konzipiert, so dass insgesamt 12 Szenarien untersucht werden. In 120 Interviews werden mittel Conversational-AIS und think-aloud Technik verbale Daten von Entscheidungsprozessen zu diesen Szenarien erhoben.
Die Stärke des Einflusses der Risikotypen wird mit derjenigen zulasten der verschiedenen inhaltlichen Bereichen sowie Interaktionen aus Risikotyp und inhaltlichem Bereich als weitere Einflussfaktoren auf die Aktive Risikoentschärfung verglichen und daraus eine Rangfolge der Einflussfaktoren erstellt.
Es zeigt sich, dass die Suche nach verschiedenen REO-Varianten zwar zu einem gewissen Maß als risikospezifisch gelten kann, aber dass der Einfluss zulasten der Interaktion aus Risikotyp und inhaltlicher Bereich insgesamt stärker ist. Insofern scheint das untersuchte Entscheidungsverhalten eher szenariospezifisch zu sein, was für die weitere Erforschung von Entscheidungsprozessen eine Typologie nahe legt, die neben formalen auch thematische Klassifikationskriterien berücksichtigt. Zusätzlich werden explorative Fragestellungen hinsichtlich weiterer verbaler Kategorien berücksichtigt.
Im abschließenden Teil der Arbeit werden die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Relevanz für die Alltags- und Forschungspraxis diskutiert.


2005

1. Unni Aadland (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Autobiographical memory and self-esteem: High and low self-esteem individuals remembering events of pride and shame

The present thesis investigates self-esteem's effect on autobiographical memory retrieval. 69 undergraduate students at the Psychological Department of the University of Heidelberg completed the Revised Version of the German Adaptation of the Rosenberg Self-Esteem Scale (von Collani & Herzberg, 2003) and recalled past experiences of pride and shame. Subsequently, they rated their memories with regard to emotional intensity at recall, emotional intensity during event, personal relevance of event, rumination, and easiness of retrieval. The memory-ratings revealed no significant difference between participants high or low in self-esteem. The results are non-supportive of the hypothesis proposing that people low in self-esteem recall more negative memories compared to people high in self-esteem. An overgeneral retrieval mode in people with low self-esteem was not found. Participants were very specific about negative memories and reported positive memories in rather general terms. Overall, an extremely high level of self-esteem was found in the sample.
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen dem Selbstwertgefühl einer Person und derem autobiographischen Gedächtnis. 69 Studierende der Psychologie an der Universität Heidelberg wurden aufgefordert, sich an Situationen aus dem eigenen Leben zu erinnern, in denen sie sich schämten oder besonders stolz waren. Die Ermittlung des Selbstwertgefühls der Probanden erfolgte über die Revidierte Fassung der deutschsprachigen Skala zum Selbstwertgefühlt von Rosenberg (von Collani & Herzberg, 2003), weiterhin wurde ermittelt, wie emotional die jeweils erinnerte Situation war und welche Relevanz für das eigene Leben die Probanden der Situation beimessen. Die Ergebnisse unterstützen nicht die Hypothese, dass Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl mehr negative autobiographische Erinnerungen abrufen als Personen mit hohem Selbstwertgefühl. Die Probanden erinnerten sich sehr spezifisch an negative Erfahrungen, beschrieben aber die positiven Erfahrungen eher global. Dies spricht nicht für die Hypothese, dass Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl globale negative Erinnerungen abrufen. Insgesamt zeigte die Stichprobe ein sehr hohes Niveau für das Selbstwertgefühl der Probanden.

2. Simone Braun

Güte semiautomatischer Tests zur Modellidentifkation von ARIMA-Zeitreihen. Eine Simulationsstudie

Die ARIMA-Modellierung nach der Box-Jenkins-Methodik beruht auf stochastischen Prozessen, die häufig nicht stationär sind. Ihr Einsatz erfordert spezielle Kenntnisse zumindest dann, wenn die Modellierung "per Hand" erfolgt. Zuverlässige Erklärungen und Prognosen können nur durch geeignete zugrunde liegende Modelle realisiert werden. Dabei wird die Systematik einer Zeitreihe auf der Basis ihres eigenen historischen Verlaufs durch ein ARIMA-Modell beschrieben, indem ein ihr angemessenes mathematisches Modell identifiziert wird, welches durch die Anzahl bzw. die Ordnung der autoregressiven Modellparameter (p), der stationaritätsherstellenden Differenzenbildung (d) und der Moving-Average-Parameter (q) charakterisiert werden kann. Durch den Vergleich von theoretischen und empirischen Partial- und Autokorrelationsfunktionen kann so auf die Anzahl der Parameter der einzelnen Komponenten geschlossen werden. Der Entscheidungsprozess soll durch die semiautomatischen Tests Minimales Informationskriterium (MINIC), Kleinste Kanonische Korrelation (SCAN) und der Erweiterten Autokorrelationsfunktion (ESACF) unterstützt werden - über deren Güte fehlen in der Literatur bisher entsprechende Simulationsstudien. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie sicher das korrekte Modell durch die Verfahren MINIC, SCAN und ESACF identifiziert wird. Auf der Grundlage von 14.400 Experimenten wird dokumentiert, dass lediglich das Minimale Informationskriterium (MINIC) das spezifizierte Modell stationärer AR- bzw. MA-Prozesse erster Ordnung weitgehend korrekt identifiziert. Die Häufigkeit korrekter Identifikationen von ARIMA-Modellen nimmt mit zunehmender Ausprägung in der Parameterhöhe und sinkenden Interkorrelationen der Parameterschätzer zu. Die semiautomatische Modellidentifikation stationärer und differenzstationärer Prozesse *vor* Differenzbildung unterscheidet sich nicht. ESACF empfiehlt, unabhängig von der Anzahl der Messzeitpunkte, in der Regel zu viele Modellparameter.

3. Andrea Grau

Komplexes Problemlösen in politischen Szenarios. Auswirkung politischer Expertise und Ideologie auf das Vorgehen bei der Lösung internationaler Konflikte

Die vorliegende Studie untersucht den Zusammenhang zwischen politischer Expertise und komplexem Problemlösen in politischen Szenarios unter besonderer Berücksichtigung politischen Konservatismus, verstanden als motivierte soziale Kognition (Jost, Glaser, Kruglanski & Sulloway, 2003). Die Versuchsteilnehmenden wurden hinsichtlich ihrer politischen Expertise - operationalisiert anhand der Ausprägung ihres politischen Wissens - sowie ihrer ideologischen Einstellung - erfasst durch die Konservatismusskala von Schiebel, Riemann & Mummendey (1984) und einer deutschsprachigen Version der Sozialen Dominanzorientierungsskala von Six, Wolfradt & Zick (2001) - jeweils in zwei Gruppen eingeteilt. Insgesamt 61 Probandinnen und Probanden bearbeiteten mittels Papier-und-Bleistift-Technik zwei internationale Konflikte mit dem Ziel, zu einer Lösung zu gelangen. Die erhaltenen Protokolle wurden hinsichtlich des detaillierten Lösungsvorgehens (Repräsentations- und Lösungsphase) sowie der konkreten Lösungsvorschläge analysiert. Das ermittelte Ergebnismuster ist ambivalent und so zeigt sich nur bedingt ein Einfluss unterschiedlicher politischer Expertise und Ideologie auf das Problemlösevorgehen und die Lösungsvorschläge. Die Ergebnisse zeigen dennoch, dass (1) das Lösungsvorgehen (Repräsentations- und Lösungsphase) und der konkrete Lösungsvorschlag keinen direkten Zusammenhang aufweisen, (2) unterschiedliche politische Expertise stärkere Auswirkungen auf das Problemlösevorgehen hat, während unterschiedliche politische Werthaltungen die Lösungsvorschläge stärker zu beeinflussen scheinen und (3) das Lösungsvorgehen sowie die konkreten Lösungsvorschläge abhängig sind vom Inhalt des Konflikts.

4. Angelika Heim

Medikamentensucht-Klassifikation: Konstruktion reliabler und valider Subgruppen

Ziel dieser Arbeit war die Bildung von reliablen und validen Subgruppen bei Medikamentenabhängigen. Die zentrale Frage war, ob es möglich ist, auf der Grundlage der Datensätze des Trierer Inventars für Medikamentenabhängige (TIM; Funke, Funke, Klein & Scheller, 1984) die PatientInnen zu klassifizieren und somit Medikamentenabhängige verschiedener Subgruppen zuzuordnen.
Ausgehend von der Theorie, daß es sich bei der Medikamentenabhängigkeit um ein multidimensionales Konstrukt handelt, sollen durch die Erstellung von Typologien, Unterschiede zwischen Medikamentenabhängigen für Forschung und Therapie aufgedeckt werden. Anschließend wäre es möglich, eine für den Therapeuten handhabbare Klassifikationsprozedur für Medikamentensüchtige zu entwickeln, die eine differenzierte Interventionsplanung und die Entwicklung therapeutischer Ziele für die PatientInnen erleichtern.
Die empirische Untersuchung wurde als hypothesentestende Studie an einem Datensatz von PatientInnen überprüft, die sich in der Suchtklinik (Kliniken Wied) in der Eingangsphase einer stationären Entwöhnungsbehandlung befanden.
Zur Überprüfung der aufgestellten Hypothese wurden zur Identifizierung homogener Subgruppen die TIM-Ergebnisse einer hierarchischen Clusteranalyse nach Ward unterzogen. Bei den sieben eruierten Clustern weist ein Cluster einen überproportional erhöhten Frauenanteil auf, man kann hier von einem Frauencluster sprechen, in einem weiteren Cluster sind Frauen überrepräsentiert und das sechste Cluster zeichnet sich durch einen erhöhten Männeranteil aus. Die Bezeichnung der einzelnen Cluster lautet: "Noch-Gewinner I und II", "unauffällige Medikamentenabhängige", low-dose-Abhängige", "Leugner", "Medikamentenabhängige ohne Gewinn" und "schwerst Abhängige". Zur Absicherung der Stabilität der gefundenen Gruppierungen wurde eine Diskriminanzanalyse durchgeführt, die zufriedenstellende Resultate erzielt. Der Einbezug von externen Merkmalen zur Validierung ist ebenso zufriedenstellend.
Insgesamt kann die Bildung von reliablen und validen Subgruppen als gelungen angesehen werden. Für zukünftige Untersuchungen wäre es wünschenswert, die 7-Clusterlösung an einer größeren Stichprobe zu überprüfen und zur Validierung mehr externe Variablen, wie z.B. verschiedene Persönlichkeitsfragebögen mit einzubeziehen.

5. Nina Hohmann

Funktionelle Bildgebung (BOLD_fMRT) des Arbeitsgedächtnisses bei Patienten mit Schizophrenie im Verlauf

Die bisherige fMRT-Forschung auf dem Gebiet der Schizophrenie konzentrierte sich vor allem auf die Lokalisation dysfunktionaler Netzwerke bei der Bearbeitung von kognitiven Aufgaben. Dabei wurden Aufgaben zum Arbeitsgedächtnis wie das n-back Paradigma verwendet, um mögliche Unterschiede des aktivierten Netzwerkes im Gehirn von schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden zu untersuchen. Die Patienten wiesen bei diesen Untersuchungen Hypofrontalität oder dysfunktionale Aktivierungen des frontalen Kortex auf. Die zeitliche Variabilität aktivierter Gehirnregionen schizophrener Patienten, die in der bisherigen Forschung eher vernachlässigt wurde, stand im Fokus dieser Arbeit. Um diese zeitliche Variabilität der neuronalen Aktivierungen bei der Bearbeitung kognitiver Aufgaben näher zu untersuchen, wurden die fMRT-BOLD-Antworten und die Leistung schizophrener Patienten zu zwei Messzeitpunkten im Abstand von zwei Wochen bei der Bearbeitung eines visuell-räumlichen n-back-Paradigmas mit einer Kontrollgruppe verglichen.
Dafür wurden fünf (3 männliche/2 weibliche) ersterkrankte schizophrene Patienten (ICD 10: F 20), die stabil neuroleptisch eingestellt waren und sich in der postremissiven Phase befanden, und sieben (4 männliche/3 weibliche) Kontrollpersonen untersucht. Das Arbeitsgedächtnisparadigma wurde als Blockparadigma mit drei Schwierigkeitsstufen (0-back, 1-back, 2-back) in einem 1.5 T MR-Tomographen mit Hilfe einer Standardkopfspule und einer EPI-Technik durchgeführt und anschließend mit dem Bildverarbeitungsprogramm SPM99 nachbearbeitet. Die aktivierten Voxel wurden unter Annahme des "General Linear Model" identifiziert und mit Hilfe einer VOI ("volumes of interest") Analyse auf signifikante Unterschiede in der Aktivierungsintensität hin berechnet. Die klinische Symptomatik der Patienten wurde zu beiden Zeitpunkten mit der "Brief Psychiatric Rating Scale" (Overall & Gorham, 1962) und dem "Eppendorfer-Schizophrenie-Inventar" (Maß et al., 2000) erhoben.
Die Patienten zeigten in der 1-back- und 2-back-Bedingung des n-back Paradigmas eine signifikant schlechtere Leistung als die Probanden. Über die Zeit hinweg verbesserten sich die Patienten nicht signifikant, sie wiesen aber zum zweiten Messzeitpunkt eine geringere Fehlerzahl auf. Die klinische Symptomatik verbesserte sich leicht. Die Probanden zeigten im frontalen Bereich im 2- vs. 0-back-Kontrast ein stabiles Aktivierungsmuster aus Gyrus frontalis inferior und medius bilateral. Zum ersten Messzeitpunkt zeigten die Patienten eine im Vergleich zu den Probanden verringerte Aktivierung mit einer Lateralisierung der linken Hemisphäre, nach zwei Wochen näherte sich das frontale Aktivierungsmuster dem der Probanden an.
Insgesamt kann man bei den Patienten zum ersten Messzeitpunkt von einer Hypofrontalität sprechen, die sich zum zweiten Messzeitpunkt als eher dysfunktionale frontale Aktivierung darstellte. Die dysfunktionalen Aktivierungsmuster schizophrener Patienten im postakuten Stadium können sich somit verändern und zu einer Verbesserung der kognitiven Leistung beitragen. An diesem Punkt können Therapieprogramme ansetzen, die die kognitiven Fähigkeiten schizophrener Patienten verbessern, deren Wirksamkeit man im Gehirn nachweisen könnte.

6. Sonja Kiko

Eine Konstruktvalidierung des Machiavellismus-Traits mittels Strukturgleichungsmodellen

Die Studie untersucht an 229 Berufstätigen im Alter zwischen 27 und 43 beiderlei Geschlechts und unterschiedlichen Bildungsstandes den Zusammenhang zwischen Trait-Machiavellismus und verschiedenen Konstrukten aus den Bereichen der Allgemeinen Intelligenz, Emotionalen Intelligenz, Empathie, des Emotionalen Erlebens und der Persönlichkeitsmerkmale mittels Strukturgleichungsmodellen. Grundlegend für diese Untersuchung sind die Ausführungen von Christie und Geis (1970), McIlwain (2003) sowie Wiggings (1979). Die Mehrzahl der hier überprüften Modelle ist zu verwerfen; die einzig passenden Modelle beziehen sich auf das Emotionale Erleben und Empathie: Affektive Empathie zeigt einen negativen Einfluss auf Machiavellismus, wohingegen kognitive Empathie keinen Einfluss auf Machiavellismus übt. Das Emotionale Erleben des Machiavellisten ist aufgrund der Ergebnisse der Arbeit wie folgt zu beschreiben: Machiavellismus ist nicht vorhersagbar durch das Erleben von Emotionsüberflutung, sehr wohl aber durch ein ausgeprägtes Erleben von Emotionsmangel. Einen tendenziell positiven Einfluss auf Machiavellismus übt entgegen der Annahme der vorliegenden Arbeit die Akzeptanz der eigenen Emotionen aus. Die wenigen validen Strukturkoeffizienten erreichen lediglich geringe bis mittlere Höhen, was die Notwendigkeit der Untersuchung spezifischer Machiavellismus-Komponenten in Zusammenhang mit verschiedenen Konstrukten nahe legt. Dies scheint vor allem auch deshalb angezeigt, da die Studie aufgrund der überwiegend nicht auf die Daten passenden Modelle die Konstruktvalidität des Machiavellismus-Traits stark in Frage stellt.

7. Tobias Knapp

Raucher sterben früher! Untersuchung der Wirkung von Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln

In dieser Arbeit wurde der Einfluss von Warnhinweisen auf die explizite und implizite Einstellung von Rauchern und Nichtrauchern untersucht. Die Hinweise müssen seit dem 1. Oktober 2003 auf Tabakprodukten vorhanden sein. Die Stärke der Gesundheitsgefahren, vor welchen die Hinweise warnen, wurde in der Untersuchung manipuliert. Die implizte Einstellung aller Versuchspersonen sollte unter der Exposition von stark negativen Hinweisen signifikant negativer werden, als unter der Exposition von schwach negativen Hinweisen. Bei dieser Hypothese sollten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern zeigen. Bei der expliziten Einstellung wurde lediglich unter der Exposition von schwachen Hinweisen kein Unterschied erwartet. Bei starken Hinweisen dagegen sollte die explizite Einstellung von Rauchern signifikant positiver werden als die Einstellung von Nichtrauchern. Bei Rauchern wurde erwartet, dass durch die starken Hinweise eine kognitive Dissonanz erzeugt wird, die durch die Korrektur der expliziten Einstellung in positiver Richtung gemindert wird.
Die präventive Wirkung ist hier einerseits gegeben, da die Einstellung von Nichtrauchern stets negativer wird. Sehr bedenklich ist die beschriebene Wirkung der Warnhinweise insbesondere beim Blick auf das künstlich erzeugte positivere (nicht positive!) Bild vom Rauchen. Dieses Bild wird von Rauchern unter anderem Kindern und Jugendlichen bei zu starken Warnungen vermittelt. Besonders an diesem Punkt gibt die vorliegende Arbeit einen konstruktiven Anstoß für die Veränderung der Tabakprodukt-Verordnung. Sie kann dazu beitragen, dass diese ihrem wichtigen Zweck als Präventivmaßnahme und die Raucherquote zu verringern in höherem Maße nachkommen kann.

8. Kerstin Liebig

Bewerberbindung während der Vorauswahl. Eine explorative Feldstudie zum Umgang von Organisationen mit Bewerbern vor dem Hintergrund neuer Internettechnologien und Talent Relationship Management

Eine explorative Feldstudie untersucht den Umgang Organisationen mit Bewerbern während der Vorauswahl. Das Augenmerk dabei liegt auf Aspekten des Talent Relationship Managements, da solche Aspekte vor dem Hintergrund des künftigen Wettkampfes um qualifiziertes Personal sehr wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen werden. Hierzu bewerben sich zwei fiktive männliche Hochschulabsolventen unterschiedlicher Qualifikation initiativ online bei 30 Organisationen. Über einen Zeitraum von 21 Werktagen werden alle Unternehmensreaktionen detailliert festgehalten und am Ende hinsichtlich der Talent-Relationship-Management-Kriterien Schnelligkeit, Transparenz, individuelle Behandlung, Feedback und Bewerberpool analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Organisationen zurzeit noch keinen bedeutenden Unterschied in der Behandlung von qualifizierten und weniger qualifizierten Bewerbern machen und dadurch sehr wahrscheinlich langfristig sehr gute Mitarbeiter verlieren. Unternehmen scheinen also die Bedeutung einer talentfokussierten Behandlung von Bewerbern noch nicht erkannt zu haben. Sie setzen die einzelnen Kriterien in den verschiedenen Unternehmensreaktionen unterschiedlich gut um. So besteht bei der Unternehmensreaktion "Absage" Verbesserungsbedarf in der qualifikationsabhängigen Formulierung, während die festgelegten Kriterien in Eingangsbestätigungen gut umgesetzt werden.

9. Katja Manecke

Urteilsfehler bei komplexen spezifischen Systemen oder "Ist der Dissipationseffekt taskspezifisch oder universell?"

Die vorliegende Arbeit beleuchtet die Fragestellung, wie Laien über Veränderungen in Ökosystemen urteilen anhand zweier unterschiedlicher Modelle. Zum einen wird ein Paradigma von Peter A. White zum Dissipationseffekt (Auflösungseffekt) dargestellt, der herausfand, dass sich die eingeschätzte Veränderung einer Störung mit zunehmendem Abstand zu ihr immer mehr auflöst und der darlegt, dass die Urteile aufgrund eindimensionaler kausaler Regelwerke erfolgen. Das zweite Modell von David W. Green, das Modell der mentalen Simulation besagt, dass bei der Einschätzung einer Störung in einem Ökosystem eine mentale Simulation abläuft, die auf die Anforderungen der gestellten Aufgabe (Task) abgestimmt wird und adaptiv ist, wenn Widersprüche auftreten. Beide Modelle werden theoretisch erörtert und empirisch untersucht. Bei der Modifikation einer White'schen Versuchsanordnung konnte der Dissipationseffekt bestätigt werden, bei der Modifikation einer Untersuchung zum Modell der mentalen Simulation gab es widersprüchliche Befunde, die entwickelten mentalen Modelle scheinen vielseitig zu sein, die Frage, ob die mentale Simulation adaptiv ist, konnte nicht geklärt werden.

10. Maryam Mohraz

Der Einfluss der Textsorte beim Lernen mit linearen und nicht-linearen Informationsmedien auf den Cognitive Load und Wissenserwerb

Mit diesem Beitrag greife ich die globale Annahme des Cognitive Overhead beim Lernen mit nicht-linearen Informationsmedien auf und spezifiziere diese näher durch die Cognitive Load Theory und Modelle des Textverstehens. Der Fokus liegt dabei auf der Betrachtung der Dimensionen, die einen Extraneous Cognitive Load hervorrufen und einen Einfluss auf den Lernerfolg haben können. In einer Studie mit 2x2-faktoriellem Design wurde die Annahme untersucht, dass der Extraneous Cognitive Load beim Lernen mit Hypertext hauptsächlich durch die Interaktion von Textsorte (mit oder ohne narrativer Struktur) und dem Päsentationsformat (linear/nicht-linear) zustande kommt. 60 Teilnehmer bekamen in einem computerbasierten Lernprogramm einen narrativen oder enzyklopädischen Text in linearem oder nicht-linearem Präsentationsformat dargeboten. Der Cognitive Load wurde durch zwei subjektive Skalen erfasst. Der Lernerfolg wurde anhand des individuellen Wissenszuwachses ermittelt. Hierzu wurden die relative Anzahl richtig reproduzierter Propositionen in den Essays aus den Vor- und Nachtest mittels einer quantitativen propositiionalen Analyse verglichen. Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass sich die nicht-lineare Präsentation eines narrativen Texts negativ auf die kognitive Belastung und den Lernerfolg auswirkt. Dieser Effekt trat in der enzyklopädischen Bedingung nicht auf. Hier gab es keinen signifikanten Unterschied im Cognitive Load und in der Anzah der reproduzierten Propositionen. Die Ergebnisse dieser Studie dienen zudem als Kreuzvalidierung der Erfassung von Stelbstratings zur kognitiven Mehrbelastung mit den propositionalen Analysen zur Erfassung von Wissenserwerb.

11. Jens Daniel Peter (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Der Einfluss allgemeiner und spezifischer Bahnung auf die erlebte emotionale Intensität autobiographischer Erinnerungen

Die vorliegende Arbeit entstand als eine Folgeuntersuchung des Forschungsprojekts "Prozesse der Emotionsregulation bei Patientinnen mit Borderline Persönlichkeitsstörung" von Dr. B. Renneberg am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Zunächst wurde ein Überblick über den Stand der Forschung zum autobiographischen Gedächtnis gegeben. Einen Schwerpunkt bildete dabei das Modell von Conway (Conway, 1996; Conway & Pleydell-Pearce, 2000) zur Struktur und Repräsentation der autobiographischen Wissenbasis. Von besonderem Belang waren dabei Annahmen, die sich aus diesem Modell für Prozesse der Emotionsregulation beim autobiographischen Erinnern ergeben. Es wurden zwei Ansätze referiert, die sich mit diesen Prozessen befassen. Diese beiden Ansätze liefern tendenziell konkurrente Aussagen, was die Auswirkungen von spezifischem und allgemeinem Erinnern auf die erlebte emotionale Intensität beim Erinnern betrifft. Der Ansatz von Williams (1996) unterstellt, dass allgemeines Erinnern - zumindest für depressive Patienten - eine Art "Schutzmechanismus" darstellt und mit weniger intensivem Erleben verbunden ist als spezifisches Erinnern. Philippot, Schaefer und Herbette (2003) dagegen unterstellten, dass die emotionale Intensität beim spezifischen Erinnern normalerweise gehemmt wird und dass deswegen im Vergleich die erlebte Intensität beim allgemeinen Erinnern größer ist. Beide Ansätze wurden dargestellt und in den erweiterten Forschungszusammenhang eingeordnet.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Zusammenhang von allgemeinen und spezifischem autobiographischem Erinnern und dabei auftretender Emotionsregulation zu erhellen. Dafür sollten zum einen die Ergebnisse von Philippot et al. (2003) repliziert werden. Andererseits sollten im Rahmen explorativer Fragestellungen Erkenntnisse über den Einfluss der emotionalen Valenz (positiv und negativ) der zu erinnernden Ereignisse sowie des Geschlechts auf den in Frage stehenden Prozess gewonnen werden. Außerdem wurde von den Versuchspersonen der Fragebogen zu Gedanken und Gefühlen (FGG; Renneberg und Schirmer, 1998) ausgefüllt. Dies geschah, um mögliche Zusammenhänge der beobachteten Prozesse mit borderlinetypischen Kognitionen zu kontrollieren.
Es wurde erwartet, dass die erlebte emotionale Intensität beim Erinnern für spezifische Erinnerungen niedriger liegt als für allgemeine Erinnerungen, unabhängig von der emotionalen Valenz der Erinnerungen und dem Geschlecht der Versuchspersonen. Weiterhin wurde angenommen, dass die erlebte emotionale Intensität im Falle spezifischer Erinnerungen niedriger ist als die Intensität beim ursprünglichen Erleben des entsprechenden Ereignisses. Die Reduktion der Intensität sollte beim allgemeinen Erinnern nicht zu beobachten sein.
An der Untersuchung nahmen 45 klinisch nicht auffällige Versuchspersonen teil, die Teilnehmer waren zum einen Studentinnen und Studenten der Psychologie, zum anderen Personen aus dem Bekanntenkreis des Untersuchers. Alle Teilnehmer füllten ein Tagebuch aus, in das sie positive und negative persönliche Ereignisse über 12 Tage hin notierten und hinsichtlich der Intensität bewerteten. Aus diesen Ereignissen wurden dann zwei positive und zwei negative Ereignisse ausgewählt, die im weiteren Verlauf der Untersuchung dann wieder zu erinnern waren. Um die Erinnerung an diese Ereignisse im "allgemeinen" bzw. "spezifischen" Modus zu gewährleisten, mussten die Versuchspersonen eine Bahnungsphase durchlaufen. In dieser Phase sollten sie entweder allgemeine oder spezifische Erinnerungen memorieren. Das Erinnerungsmaterial für diese Bahnungsphase wurde aus Assoziationen der Teilnehmer gewonnen. Im Anschluss an diese Bahnungsphase erinnerten und imaginierten sie wiederum das ausgewählte emotionale Tagebuchereignis und schätzten die Intensität der dabei erlebten Emotion auf einer Ratingskala ein. Danach füllten die Teilnehmer den FGG aus.
Die Resultate von Philippot et al. (2003) konnten für keine der aufgestellten Hypothesen repliziert werden, es zeigte sich allerdings eine Übereinstimmung in der Tendenz. Zwischen allgemein und spezifisch gebahnten Erinnerungen bestand hinsichtlich der erlebten emotionalen Intensität beim Erinnern kein signifikanter Unterschied. Ein Trend wurde erst erkennbar, als die emotionale Valenz der Erinnerungen und das Geschlecht der Versuchspersonen berücksichtigt wurden. In der Tendenz waren in diesem Fall die Intensitätswerte für allgemein gebahnte Erinnerungen größer als für spezifisch gebahnte Erinnerungen. Allerdings stiegen die Intensitätswerte in jeder Bedingungskombination der Experimentalphase im Vergleich zu den Intensitätswerten der Ereignisse im Tagebuch hochsignifikant an. Die Ergebnisse liefern außerdem Hinweise darauf, dass Prozesse der Emotionsregulation beim autobiographischen Erinnern unter Umständen von der emotionalen Valenz und dem Geschlecht abhängig sein könnten. Vor allem die Tripelinteraktion der Faktoren "Spezifitätsgrad", "Emotion" und "Geschlecht" könnte dabei von Bedeutung sein. Die FGG-Werte korrelierten lediglich mit den Intensitätswerten der allgemein gebahnten Erinnerungen, dies allerdings sehr deutlich fund für beide emotionalen Valenzen.
Im Diskussionsteil wurden die Ergebnisse in den aktuellen Forschungsstand eingeordnet. Dabei wurde insbesondere deutlich, dass die Werte für die erlebte emotionale Intensität in der Bahnungsphase einen entscheidenden Einfluss auf die beim Erinnern erlebte Intensität in der Experimentalphase haben könnten. Außerdem wurde die Möglichkeit dargelegt und begründet, dass sowohl die Ergebnisse von Philippot et al. (2003) als auch die Resultate der vorliegenden Untersuchung alternativ interpretiert werden können. Die Befundlage lässt die Annahme zu, dass die erlebte emotionale Intensität beim spezifischen Erinnern, zumindest für die negative emotionale Valenz, nicht gehemmt, sondern im Falle des allgemeinen Erinnerns intensiviert wird. Für die positive Valenz war dies lediglich für männliche Versuchspersonen zu unterstellen.
Diese Überlegungen wurden sowohl mit Ergebnissen aus anderen Studien wie auch durch Hinweise der vorliegenden Untersuchung begründet. Insbesondere fällt die hohe positive Korrelation der FGG-Werte mit den Intensitätswerten der allgemein gebahnten Erinnerungen bei gleichzeitig nicht bedeutsamer Korrelation mit den intensitätswerten für spezifisch gebahnte Erinnerungen auf. Dieser Umstand konnte mit der entwickelten Alternativinterpretation kohärent interpretiert werden.

12. Barbara Pfeifer (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Untersuchung zur Generierung von Umwelten entsprechend der Entscheidungspräferenz und der damit einhergehenden Selbstregulation am Beispiel der Berufswahl

13. Julia Sarti

Erlernen eines molekularbiologischen Experiments mit Lösungsbeispielen

In der vorliegenden Arbeit wurden zwei Interventionen beim Erlernen eines molekularbiologischen Experiments mit Lösungsbeispielen realisiert und miteinander kombiniert. Erstens, eine Fadingprozedur durch den Übergang von einem vollständigen zu einem unvollständigen Lösungsbeispiel. Zweitens, durch Hinweise (Prompts) induzierte Selbsterklärungen. Hierbei fanden sowohl der Lernerfolg als auch die situative Leistungsmotivation Beachtung.
Die Hypothese, dass der Lernerfolg über die Messzeitpunkte bei Bedingung, die beiden Interventionen kombinieren, signifikant steigt, konnte bestätigt werden. Allerdings konnte nicht bestätigt werden, dass durch die Interventionen die Treatmentgruppen im Posttest signifikant besser abschneiden als die Kontrollgruppe. Weder durch die Fadingsprozedur noch durch die Induktion von Selbsterklärungen noch durch Kombination der beiden Interventionen konnte der Lernerfolg gesteigert werden. Auch die Annahme, dass die Treatmentgruppen im Transferfragebogen signifikant besser abschneiden als die Kontrollgruppe musste zurückgewiesen werden.
Auf motivationaler Ebene konnte bestätigt werden, dass der FAM-Faktor Interesse signifikant mit dem Lernerfolg im Wissenstest zum dritten Messzeitpunkt korreliert, nicht dagegen mit dem Transfertest. Die Hypothesen, dass nach der Intervention bei den Treatmentgruppen die FAM-Faktoren Herausforderung und Misserfolgsbefürchtung signifikant geringer ausfallen sollen als bei der Kontrollgruppe mussten zurückgewiesen werden.
Nicht bestätigt werden konnte die Annahme, dass bei den Personen mit geringem Vorwissen die Misserfolgsbefürchtung geringer ausfallen würde als bei den Personen mit hohem Vorwissen, hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit konnte zwischen den Gruppen mit geringem und hohem Vorwissen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

14. Jochen Schönemann

Feedback-Effekte in virtuellen Lerngruppen. Die Förderung kollaborativen Handelns und Lernens durch Rückmeldung motivationaler und emotionaler Daten und Informationen zur Zusammenarbeit

In dieser experimentellen Studie wurde erforscht, wie kollaboratives Arbeiten und Lernen unterstützt werden können. Dabei wurden zwei Methoden zur Förderung kollaborativen Handelns miteinander verglichen: zum einen die komplementäre Verteilung von Lernressourcen, zum anderen die Rückmeldung motivationaler und emotionaler Daten und Informationen zur Zusammenarbeit. Basierend auf neueren Forschungsarbeiten, die sich mit definitorischen Aspekten von Kollaborationen beschäftigen, wurde dazu zuerst ein Kodierschema entwickelt, mit dessen Hilfe es möglich ist, kollaborative Handlungen in der Interaktion von Lernenden zu identifizieren.
Um die Wirksamkeit der beiden Methoden zur Förderung kollaborativen Handelns zu überprüfen, wurde eine virtuelle Kooperationsumgebung eingesetzt, in der Dyaden von Lernenden einen klinisch-psychologischen Problemfall bearbeiten. Gemäß eines 2x2-faktoriellen Designs wurden die Ressourcenverteilung und die Rückmeldung variiert. Die Lernenden konnten somit einerseits auf vollständiges bzw. zur Lösung des Problemfalls nur unzureichendes Lernmaterial zugreifen. Dabei wurde in regelmäßigen Abständen ihre emotionale und motivationale Befindlichkeit erfasst. Ebenso wurden ihre Interaktionen von einem Beobachter mitverfolgt. Andererseits erfolgte entsprechend des Versuchsdesigns in der Hälfte der Fälle eine sofortige Rückmeldung der emotional-motivationalen Daten und der Kollaborationsereignisse, in der anderen Hälfte blieb dieses Feedback gänzlich aus.
Es wurde ein Einfluss der Interventionen auf die Anzahl kollaborativer Handlungen, auf den Wissenserwerb, auf das Gruppenklima und auf die Qualität der Fall-Lösung postuliert. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Vorteil des Feedbacks und einen schwachen Einfluss der Ressourcenverteilung: Die Rückmeldung führte zu mehr kollaborativen Handlungen, zu einem marginal besseren Gruppenklima und zu einer qualitativ besseren Fall-Lösung, aber entgegen der Vorhersage nicht zu einem größeren Wissenszuwachs. Die Verteilung des Lernmaterials beeinflusste lediglich erwartungsgemäß die Anzahl kollaborativer Interaktionen, nicht aber den Wissenszuwachs.

15. Melanie Simon

Selbsteinschätzung von Gedächtnisleistungen bei neurologischen Patienten: Der Einfluss von frontal-exekutiven Funktionen, Depressivität und Angst

Ausgehend von einer heterogenen Befundlage zu Selbsteinschätzungen von Gedächtnisleistungen soll in der vorliegenden Diplomarbeit der Einfluss von Depressivität und Angst sowie frontal-exekutiver Funktionen herausgearbeitet werden. Während die empirischen Befunde vorhergehender Studien Befindlichkeitsstörungen bereits als eine Moderatorvariable für verzerrte Selbstaussagen identifizieren konnten, sind Befunde zum Einfluss frontaler Exekutivfunktionen rar und weitgehend auf Vermutungen beschränkt. Um diesen Aspekt empirisch zu untersuchen wurde die Gesamtstichprobe von 80 neurologischen Patienten anhand ihrer Ergebnisse in einem verbalen Gedächtnistest und einem Selbsteinschätzungsfragebogen in vier Subgruppen eingeteilt. Neben zwei Gruppen, die ihre Gedächtnisleistungen - ungeachtet des Leistungsniveaus - akkurat einzuschätzen vermochten ("Akkurat Normale" und "Akkurat Beeinträchtigte"), wurden zwei Subgruppen extrahiert, deren Selbsteinschätzung von tatsächlichen Niveau ihrer Gedächtnisleistungen abwichen. Während die "Klagsamen" ihre Leistungsfähigkeit unterschätzten, überschätzten sich die "Minimizer" hinsichtlich ihrer Gedächtnisleistung. Die Gruppen wurden anhand ihrer Ergebnisse in verschiedenen neuropsychologischen Testverfahren sowie Befindlichkeitsparametern verglichen. Erwartungskonform zeichneten sich die "Klagsamen" durch deutlich höhere Werte in den Befindlichkeitsmaßen der HADS-D und signifikant höhere im STAI aus als ihre Vergleichgruppe "Akkurat Normale". Frühere Befunde, welche die Überschätzung von Gedächtnisdefiziten mit Störungen der Befindlichkeit in Verbindung brachten (unter anderem Bolla, Lindgren & Bleecker, 1991; Hütter & Gilsbach, 1995; Gass & Apple, 1997; Fischer, 1989), konnten damit repliziert werden. Gleichzeitig konnten bei den "Minimizern" Defizite im Wisconsin Card Sorting Test festgestellt werden, die sich in zwei der vier Parametern signifikant von den Defiziten der "Akkurat Beeinträchtigten" abhoben, darunter die Indikatorvariable "Anzahl an Perseverationsfehler". Die Vermutungen früherer Arbeiten, frontal-exekutive Funktionen könnten als eine weitere Moderatorvariable ebenfalls Einfluss auf die Selbsteinschätzung von Gedächtnisleistungen haben (Beatty & Monson, 1991; Squire & Zouzounis, 1988; Rourke, Halman & Bassel, 1999 und andere), konnten durch die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit empirisch untermauert werden. Beeinträchtigungen der frontal-exekutiven Funktionen gehen in dieser Stichprobe tatsächlich mit der Unterschätzung von mnestischen Defiziten einher.

16. Kerstin Stickel

Die neuroanatomischen Korrelate des impliziten Gedächtnisses untersucht anhand der funktionellen Magnetresonanztomographie

Diese Untersuchung wurde konzipiert, um die neuroanatomischen Korrelate des impliziten Gedächtnisses, vor allem im Bereich des Cerebellums und des Frontallappens, anhand eines sequentiellen visuell-räumlichen Paradigmas im Blockdesign unter Durchführung einer fMRT zu untersuchen. Des Weiteren wurde untersucht, ob sich Unterschiede zwischen den Reaktionszeiten der Sequenz- und denen der Zufallsblöcke ergeben und ob sich die Varianzen der Reaktionszeiten der visuell-räumlichen Aufgabe von den Varianzen der Reaktionszeiten der Kontrollaufgabe unterscheiden. Es wurden 11 gesunde Probanden (rechtshändig, vier weiblich, sieben männlich, Durchschnittsalter 26 Jahre, Alter zwischen 20 und 33 Jahren, SD=4,96) während der Abarbeitung dieses Paradigmas untersucht. Die Datenanalyse basiert jedoch lediglich auf den Daten von 8 anstelle der 11 anfänglich rekrutierten Probanden, da zwei der Probanden die Sequenz der visuell-räumlichen Aufgabe nachweislich explizit gelernt hatten und ein weiterer Proband die Untersuchung abbrach. Während sich im Hinblick auf die Bildgebungsdaten zwar keine signifikant stärkere cerebelläre Aktivierung in der Sequenz- verglichen mit der Kontrollbedingung zeigte, konnte jedoch eine signifikant stärkere Aktivierung des Frontallappens in der Sequenzbedingung nachgewiesen werden. Hinsichtlich der Verhaltensdaten wiesen die Probanden in den Sequenzblöcken verglichen mit den Zufallsblöcken signifikant kürzere Reaktionszeiten auf. Die Varianzen der Reaktionszeiten der visuell-räumlichen Aufgabe waren jedoch nicht signifikant geringer als die Varianzen der Reaktionszeiten der Kontrollaufgabe.

17. Esther Stroe-Kunold

Multivariate Analyse instationärer Zeitreihen: Integration und Kointegration in Theorie und Simulation

Mit Hilfe der Kointegrationsmethodologie ist die multivariate Modellierung und Analyse instationärer bzw. integrierter Zeitreihen möglich. Für die Begründung des Kointegrationskonzepts, das im Zentrum der Diplomarbeit steht, erhielt der Ökonometriker C.W.J. Granger 2003 den Nobelpreis. Kointegrierte Modelle und deren Fehlerkorrekturrepräsentationen ermöglichen die Betrachtung der beiden Prozesseigenschaften des Gleichgewichts und der dynamischen Anpassungsprozesse. Dabei ist der multivariate Prozess, der sich aus den kointegrierten Komponentenprozessen zusammensetzt, als stabiles System - repräsentiert durch eine durch den Kointegrationsvektor gewichtete stationäre Linearkombination - aufzufassen, in dem Abweichungen vom langfristigen Gleichgewicht nur vorübergehender Natur sind. Das methodologische Thema wird im Rahmen der Arbeit für die psychologische Forschungspraxis erarbeitet, in deren Zusammenhang zeitbezogene und entsprechend zu modellierende Phänomene eine nicht unbedeutende Rolle spielen, die nicht selten miteinander in (Wechsel-)Beziehungen stehen. Übergeordnetes Ziel der Darstellung des Kointegrationsansatzes ist die theoretische und empirische Überprüfung notwendiger Bedingungen für das Vorliegen von Kointegration. Aus diesem Grund werden nach Darstellung der für das Verständnis des Ansatzes notwendigen Grundlagen der Zeitreihenanalyse die in der Fachliteratur in einigen Punkten uneinheitlichen Definitionen von Kointegration theoretisch kontrastiert und diskutiert. Der Zusammenhang zwischen Scheinregression und Kointegration wird beleuchtet und die bisher nur wenig interpretierten Funktionen von Kointegrationsvektor und Anpassungskoeffizient werden beschrieben und graphisch veranschaulicht. Außerdem werden die für den empirischen Teil relevanten Testverfahren dargestellt. Dem ausführlichen theoretischen Teil, der auch einen Literaturüberblick enthält und durch die Erläuterung fraktional integrierter und kointegrierter Modelle und aktuelle Anwendungsbeispiele abgerundet wird, folgt der empirische Teil, im Rahmen dessen Hypothesen zur Güte der Schätzung von Kointegrationsvektor und Anpassungskoeffizient durch Monte-Carlo-Simulationen überprüft werden. Die theoretisch vorgenommenen Annahmen zum Kointegrationskonzept werden durch systematische Simulationen zu den Testverfahren validiert. Eine Schlussbetrachtung vor psychologischem Kontext beschließt die Diplomarbeit.

18. Christoph Witzel

What prototypes can teach us about unknown knowledge (Was uns Prototypen über verkanntes Wissen beibringen können)

The present paper explores the perception of structure in implicit learning. Its objective is to provide a model of the learned structure that is usable in future research on the relationship beween basic abilities to perceive structure and more complex, analytical competencies. Implicit learning is understood in the context of a broader theory on intuitive and analytical intelligence. This theory interrogates the assumption that the features, by which a stimulus or situation may be analysed and described, are naturally given by the external environment. Instead, it argues that such features are a product of neural processes that make it possible to perceive constancies and to relate experiences from the past to new experiences through learning. The epistemological consequences of this constructivist theory are also applied to the researcher, and methodological consequences are taken into account. The stimulus-images used in the empirical studies are produced randomly so that structural regularities are not directly manipulated by the researcher. The model proposed in this paper describes the implicitly learned structure by using the first Principal Components. This model has characteristics that correspond to those of prototypes. Although being concordant with the connectionist line of thought, the proposed model is more illustrative in its simplicity and more interpretable in its results than Artificial Neural Networks. Two paradigms, called Spontaneous Categorization and Prototype Priming, have been developped to test this model. The Prototype Priming experiment confirmed all predictions and reveals itself as being very promising for the future applications.

19. Kerstin Wolf (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Die Interaktion zweier Kontrollprozesse der Aufmerksamkeitslenkung: Inhibition of Return und implizit gelernte Kontrolle der Aufmerksamkeitslenkung

Diese Studie untersucht, ob die Entstehung von implizit gelernter Kontrolle der Aufmerksamkeitslenkung (IKA) in einer regelhaften Umwelt den Hemmprozess Inhibition of Return (IOR) ersetzt oder ob beide gleichzeitig wirksam bleiben. Zur Untersuchung dieser Fragestellung wurde das räumliche Hinweisreizparadigma von Posner (1984) in einer uninformativen und einer informativen Variante verwendet. Die Probanden der informativen Bedingung bearbeiteten zudem eine Generieraufgabe und einen nachexperimentellen Fragebogen, mit denen geprüft werden sollte, ob implizit gelernt worden war. Mit der uninformativen Bedingung wurde der typische IOR-Effekt repliziert. In der informativen Bedingung konnte einerseits nachgewiesen werden, dass die Probanden die Regelhaftigkeiten des Versuchsablaufs implizit lernten. Andererseits zeigte sich in der informativen Bedingung, dass der IOR-Effekt bei gleichzeitiger Entwicklung von IKA über das Experiment hinweg in seiner Stärke abnimmt. Die Reduktion konnte weder mit Habituation noch mit anderen Erfahrungseffekten vollständig erklärt werden. Auch wenn der IOR-Effekt abnimmt, so verschwindet er jedoch nicht, sondern stabilisiert sich auf weiterhin hohem Niveau. Die Ergebnisse zeigen, dass IKA und IOR in regehaften Umwelten mit salienten Hinweisreizen gleichzeitig aktiv sind und sich in ihrer Wirkung ergänzen. Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass IKA einen leichten Einfluss auf IOR hat, so kann das Verhältnis der beiden Prozesse insgesamt als eher parallel beschrieben werden. Die vorliegende Arbeit stützt somit die Ansicht, dass es sich bei IOR um einen starken, d.h. rigiden und obligatorischen Prozess handelt.

20. Nicole Wullers (delegiert an Bernd Reuschenbach)

Belastungserleben und Erholungsverhalten pflegender Angehöriger von Menschen mit Schädel-Hirn-Verletzung

Ziel dieser Studie war es, das Belastungserleben und Erholungsverhalten pflegender Angehöriger von Schädel-Hirn-Verletzten aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Zum einen wurden Belastung, Erholung und Befinden von neun pflegenden Angehörigen über drei quantitative Instrumente (EBF, MDBF, EBE) erhoben und mit den Ergebnissen einer Kontrollstichprobe verglichen. Dabei zeigen sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Allerdings können sowohl innerhalb der Gruppe der Angehörigen als auch innerhalb der Kontrollgruppe positive korrelative Zusammenhänge zwischen Erholung und positivem Befinden ermittelt werden. In einem zweiten Ansatz wurden die neun pflegenden Angehörigen in qualitativen Interviews über ihre Belastungen und Bewältigungsstrategien, über positive Aspekte der Pflege sowie über ihr Erholungsverhalten befragt. Die erstellten Transkripte wurden qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet. Dabei ergab sich eine weitgehende Bestätigung der Erkenntnisse aus der Literatur. Zusätzlich konnten zahlreiche externe und interne Einflussfaktoren ermittelt werden, die sich hemmend oder fördernd auf das Erholungsverhalten auswirken. Die Erkenntnisse wurden in ein hypothetisches Prozessmodell des Erholungsverhaltens integriert.


2004

1. Doris Erbe

Neue Erfolgsprädiktoren in der Raucherentwöhnung: Selbstkonzept und implizite Einstellung

Ziel der Diplomarbeit ist es, anläßlich der häufig geringen Erfolgsquote von Maßnahmen zur Raucherentwöhnung neue Erfolgsprädiktoren zu finden, die innerhalb des Individuums anzusiedeln sind. Eine Vermutung war dabei aufgrund der häufigen Diskrepanz zwischen dem geäußertem Vorhaben, mit dem Rauchen aufzuhören und den entsprechenden Bemühungen einerseits und dem häufigen Weiterrauchen andererseits, daß die der Raucherentwöhnung zugrunde liegenden Prozesse nicht (oder zumindest nicht ausschließlich) unter der (bewußten) Kontrolle der Betreffenden sind oder unbewußt stattfinden. Geleitet von den Annahmen von Zwei-Prozeß-Modellen wie z.B. dem MODE-Model von Fazio (1990) sollte untersucht werden, ob implizit gemessene Größen den Erfolg in der Raucherentwöhnung voraussagen können. Dabei wurden das implizite Selbstkonzept und die implizite Einstellung gewählt, da in beiden Variablen durch bisherige Untersuchungen bereits statistisch bedeutsame Unterschiede zwischen RaucherInnen und NichtraucherInnen belegt sind.
Hypothesen der Untersuchung waren, daß zum einen Einstellung und Selbstkonzept signifikante Prädiktoren für den Entwöhnungserfolg sind, und daß zum anderen die impliziten Formen beider Größen eigene Anteile in der Varianzaufklärung haben. In der Erhebung wurden bei einer vor allem aus Raucherentwöhnungskursen rekrutierten Stichprobe von 40 Personen Einstellung und Selbstkonzept zum Rauchen sowohl in ihrer expliziten als auch in ihrer impliziten Ausprägung und zusätzlich die körperliche Nikotinabhängigkeit und einige Fakten zum derzeitigen und geplanten Rauchverhalten erfaßt. Die impliziten Maße wurden mit Varianten des Impliziten Assoziations-Tests (IAT), alle anderen mit einem Fragebogen erhoben. Vier Wochen nach der Erstuntersuchung wurden die ProbandInnen telefonisch zu ihrem derzeitigen Tageskonsum an Zigaretten befragt.
Die Auswertung erfolgte mithilfe hierarchischer Regressionsanalysen und zeigte, daß die implizite Einstellung und das explizit erfaßte Selbstkonzept den Rückgang in der Anzahl täglich gerauchter Zigaretten voraussagen können, daß dagegen für die Erreichung des Zielkonsums nur das explizite Selbstbild eine Rolle zu spielen scheint. Überraschend war die Richtung der Vorhersage: je negativer die implizite Einstellung eines Rauchers/einer Raucherin zum Rauchen ist und je mehr er oder sie sich schon als NichtraucherIn sieht, desto geringer ist der Entwöhnungserfolg. Ersteres könnte daran liegen, daß mißerfolgsgewöhnte Entwöhnungswillige geringere Erfolgschancen und außerdem eine negativere implizite Einstellung zum Rauchen haben als RaucherInnen, die noch keinen vergeblichen Entwöhnungsversuch hinter sich haben. Letzteres könnte etwas damit zu tun haben, daß sich RaucherInnen erst bewußt machen müssen, daß sie RaucherInnen sind, bevor sie an der Entwöhnung arbeiten können.

2. Carmen Fehrenbach

Die Produktion eines Wissenschaftsfilms: Neglect - Nur noch die halbe Welt (PDF-File available)

Diese Diplomarbeit beschreibt die Konzeption und Produktion eines Wissenschaftsfilms von 63 Minuten Länge mit dem Titel "Neglect - Nur noch die halbe Welt". Der Film ist der Arbeit auf DVD beigefügt und stellt einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit dar. Er vermittelt Grundlagen zu Symptomatik, Diagnostik und Therapie der neuropsychologischen Störung. Der Film entstand zwischen Januar 2003 und August 2004 in Zusammenarbeit mit den Kliniken Schmieder, Speyererhof, Heidelberg, und den Neurologischen Universitätskliniken Heidelberg, Mannheim und Tübingen.

3. Marion Hachmann-Gleixner

Das Psychologische Institut Heidelberg im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit (PDF-File available)

Die Geschichte des Heidelberger Psychologischen Instituts, mit Fokus auf den Einfluss des Nationalsozialismus auf Forschung und Lehre, sowie die Nachkriegszeit und die Institutsführung durch die Professoren Hellpach und Rudert, sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Vergleich von Lehrangebot, Vordiplomsarbeiten, Doktorarbeiten und seit 1941 Diplomabschlüssen aus der Zeit vor, während und nach Ende des nationalsozialistischen Regimes ermöglichten Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Psychologie in Heidelberg zu untersuchen. Für den Untersuchungszeitraum von 1925 bis Ende der 50er Jahre wurden Veröffentlichungen, die sich generell mit der Entwicklung der Psychologie auseinandersetzen, berücksichtigt. Personal- und Vorlesungsverzeichnisse, Vordiplomsarbeiten, Diplomabschlüsse und Dissertationen wurden erfasst und deskriptiv ausgewertet. Halbstrukturierte Interviews, bei denen Dokumente und Bilder als Erinnerungshilfen Verwendung fanden, wurden mit einigen wenigen Zeitzeugen geführt. Die erfassten Daten aus diesen Interviews dienten oftmals als Hinweis für die Recherche in Archiven. Quellen aus den Universitätsarchiven Heidelberg und Leipzig, dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart und dem Bundesarchiv Koblenz wurden recherchiert und ausgewertet. Die Aktenanfrage beim Bundesarchiv-Militärarchiv zu Unterlagen der zentralen Dienststellen der Wehrmacht gestaltete sich erfolglos, da viele Dokumente aus der Zeit bis 1945 verloren gegangen sind.
Der erste Teil der Arbeit vertieft die Analyse der Entstehungsgeschichte der Psychologie in Heidelberg von Mitte der 20er Jahre bis Ende der 50er Jahre, und berücksichtigt die Auswirkungen der, durch die Nationalsozialisten forcierten, personellen Veränderungen auf die Institutionalisierung. Der zweite Teil konzentriert sich auf den ersten Nachkriegsordinarius Johannes Rudert unter Berücksichtigung seiner professionellen Tätigkeit an der Universität Leipzig und als Heerespsychologe.
Der Nationalsozialismus führte am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg, durch antisemitische Aktivitäten und Auswirkungen der Kriegshandlungen, zu einer Verlangsamung der Professionalisierung und zu Einschränkungen in der Meinungsäußerung der Dozenten. Willy Hellpach vermied es sich durch offene Opposition in persönliche Schwierigkeiten zu bringen, und konnte seine beruflichen und persönlichen Interessen während der nationalsozialistischen Herrschaft mit wenigen Einschränkungen weiterführen.Johannes Rudert war zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft am Leipziger Psychologischen Institut. Als Assistent von Felix Krueger beteiligte er sich dort an der Vorbereitung des 13. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, in dessen Anschluß er einen Artikel zum Kongress mit völkischem Einschlag redigiert. Die Euphorie für die neuen Machthaber, die sich in dem Artikel niederschlägt, hat nicht lange angehalten, in seiner Forschung und Lehre liess Rudert sich nicht von der nationalsozialistischen Ideologie leiten. Mutig setzte er sich 1935 in seiner Habilitationsschrift mit der Typenlehre von Erich Jaensch auseinander und seinen Schülern bot er durch seine offen ausgedrückte Ablehnung gegen den Nationalsozialismus Orientierungshilfe. Den Geschehnissen zum 13. Kongress stellte er sich nie offen in der Diskussion, zum Ende des nationalsozialistischen Regimes, fragte er jedoch, ob wir „nur an der Oberfläche oder nur aus der Anpassung an das, was alle reden und tun“, leben.

4. Monika Köppl (delegiert an Dr. Birgit Träuble)

Der Einfluss domänenspezifischen Wissens auf die Kausalwahrnehmung

Zur Abgrenzung von domänenspezifischen und domänenübergreifenden Ansätzen zur Entwicklung der Kausalwahrnehmung soll anhand der Theorie von Mandler (1992, 1998) der Einfluss konzeptuellen Wissens auf die Kausalwahrnehmung überprüft werden. Dazu wurde untersucht, ob 7 Monate alte Säuglinge kategoriales Wissen über Lebewesen und unbelebte Objekte nutzen können, um ein verdecktes Kausalereignis als solches wahrzunehmen. Im Rahmen eines Erwartungsverletzungsparadigmas wurden 28 Säuglinge in einer blickkontrollierten Habituationsprozedur an einen Film gewöhnt, der ein verdecktes Kollisionsereignis zwischen einem Menschen und einer Kiste darstellte. Die beiden Testsequenzen ohne Verdeckung zeigten Szenen, in denen der Mensch die Kiste erwartungsgemäß anstieß (Kontakt) bzw. stehenblieb, und die Kiste sich von alleine bewegte (Nonkontakt). Eine Blickpräferenz für das Nonkontaktereignis galt als Indikator dafür, dass die Habituationsszene kausal interpretiert wurde. Da die Ergebnisse keine Blickpräferenzen für eine der beiden Testszenen belegen konnten, werden neben Veränderungen am Material und der Prozedur auch Erklärungen alternativer theoretischer Ansätze diskutiert.

5. Grit Ramuschkat

Prospektives Gedächtnis und Altern

Das Herzstück dieser Diplomarbeit bilden vier Publikationsprojekte, die sich in unterschiedlichen Stadien des Publikationsprozesses befinden. Alle vier empirischen Beiträge lassen sich dabei dem Thema "Prospektives Gedächtnis und Altern" zuordnen. Den Hauptschwerpunkt dieser Arbeit stellt die Untersuchung derjenigen kognitiven als auch nicht-kognitiven Prozesse dar, die altersbedingten Abnahmen in der prospektiven Gedächtnisleistung zugrundeliegen könnten. Insbesondere die Untersuchung präfrontaler Cortexfunktionen gilt diesbezüglich als ein vielversprechender Ansatz. Aber auch Auswirkungen der wahrgenommenen Aufgabenwichtigkeit als ein potentieller nicht-kognitiver Einflussfaktor auf die prospektive Gedächtnisleistung werden untersucht, unter denen ältere und jüngere Erwachsene vergleichbare Ergebnisse erzielen. Die Forschungsfragen werden anhand zum Teil unterschiedlicher prospektiver Aufgabentypen untersucht.
Die vier Publikationsprojekte, die den Teil B der empirischen Beiträge ausmachen, werden durch einen gemeinsamen Teil A, der sich theoretischen Grundlagen wie beispielsweise den Unterschieden zwischen prospektiven und retrospektiven Erinnerungsvorgängen oder den spezifischen Anforderungen ereignis- und zeitbasierter, sowie komplexer und habitueller prospektiver Gedächtnisaufgaben widmet, sowie durch einen gemeinsamen Teil C, der die zusammenfassende Diskussion der Hauptergebnisse aus allen vier Beiträgen beinhaltet, abgerundet. Abschließend wird klar, dass prospektives Erinnern keinesfalls eine eigene Gedächtnisfunktion, sondern vielmehr ein Konglomerat aus vielen verschiedenen kognitiven Prozessen darstellt.

6. Nicole Siegwald (delegiert an Dr. Birgit Träuble)

Konzeptuelles Wissen als Basis für verallgemeinerndes Schlußfolgern bei sieben Monate alten Säuglingen

7. Tetiana Stadneytska

Stationaritätsverletzung bei ARMA-Modellen: Eine Simulationsstudie

Stationarität ist eine notwendige Voraussetzung für die Modellierung von Prozessen nach Box & Jenkins ARMA-Methodik. Viele psychologische Zeitreihen sind nicht-stationär. Instationäre Prozesse können nach entsprechenden stationaritätsherstellenden Transformationen modelliert werden. Die Wahl einer richtigen Transformationsmethode setzt Kenntnis über die Ursache der Nicht-Stationarität der zu analysierenden Zeitreihe voraus. Am häufigsten wird die Nicht-Stationarität durch einen stochastischen Drift oder einen deterministischen Zeittrend verursacht. Driftende Zeitreihen werden durch Differenzbildung und trendende Zeitreihen durch Polynomsubstraktion stationär gemacht. Bei empirischen Zeitreihen ist die genaue Ursache der Nicht-Stationarität in der Regel unbekannt und wird mit Hilfe von Unit-Root-Tests festgestellt. In der vorliegenden Arbeit wird die aus der Literatur bekannte mangelhafte Teststärke der Unit-Root-Tests bestätigt. Es wird gezeigt, dass die Gefahr, eine falsche Ursache für die Nicht-Stationarität einer empirischen Zeitreihe anzunehmen, sehr groß ist. Auf der Grundlage von 6000 Monte-Carlo-Experimenten wird dokumentiert, dass die Anwendung einer falschen Transformationsmethode zu einer starken Verzerrung der tatsächlichen Prozessparametern führt. Besonders groß sind die Abweichungen der Schätzungen von den wahren Parametern, wenn driftende Zeitreihen durch Polynomsubstraktion transformiert werden. Darüber hinaus wird gezeigt, dass die Anwendung einer richtigen stationaritätsherstellenden Transformation nur dann erwartungstreue und genaue Parameterschätzungen gewährleistet, wenn die Zeitreihenlänge ausreichend groß ist. Man muss mit etwa 100 Messzeitpunkten pro Parameter rechnen.

8. Vera Steiger (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Zur Geschichte des generischen Maskulinums

Die Ausführungen dieser Diplomarbeit beschäftigen sich mit der historischen Entwicklung des generischen Maskulinums, insbesondere mit seiner Entstehung, Durchsetzung und Verwendung als sprachliche Konvention im Deutschen. Ein Exkurs in die Geschichte der grammatischen Genustheorien vom Altertum bis ins 20. Jahrhundert zeigt, dass Konzeptualisierung und Gebrauch des generischen Maskulinums keine bloße Formalität, sondern Ausdruck von Zeitgeist und epochenspezifischen, soziokulturellen Gegebenheiten sind. Der patriarchalisch geprägte, ideologische Grundsatz der Höherwertigkeit des maskulinen Geschlechts und seine gleichzeitige Entsprechung in der gesellschaftlich-rechtlichen Realität liegen dem generischen Maskulinum zugrunde. Die hier vorliegenden historischen Befunde unterstützen damit die Ergebnisse der psycholinguistischen Forschung, denen zufolge der generischen Definition des Maskulinums keine wirklich generische, d.h. geschlechtsabstrahierende kognitive Repräsentation entspricht.

9. Johannes von Tiling

Anwendungen des Sozialkonstruktivismus. Kritikpotential und psychologische Praxis

Der vorliegenden Arbeit geht es um die Beziehung zwischen Theorie und Praxis des Sozialkonstruktivismus ('Social Constructivism', vgl. Burr, 2003). Zunächst versuche ich zu zeigen, daß dessen psychologische Erklärungsmöglichkeiten bislang nicht ausgeschöpft worden sind. Wie anhand der Begriffe Handlung, Subjektivität und Identität beispielhaft erläutert wird, leidet er an einer Überbetonung sprachlicher Aspekte menschlichen Handelns zulasten kultureller und sozialer. Ich schlage deshalb eine alternative sozialkonstruktivistische Konzeption vor, die sich erstens, kulturpsychologischen Ansätzen ähnlich, einer inhaltlich-kontextuellen Sichtweise menschlichen Handelns verschreibt, und zweitens im Begriff der Anerkennung ein schlüssiges sozialkonstruktivistisches Motivationskonzept gefunden zu haben meint, welches auch eine gesellschaftstheoretische Anbindung zur Verfügung stellt. Diese Anbindung wiederum ermöglicht es meinem Ansatz, psychologie- und gesellschaftskritische Anliegen besser artikulieren zu können als herkömmliche, etwa postmoderne Herangehensweisen. Ich schlage daher eine Variante 'kritischer' Psychologie vor, die über den Anerkennungsbegriff Verbindungen zwischen Individuum und Gesellschaft sichtbar zu machen versucht. Dies ermöglicht gleichzeitig eine alternative Form psychologischer Praxis, die nämlich weder, wie bei der Mainstream-Psychologie zu beobachten, psychosoziale Probleme einseitig in den einzelnen hineinverlegt, noch den Betroffenen unnötigerweise das postmoderne Menschenbild aufzwingt, wie dies die sozialkonstruktivistische Praxis gewöhnlich vornimmt. Diese Zusammenhänge werden vor allem am Beispiel der Psychotherapie verdeutlicht.
siehe auch http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-08/08-1-44-d.htm

10. Sebastian Töpfer

Instanzenbasiertes Lernen: Der Einfluss von Zeitdruck und Persönlichkeitsmerkmalen beim Komplexen Problemlösen mit dem Water-Purification-Plant-Szenario

Das komplexe Problemlöse-Szenario Water-Purification-Plant (WPP) wird in der vorliegenden Diplomarbeit verwendet, um das Modell der Instanzenbasierten Lerntheorie von Gonzales et al. zu überprüfen. Hierfür spielen zwei Gruppen das Szenario mehrmals an zwei aufeinander folgenden Tagen ohne und mit Zeitdruck durch. Als Kovariaten fließen in die repeated measurement Analyse drei ausgewählte Persönlichkeitsmerkmale aus dem NEO-FFI (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen) und die Computervorerfahrung mit ein. Im Gegensatz zu den Befunden von Gonzalez et al. finden sich keine signifikanten Effekte bei den Kovariaten. Erst in der explorativen Analyse mittels einzelner t-Tests der Daten zeigt sich ein starker Einfluss der Variable Computervorerfahrung an beiden Test-Tagen. Des weiteren erreichen die männlichen Teilnehmer signifikant bessere Werte bei der WPP am zweiten Tag, wobei aber der Lerngewinn für männliche und weibliche Teilnehmer/innen von Tag1 zu Tag2 fast gleich ist. Eine qualitative Analyse der Daten zeigt keinen Effekt für zwei gebildete Gruppen, die sich durch mehr Gewinne versus mehr Verluste bei den Durchgängen unterscheiden. Die Analyse der Verlaufskurven zeigt, dass erfolgreiches Agieren in der WPP mit niedrigen Neurotizismus-Werten zusammenhängt. Des weiteren scheinen vorausschauendes Handeln und nur leichte Veränderungen der Strategie wichtig für gute Leistung bei der Bearbeitung der WPP zu sein. IBLT-Modell kann aufgrund der empirischen Daten als nicht bestätigt angesehen werden. Die WPP aber ist ein gut programmiertes Szenario, das viele Möglichkeiten zur weiteren Erforschung bietet.

11. Angelika Treibel

Bestandsaufnahme und Perspektive deutschsprachiger Internetangebote für Opfer sexueller Gewalt: eine Online-Befragung Betroffener

Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, eine Bestandsaufnahme zu schaffen hinsichtlich der Möglichkeiten, die das Internet bietet oder bieten kann, (erwachsene) Opfer sexueller Gewalt in ihrem Bewältigungsprozess zu unterstützen. Hierbei handelt es sich um wissenschaftliches Neuland, zu dem es bisher nur vereinzelt empirische Erkenntnisse gibt. Im theoretischen Teil der Arbeit geht es zunächst darum, den Gegenstandsbereich "sexueller Gewalt" zu umreißen. Eine erschöpfende Darstellung des Themas kann hier nicht Ziel sein; vielmehr geht es darum, einen Überblick über das komplexe Thema "sexuelle Gewalt" zu geben und hierbei jene Faktoren besonders zu berücksichtigen, die für die Situation von Opfern sexueller Gewalt relevant sind. Hierzu werden empirische Erkenntnisse der Kriminologie und Viktimologie sowie der klinischen Psychologie dargelegt. Schließlich geht es auch um die Frage, wo und in welcher Form Opfer sexueller Gewalt Hilfe finden, und welche Erkenntnisse es über das Copingverhalten der Opfer gibt. Der theoretische Teil der Arbeit setzt sich fort in der Bestandsaufnahme des Internets aus psychologischer Sicht. Hierbei geht es um die Beschreibung der Grundgesamtheit der bundesrepublikanischen InternetbenutzerInnen, um Möglichkeiten und Grenzen psychologischer Online-Hilfe sowie um Besonderheiten computervermittelter Kommunikation.
Kern des empirischen Teils der Arbeit ist die Online-Befragung von N=149 Opfern sexueller Gewalt; diese Befragung hat zum Ziel, zu erkunden, ob und wie Opfer sexueller Gewalt über das Internet erreicht werden, welche Wünsche und Erwartungen sie an Hilfeangebote im Internet haben und welche Erfahrungen sie bisher mit dem Internet diesbezüglich gemacht haben. Die Betrachtung konzentriert sich auf deutschsprachige Internetangebote. Weiter geht es ganz grundsätzlich um die Frage, ob die Befragung von Betroffenen akzeptiert wird und welche ethischen und psychologischen Probleme hierbei auftreten. Die Ergebnisse geben Anhaltspunkte für Aufbau und Inhalt von Hilfe- und Informationsangeboten für Opfer sexueller Gewalt sowie für die Durchführung zukünftiger Befragungen zu diesem Thema.


2003

1. Wibke Büttner

Ethnisches Ambiente in Heidelberger Restaurants (Magisterarbeit, in Zusammenarbeit mit der Dr. Rainer Wild-Stiftung - Stiftung für gesunde Ernährung)

Aus der vorliegenden Arbeit wird deutlich, dass Menschen aus unterschiedlichen Gründen essen gehen. Praktische Überlegungen gehen dabei einher mit genießerischen Aspekten. Sie stellen unterschiedliche Anforderungen an Restaurants und deren Ambiente. Während der Eine ein sehr exotisches Ambiente sucht, wünscht der Andere, ein asiatisches Gericht in einer westlich angepassten Umgebung einzunehmen. Doch auch die Wahrnehmungen sind unterschiedlich: Empfindet ein Gast das Ambiente als kitschig, so erfreut sich vielleicht ein anderer an der Farbenvielfalt und ein Dritter nimmt den Raum, in dem er sitzt, gar nicht wahr.
Weiterhin ist ersichtlich, dass die Anforderungen an das Ambiente mit der Art des Restaurants korrelieren. Die Erwartungen an ein Restaurant der teuren Kategorie unterschieden sich - verständlicherweise - von den Erwartungen an die Schnellrestaurants. Deutlich wird auch, dass keine konkreten Vorstellungen darüber herrschen, wie das Ambiente gestaltet sein soll. Oft wurde erwähnt, das Ambiente solle zum Essenn passen oder einen Hauch des jeweiligen Landes vermitteln, doch wie genau das geschehen solle, konnte nicht beschrieben werden.
Der Schwerpunkt der Arbeit lag auf den Restaurants und ihrem Ambiente. Die ermittelten Ergebnisse zeigten Tendenzen auf, an Hand derer deutlich wurde, dass das Ambiente eines von mehreren Kriterien zur Restaurantswahl darstellt. Bei den Gästen nahm das Ambiente teilweise einen hohen und teilweise einen niedrigen Stellenwert ein, abhängig vom Restauranttyp. Nie wurde es aber wichtiger als das Essen selbst erachtet. Generell herrschten keine konkreten Vorstellungen darüber, wie das Ambiente aussehen sollte. Es sollte nur gefallen und die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Daher variierten auch die Aussagen darüber, was positiv und was negativ auffiel. Das Ambiente beim Asiaten wurde oft mit Kitsch assoziiert. Zu viel Kitsch fiel negativ auf, während wenig Kitsch als angenehm empfunden wurde. Als störend wurde auch ein zu westliches oder angepasstes Ambiente empfunden.

2. Ruth Gramm (delegiert an Dr. Bernhard Croissant)

Psychometrische Moderatorvariablen in einem psychophysiologischen Stressexperiment bei Risikoprobanden mit Alkoholgabe

In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob sich Personen, die einen alkoholkranken Vater haben - sogenannte Risikoprobanden -, von Personen ohne familiäre Vorbelastung durch Alkoholismus - als Kontrollprobanden bezeichnet - durch höhere Sensation Seeking-Werte unterscheiden. Des Weiteren wurde geprüft, ob bei diesen Risikoprobanden eine stärkere stressreduzierende Wirkung von Alkohol im Vergleich zu den Kontrollprobanden nachgewiesen werden kann - dieser Befund ist in der Forschungsliteratur vielfach nachgewiesen worden - und ob die höhere Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Sensation Seeking damit in Zusammenhang steht. Darüber hinaus wurde die Gesamtstichprobe unabhängig von der familiären Vorbelastung bezüglich ihrer Ausprägung im Merkmal Sensation Seeking betrachtet und untersucht, ob sich jenseits des familiären Risikofaktors Zusammenhänge zwischen dem stressreduzierenden Effekt von Alkohol und diesem Persönlichkeitsmerkmal finden lassen. Bei allen Fragestellungen wurde auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern geachtet. Schließlich wurden die Sensation Seeking-Subskalen auf Zusammenhänge mit den Subskalen des Tridimensional Personality Questionnaire überprüft.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es für das Verstehen der multiätiologischen Entstehung einer Alkoholabhängigkeit durchaus sinnvoll ist, mehrere Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, gemeinsam zu untersuchen. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse dürfte aber das Konstrukt Sensation Seeking in diesem Kontext nur eine untergeordnete Rolle spielen, weshalb es geboten erscheint, das Interesse anderen Persönlichkeitsmerkmalen zuzuwenden.

3. Cornelia Kappus

Nutzung und emotionale Auswirkungen von Internetangeboten zur Borderline Persönlichkeitsstörung.

Die vorliegende Diplomarbeit untersuchte anhand eines Online-Fragebogens Nutzung und emotionale Auswirkungen von Internetangeboten zur Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS). Es wurden Informationen zu den Angeboten allgemeiner Informationsseiten, Chats und Mailinglisten zur BPS sowie zu privaten Homepages Betroffener erhoben. Des Weiteren wurden anhang des Fragebogens zu Gedanken und Gefühlen (FGG, Renneberg & Schirmer, 1998) Borderline-typische Emotionen und Kognitionen erfragt. Der Online-Fragebogen lag in englischer und deutscher Sprache als WWW-Formular auf einer eigenen Homepage vor. An der Untersuchung nahmen insgesamt 273 Internet-NutzerInnen teil.
Im Fragebogen zu Gedanken und Gefühlen erreichten Betroffene signifikant höhere Werte als Nichtbetroffene. Dies entspricht Ergebnissen aus bereits vorliegenden Studien zum FGG. Die Betroffenen aus der Online-Untersuchung wiesen sogar signifikant höhere FGG-Werte auf als eine Vergleichsgruppe von Borderline-Patientinnen während eines stationären Klinikaufenthaltes. Auch die diskriminante Validität des FGG in Bezug auf die Unterscheidung zwischen Betroffenen und Nichtbetroffenen konnte als sehr gut beurteilt werden.
Der Anteil weiblicher Nutzer von Internetangeboten zur BPS lag bei 79%. 59% der ProbandInnen bezeichneten sich selbst als "persönlich von der BPS betroffen". Hinsichtlich der Nutzung und des Stellenwertes von Internetangeboten zur BPS unterschieden sich Betroffene und Nichtbetroffene nur geringfügig voneinander. Borderline-spezifische Mailinglisten stellten das am häufigsten genutzte Angebot dar: 76% der ProbandInnen nutzen dieses Angebot täglich oder mehrmals wöchentlich. Borderline-spezifische Chats wurden am längsten genutzt: 28% der ProbandInnen chatten durchschnittlich 1,5 Stunden oder länger. 91% der Betroffenen und 88% der Nichtbetroffenen messen Internetangeboten zur BPS einen wichtigen bis sehr wichtigen Stellenwert bei.
Die Nutzung allgemeiner Informationsseiten zur BPS führte bei 62% der ProbandInnen dazu, dass sie sich besser verstanden fühlten, 54% der ProbandInnen konnten sich besser in andere Personen hineinversetzen und 75% der ProbandInnen verstanden sich in Folge der Nutzung selbst besser.
Der Anteil Betroffener, die Internetangebote zur BPS bei schlechter Stimmung aufsuchen, war signifikant höher als der Anteil Nichtbetroffener. Insgesamt lösten Borderline-spezifische Angebote bei allen ProbandInnen stärkere positive als negative Emotionen aus. Insbesondere die Emotionen Mitgefühl/Verständnis und Trost/Unterstützung wurden von allen ProbandInnen am stärksten empfunden. Signifikant stärkere positive Emotionen zeigten Nichtbetroffene in den Angeboten Chat und Mailingliste, im Angebot Homepage unterschieden sich Betroffene und Nichtbetroffene nicht signifikant in den positiven Emotionen. Borderline-spezifische Homepages, Chats und Mailinglisten lösten bei Betroffenen signifikant stärkere negative Emotionen aus als bei Nichtbetroffenen. Besonders stark empfanden Betroffene die Emotionen Traurigkeit/Trauer, Unsicherheit/Angst und Verletztheit/Verzweiflung. Die Anzahl der genannten Emotionen lag bei Betroffenen in allen Angeboten signifikant höher als bei Nichtbetroffenen. Insgesamt lag meines Erachten nach die emotionale Beteiligung der NutzerInnen von Borderline-spezifischen Internetangeboten recht hoch. Insbesondere das starke Empfinden von Mitgefühl, Verständnis, Trost und Unterstützung weist darauf hin, dass sowohl Betroffene wie auch Nichtbetroffene die Nutzung dieser Angebote als hilfreich und unterstützend erleben.

4. Sibylle Klevenz & Tu Mai Pham Huu

Ist ein GBS zur Vermittlung von Moderationsfähigkeiten geeignet? Zwei evaluative Studien: Heicumed-Curriculum und Self-Explanation

In der vorliegenden Arbeit werden zwei zentrale Fragestellungen untersucht: Die erste lautet: Wie wirkt sich die Implementierung des neuen Heicumed-Curriculums und somit die Einführung problembasierter Lerngruppen im SS 2002 an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg auf die Einstellungen der Studenten - in Bezug auf die Lehre - aus? Die Kontrollgruppe, mit denen die Studenten des neuen Curriculums verglichen wurden, bestand aus Studenten des "alten" Zuges Heidelberg-Mannheim. Des Weiteren wurde die Einstellung der Tutoren der problembasierten Lerngruppen erhoben. Um eine Verhaltensänderung zu erreichen, nahmen die Tutoren an einer von uns entwickelten computerbasierten Schulung (GBS nach Roger Schank) über das Thema "Moderationsfähigkeiten" teil. Insgesamt wurden die Einstellung von 132 Probanden (Studenten und Tutoren) mit dem MSLES erhoben. Die Berechnung der ANOVA ergab, dass sich bezüglich fast aller Subskalen signifikante Unterschiede ergaben.
Die zweite Fragestellung beinhaltet die Evaluation des GBS an einer studentischen Stichprobe. Hier wurde die zusätzliche Instruktionskomponente "self-explaining" nach Michelene Chi angefügt, um zu untersuchen, ob sich Unterschiede in der Lernleistung ergeben. Die Probanden bekamen innerhalb des GBS entweder einen ausformulierten, elaborierten oder einen verkürzten, nur auf Fakten reduzierten Text als Ressource. Daraus ergeben sich: (a) Kontrollgruppe mit den einfachen Sätzen ohne Instruktion zu self-explaining, (b) Experimentalgruppen einfache Sätze mit Instruktion zu self-explaining und (c) Experimentalgruppe mit komplettem elaborierten Text. An der Studie nahmen 36 Personen teil, die zufällig in die drei Gruppen aufgeteilt wurden. Das Wissen wurde an drei Messzeitpunkten erhoben: vor, direkt nach und eine Woche nach der Schulung.
Um die Gruppenergebnisse zu vergleichen, berechneten wir eine ANOVA mit Messwiederholung. Es ergab sich dabei kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen. So mussten wir unsere Hypothese, dass die self-explainer langfristig den größten Lernerfolg verzeichnen würden, verwerfen. Jedoch erzielten alle drei Gruppen einen signifikanten Wissenszuwachs zum Thema "Moderationsfertigkeiten".

5. Ute Linner (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Zur mentalen Repräsentation von Textinformationen über Personen. Das Generische Maskulinum und der Ansatz der Mentalen Modelle

Der Begriff des Generischen Maskulinums bezeichnet eine sprachliche Konvention, derzufolge grammatisch maskuline Ausdrücke auch auf Frauen referieren können. Ein Überblick über die wichtigsten empirischen Arbeiten zu dem Thema der kognitiven Repräsentation generischer Personenbezeichnungen zeigte, dass das GM nicht geschlechtsneutral verstanden wurde. 5 englischesprachige und 8 deutschsprachige Studien ab dem Jahr 1990 wurden ausführlicher behandelt. Ein systematischer Vergleich dieser Untersuchungen anhand der Kriterien Fragestellung, Stichprobe, Unabhängige bzw. Abhängige Variablen und Ergebnisse verdeutlichte die unterschiedlichen experimentellen Anordnungen. Die Ergebnisse zeigten widersprüchliche Ergebnisse für generisch maskuline Pluralformen, die einmal eher weiblich und einmal eher männlich repräsentiert waren. Nach einer kurzen Darstellung des Ansatzes der Mentalen Modelle wurde die Möglichkeit der Integration der empirischen Ergebnisse in diesem theoretischen Zusammenhang diskutiert. Es wurde gezeigt, dass für die Pluralformen geschlechtsneutrale Repräsentationen in Abhängigkeit von Kontext und sozialen Stereotypen möglich sind.

6. Johann Pixner

Cognitive Overhead beim Lernen mit Hypertext. Eine vergleichende Untersuchung des Wissenserwerbs mit linearen und nicht-linearen elektronischen Texten an der Hochschule

Als immanentes Problem beim Lernen mit Hypertexten wird immer wieder der "Cognitive Overhead" angeführt: Durch die im Vergleich zu einem linearen Text zusätzlich erforderliche Aufmerksamkeitszuwendung für Navigationsanforderungen im Hypertext verringere sich die Verarbeitungskapazität für den eigentlichen Lernprozess. Diese These steht bisher weitgehend ohne empirische Belege im Raum.
Zu fragen ist, ob nicht andererseits ein Hypertext zu einem aktiveren Lese- und damit Lernverhalten ermuntern kann. Insbesondere bei komplexeren Inhalten im Bereich des Lernens an der Hochschule ist es möglicherweise notwendig, zur Bildung eines vertieften Verständnisses eines Sachverhaltes und um ein adäquates mentales Modell eines Themenkomplexes zu konstruieren, den inhaltlichen Verbindungen zu folgen, im Text quer zu springen und verschiedene Perspektiven auf einen Inhalt einzunehmen.
In einer empirischen Untersuchung wurde dieser Frage nachgegangen. Dazu wurde ein 2x2-Untersuchungsdesign gewählt, bei dem sowohl der Faktor der Textlinearität auf den Stufen "Hypertext" versus "linearer Bildschirmtext" als auch der Faktor der Textverständlichkeit (als ein Maß für die Komplexität der Lernsituation) auf den Stufen "niedrig" versus "hoch" variiert wurde. Erwartet wurde ein Wechselwirkungseffekt: die Möglichkeiten eines Hypertextes sollten insbesondere bei komplexeren Lernaufgaben vorteilhaft sein, während für einfachere Aufgaben der erhöhte mentale Aufwand nicht notwendig sei und sich ein linear strukturierter Text eher eigne.
Der prognostizierte signifikante Wechselwirkungseffekt konnte nicht nachgewiesen werden. Allerdings lernten die mit dem Hypertext Lernenden insgesamt gleich gut und in einigen Teilaufgaben tendenziell besser als die mit dem linearen Text Lernenden. Es wird diskutiert, dass die Lernaufgabe insgesamt auf beiden Stufen sehr komplex war und die Manipulation der Textverständlichkeit möglicherweise nicht ausreichte, um einen Effekt zu zeigen. Ein negativer Effekt des "Cognitive Overhead" auf das Lernergebnis der mit dem Hypertext Lernenden konnte nicht gefunden werden.

7. Carsten A. Schulz

Strategien zum komplexen Problemlösen. Eine experimentelle Analyse der Rolle von Analogien beim Wissenserwerb in komplexen, dynamischen Systemen. (PDF-File available)

In einem Online-Experiment wurde die Annahme geprüft, dass (1) der Einsatz von Analogien das Bearbeiten eines komplexen, dynamischen Systems vereinfacht. Unter anderem wird angenommen, dass der Einsatz von Analogien den Erwerb von Strukturwissen erleichtert. Der Erwerb von Strukturwissen wurde mit einer eigens für das Online-Experiment konzipierten Wissensdiagnostik erhoben.
Des weiteren wurde (2) der Einfluss von spezifischen Eingriffsmustern auf das Strukturwissen analysiert. Dazu wird eine Unterscheidung zwischen diesen Eingriffsmustern, in dieser Arbeit als *Taktiken* bezeichnet, und übergeordnete Strategien eingeführt. Bei diesen Taktiken handelt es sich um so genannte "strong methods" (Robertson, 2001) des komplexen Problemlösens. Sie werden in dieser Arbeit benannt und definiert. Zusätzlich wurde geprüft, ob (3) Strukturwissen positiven Einfluss auf die Steuerleistungen hat, wie durch die Experimente von Preußler (1998) und Vollmeyer, Burns and Holyoak (1996) angenommen wird.
Zur Überprüfung der drei Annahmen diente ein abstraktes, dynamisches Szenario, welches in der Online-Version des Computerprogramms DYNAMIS umgesetzt wurde. In zwei unterschiedlichen Pilotstudien konnten unter anderem sieben typische Fehler von Versuchspersonen in solchen DYNAMIS-Szenarien ausfinding gemacht werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Analogien den Wissenserwerb tendenziell erleichtert (1), die Nutzung von sinnvollen Taktiken zu mehr Strukturwissen führt (2) und Strukturwissen einen positiven Einfluss auf die Steuerleistung hat (3), was die benannten Experimente von Preußler (1998) bzw. Vollmeyer et al. (1996) bestätigt. Zusätzlich liegen durch die Unterscheidung einzelner Taktiken differenziertere Zusammenhänge zum Wissen und zur Steuerleistung vor.
Das über das Internet zu bedienende DYNAMIS-Szenario erwies sich als relativ schwer und teilweise überfordernd. Wahrscheinlich wäre bei einem einfacheren Szenario mit noch größeren Treatment-Effekten und Korrelationskoeffizienten zu rechnen gewesen. Die nahezu durchweg positiven Ergebnisse zeigen das Potential der Zusammenhänge der Taktiken mit dem Strukturwissen und machen ein differenzierteres Bild der Eingriffe in DYNAMIS-Szenarien möglich.

8. Cornelia Schoor

Individueller Lernerfolg beim computerunterstützten kooperativen Lernen

Die vorliegende Arbeit untersucht individuellen Lernerfolg beim computerunterstützten kooperativen Lernen. Dabei wird von einer in der Wissenspsychologie gängigen Unterscheidung von Wissen in prozedurales und deklaratives Wissen ausgegangen. Kooperatives Lernen soll den Wissenserwerb auf verschiedene Weise fördern. In dieser Arbeit wurde explizit sein Einfluss auf die verschiedenen Wissensarten untersucht. Dem modernen Informationszeitalter Rechnung tragend wurde dies im Rahmen computervermittelter Kommunikation und computerunterstützten Lernens verwirklicht. Erwartet wurde, dass durch eine spezifische Gestaltung der kooperativen Lernumgebung zwar deklaratives Wissen, aber nicht prozedurales Wissen in der Kooperation gefördert wird. Die Untersuchung zeigte keine Vorteile für kooperativ Lernende im Vergleich mit allein Lernenden, weder in deklarativem noch in prozeduralem Wissen. Es wird vermutet, dass Kooperation, gerade bei computervermittelter Kommunikation, stärker unterstützt werden muss, wenn sie zum Erfolg führen soll.

9. Peter Spraul

Soll ein Tutor moderieren oder Fachwissen vermitteln? Einfluss des Kommunikationsverhaltens eines PBL-Tutors in einem traditionellen und einem virtuellen Lernsetting.

Die Vpn haben in der "Fachinput"-Bedingung quantitativ mehr gelernt (M Fachinput = 47.62 Punkte) als in der "Moderation"-Bedingung (M Moderation = 43.08 Punkte). Alle Vpn hatten zu Beginn derUntersuchung ungefähr gleich viel Vorwissen bzgl. des Problemfalls. Im Zuge der Lernsitzung haben alle Vpn in einem statistisch bedeutsamen Ausmaß neues Wissen erworben. Die subjektive Wissenssicherheit nach der PBL-Sitzung ist in der "Moderation"-Bedingung höher (M Moderation = 3.71) als in der
"Fachinput"-Bedingung (M Fachinput = 3.39). Alle Vpn haben zum Ende der Untersuchung ein eher sicheres Gefühl bzgl. ihres Fachwissens. Zu Beginn schätzten sie ihr Wissen dagegen als eher unsicher ein (Mittelwert von allen Gruppen im Pretest M=2.26). Alle Vpn waren hochmotiviert. Die Mittelwerte liegen sowohl im Pre- wie auch im Postfragebogen am oberen Ende der Skala. Zwischen den Versuchsgruppen wurden keine signifikanten Unterschiede gefunden. Über alle Gruppen gemittelt beträgt die Pre-Motivation 4.38 und die Post-Motivation 4.56. Es konnte also noch ein Motivationszuwachs während der Lernsitzung festgestellt werden.
Mit der "Fachinput"-Bedingung waren die Vpn im Vergleich zur "Moderation"-Bedingung zufriedener. Das zeigt sich darin, dass die Vpn der Lernsitzung die bessere Note gegeben haben, wenn der Tutor sein Expertenwissen einbrachte (M Fachinput = 7.25 vs. M Moderation = 5.89). Statistisch ist dieser Unterschied jedoch nicht signifikant. Generell ist es für die Vpn wichtig, dass der Tutor die Diskussionen moderiert (Mittelwert über alle Gruppen: M=4.36). Dabei wird das moderierende Verhalten des Tutors in der virtuellen Umgebung wichtiger eingeschätzt (M Virtuell = 4.58) als in der "Face to Face"-Bedingung (M FtF = 4.13). Die Kleingruppe wurde in der "Face to Face"-Bedingung insgesamt positiver bewertet (M FtF = 3.96) als in der "Virtuell"-Bedingung (M Virtuell = 3.62).
Betrachtet man die Kommunikation in der Kleingruppe, so ist festzustellen, dass in der "Face to Face"-Bedingung die Besprechungen nützlicher empfunden wurden (M FtF = 3.98) als bei der virtuellen Kommunikation (M Virtuell = 3.61). In der "Fachinput"-Bedingung wurden die anderen Versuchsteilnehmer geringfügig dominanter erlebt (M Fachinput = 2.80) als in der "Moderation"-Bedingung (M Moderation = 2.50). Im virtuellen Setting wurden die Diskussionen auch manchmal als etwas verwirrend erlebt (M Virtuell = 1.87 vs. M FtF = 1.33). Keine dieser Unterschiede bei der Bewertung der Kommunikation sind signifikant.
Das Beitragsverhalten der Vpn (analysiert wurde nur die virtuelle Bedingung) wurde nicht vom Kommunikationsverhalten des Tutors beeinflusst. Die mittlere Wortanzahl betrug bei "Moderation" 266 Worte und bei "Fachinput" 283 Worte. Der Tutor hingegen trägt deutlich mehr zu den Diskussionen bei, wenn er die Kleingruppe fachlich anleitet (M Fachinput = 501 Worte). Bei "Moderation" sind es im Mittel 325 Worte.
Was den Elaborationsgrad der Diskussionsbeiträge der Vpn betrifft, kann man sagen, dass in der "Fachinput"-Bedingung etwas elaborierter diskutiert wurde (M Fachinput = 1.34) als in der "Moderation"-Bedingung (M Moderation = 1.23). Dieser Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Der Tutor wurde besonders positiv bewertet, wenn er Fachinput gegeben hat (M Fachinput = 4.39). In der "Moderation"-Bedingung wurde er in signifikantem Ausmaß weniger positiv bewertet (M Moderation = 4.07). Bei der Bewertung der Lernressourcen als auch des Problemfalls konnten jeweils keine signifikanten Unterschiede zwischen den vier Versuchsgruppen festgestellt werden.

10. Judith Troost (delegiert an Bernd Reuschenbach)

Zusammenhang des Heidelberger Vorschulscreenings (HVS) zur auditiv-kinästhetischen Wahrnehmung und Sprachverarbeitung mit Lese-, Rechtschreib- und Intelligenzleistungen in der zweiten Klasse. Eine Studie zur prognostischen und diskriminanten Validität des HVS.

Mit dem Heidelberger Vorschulscreening (HVS) zur auditiv-kinästhetischen Wahrnehmung und Sprachverarbeitung von Brunner et al. (2001) liegt ein Testverfahren vor, das sprachanalytische und artikulatorische Fähigkeiten im Vorschulalter erfasst. Die Zusammenhänge der durch das HVS geprüften Leistungen mit dem Schriftsprachenerwerb werden im Überblick dargestellt.
Die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung umfasst 103 Kinder, welche als Vorschulkinder zur Normstichprobe des HVS gehörten und ca. zwei Jahre später, Mitte der zweiten Klasse, weitere Tests bearbeiteten. Zur Beurteilung der Vorhersagevalidität wurde die Rechtschreibleistung der Kinder anhand des Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Tests für erste und zweite Klassen (WRT1+) und die Leseleistung mit Hilfe der Würzburger Leise Leseprobe (WLLP) erhoben. Der Grundintelligenztext CFT 1 (Summe 3) diente zur Beurteilung der diskriminanten Validität des HVS in Bezug auf die sprachfreie Intelligenz. Die Testergebnisse wurden mit den bereits vorliegenden Ergebnissen im HVS korreliert.
Es zeigten sich eher niedrige, jedoch systematische Korrelationen der HVS-Untertests sowie eines neu errechneten HVS-Gesamtwertes zu allen drei Kriterien. Die Rechtschreib- und Leseleistungen korrelierten durchschnittlich höher und mit mehr Untertests als die sprachfreie Intelligenz. Allerdings wurde deutlich, dass eine klassifikatorische Vorhersage der späteren schriftsprachlichen Entwicklung im Sinne einer Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten im Einzelfall bisher nicht möglich ist.
Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der ausgelesenen Stichprobe diskutiert, welche später eingeschulte und damit viele leistungsschwache Kinder nicht berücksichtigte. Nach einer Einordnung der Befunde in den derzeitigen Forschungsstand werden Überlegungen zur Abwägung von Validität und Ökonomie angestellt sowie Verbesserungsmöglichkeiten und Forschungsperspektiven zum HVS aufgezeigt. Die geplante Untersuchung systematischer Abweichungen von der HVS-Norm bei klinischen Extremgruppen wird voraussichtlich weiteren Aufschluss über die Valdität des HVS geben.

11. Jan Zwickel

Liegen ähnliche Mechanismen Kategorisierungsprozessen mit und ohne Rückmeldung zugrunde?

Es werden drei Experimente berichtet, die der Frage nachgehen, ob ein als "Blocking" bezeichnetes Phänomen, die Vernachlässigung redundanter Information, auch in Klassifikationsparadigmen ohne Rückmeldung auftritt. Der Blocking-Effekt wird als typisches Merkmal fehlergetriebenen Lernens angesehen und daher gewöhnlich nur mit Kategorisierungsparadigmen mit Rückmeldung in Verbindung gebracht. Während sich die Ergebnisse der ersten Studie mittels zwei post-hoc Annahmen gut mit der Hypothese eines Blocking-Effektes auch in Klassifizierungsparadigmen ohne Rückmeldung vereinbaren lassen, kann die zweite Studie vermutlich eine Grenze dieses Effektes durch deliberate kognitive Prozesse aufzeigen. Die ersten zwei Experimente untersuchen den Blocking-Effekt bei drei Kategorien. Im dritten Experiment erhalten die Teilnehmer eine Entscheidungsmöglichkeit lediglich zwischen zwei Kategorien. Es wird versucht die empririschen Daten mittels Netzwerksimulation zu deuten. Ein Hauptaugenmerk ruht dabei auf der Annahme eines Rückmeldeprozesses über die bisherige Konsistenz der Zuordnung. Um die empirischen Daten zu erklären, müssen keine spezifischen Annahmen hinsichtlich der genauen Verarbeitungsprozesse der Rückmeldung getroffen werden. Damit lässt sich die hier diskutierte Modellvorstellung gut in allgemeine Kategorisierungsmodelle mit Rückmeldung (z.B. Pearce & Hall, 1980, Pearce, 1994) einbauen. Auch die Modellvorstellungen von Kruschke und Johansen (1999) lassen sich mit den hier beschriebenen Modellvorschlägen vereinbaren. Es wird versucht eine Brücke zwischen Kategorisierungsmodellen mit und ohne Rückmeldung zu schlagen.


2002

1. Andrea Dascalescu

Evaluierung eines computergestützten Verfahrens zur Messung der Arbeitsgedächtnisleistung bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen. - Eine empirische Studie -

Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Entwicklung eines leicht verständlichen, selbstmotivierenden und computergestützten Instrumentes zur Messung der Arbeitsgedächtnisleistung, welches gerade bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen, Lernschwächen oder auch Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten eingesetzt werden kann.
Die Stichprobe umfasste 20 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 19 Jahren, die sich in stationärer und teilstationärer Behandlung der kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung der Universität Heidelberg befanden. Die Probanden wurden an vier Zeitpunkten mit den Testverfahren zur Messung der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung sowie mit den drei Verfahren zur Messung des räumlich- und figural-visuellen sowie des akustischen Arbeitsgedächtnisses untersucht. Zusätzlich bearbeiteten die Patienten Skalen zur Erhebung der Tagesform und des Lustfaktors vor dem Test sowie zur Erhebung des Spaßfaktors nach dem Test. Bei allen vier Messzeitpunkten bekamen die Kinder und Jugendlichen ein kleines Geschenk als Dankeschön für die Teilnahme. An den Zeitpunkten zwei und vier wurde den Teilnehmenden eine zusätzliche Belohnung für gute Leistungen versprochen, um einen möglichen Einfluss der Motivation erfassen zu können.
Insbesondere wurde in dieser Studie überprüft, ob die entwickelten Verfahren (Parzer, 2001) zum einen die erforderlichen Gütekriterien erfüllen, zum anderen von äußeren Einflüssen, wie Schwankungen in der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung, Übungseffekten sowie Variationen der Motivation, unabhängig sind. Auch die kindgerechte Konzeption einschließlich der Verständlichkeit der Instruktion und der Freude bei der Durchführung wurde untersucht.
Beobachtungen der Testleiterin, die zur Überprüfung der Zielsetzungen herangezogen wurden zeigen, dass die Einfachheit der Testverfahren gewährleistet ist. Auch der hohe Spaßanteil kann durch die Resultate, welche mittels Skalen erhoben wurden, gesichert werden.
Ebenso werden die erforderlichen Gütekriterien mehrheitlich erfüllt. Die Objektivität der Verfahren wird größtenteils durch die Computerisierung garantiert. Weiterhin kann zusammengefasst werden, dass die Verfahren sehr hohe Reliabilitätskennwerte aufweisen und auch das Kriterium der Validität im inhaltlichen Aspekt überwiegend erfüllt ist. Für die Aufgabe zur Messung des figural-visuellen Arbeitsgedächtnisses kann die inhaltliche Validität des Verfahrens angenommen werden. Das Verfahren zur Messung des räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnisses kann als valide betrachtet werden, sobald sichergestellt wird, dass mangelnde Erfahrungen im Umgang mit Computern sowie motorische Mängel der Probanden nicht in die Messwerte einfließen. Beim Verfahren zur Messung des akustischen Arbeitsgedächtnisses sollte durch eine Replikationsstudie untersucht werden, ob niedrige Testwerte tatsächlich auf ein schlechtes akustisches Arbeitsgedächtnis und nicht auf eine mangelnde Diskriminationsfähigkeit, bedingt durch die gewählten Töne, zurückzuführen sind.
Die Überprüfung der Hypothesen zeigt, dass es zwischen der mittleren figural-visuellen Arbeitsgedächtnisleistung und der mittleren Aufmerksamkeitsleistung keinen signifikanten Zusammenhang gibt. Weiterhin wird demonstriert, dass sowohl die akustische als auch die räumlich- und figural-visuelle Arbeitsgedächtnisleistung von tagesabhängigen Schwankungen der Konzentrations- und Daueraufmerksamkeitsleistung sowie der Motivation unabhängig ist. Bezüglich der Wiederholbarkeit der Verfahren kann zusammengefasst werden, dass sich bei den Testverfahren zur Messung des akustischen und des räumlich-visuellen Arbeitsgedächtnisses statistisch signifikante Übungseffekte ergaben. Dies bedeutet, dass bei Verlaufsuntersuchungen die Übungseffekte bezüglich der Arbeitsgedächtnisleistung berücksichtigt und aus den Ergebnisen beseitigt werden können.
Die untersuchten Testverfahren entsprechen somit größtenteils allen gestellten Anforderungen und können in Zukunft als Verfahren zur Messung des Arbeitsgedächtnisses bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen einer großen Altersspanne eingesetzt werden.

2. Ilona Dutzi

Spontaneous Integration of Action Effects

Ausgehend vom Handlungs-Konzept-Modell (Hommel, 1998a) wird die Hypothese aufgestellt, dass bereits nach einmaligem gemeinsamen Auftreten die Merkmalskodes einer Bewegung und deren sensorische Effekte gebunden und integriert werden können. Es wird angenommen, dass das Ergebnis dieser Integration für kurze Zeit in einer gemeinsamen Gedächtnisstruktur gespeichert wird. Daraus folgt, dass durch das nochmalige Darbieten des Effekts die damit verbundene Bewegung aktiviert werden sollte.
Drei Experimente unterstützten diese Hypothesen. Die Untersuchungsdurchgänge waren in zwei Phasen unterteilt. In der Erwerbsphase erlebten die Versuchsteilnehmer das Zusammentreffen eines rechten/linken Tastendrucks (R1) und eines hohen oder tiefen Effekttons. Eine Sekunde später in der Testphase wurde einer der beiden Töne entweder selbst als Go-Signal für einer weitere frei gewählte Reaktion (R2) (Bedingung mit Aufgabenrelevanz, Experiment 1 und 2A) oder zusammen mit einem visuellen Go-Signal (Bedingung ohne Aufgabenrelevanz, Experiment 2B) dargeboten. Wurde der gleiche Ton nochmals dargeboten (kongruentes Mapping) war die Reaktionswiederholungsrate (R2=R1) signifikant höher als in Durchgängen, in denen der alternative Ton dargeboten wurde (inkongruentes Mapping). Die Aufgabenrelevanz des Tones spielte dabei keine Rolle. In Experiment 3 wurde zusätzlich ein visueller Effekt präsentiert, dessen Farbe variiert wurde. Wieder zeigte sich ein Mappingeffekt für den akustischen Stimulus. Die Wiederholung des visuellen Stimulus in der Testphase führte jedoch nur zu einer Erhöhung der Reaktionswiederholungsrate, wenn der visuelle Stimulus als Go-Signal für R2 diente, also eine gewisse Aufgabenrelevanz inne hatte. Die tatsache, dass durch die Darbietung eines vormaligen Handlungseffektes die Wahrscheinlichkeit erhöht wurde, die Reaktion zu wiederholen, die dem entsprechenden Effekt vorausging wird als Beweis für Handlungs-Effekt-Bindungen und die Aktivierung einer Bewegung durch deren Effekte angesehen. Die spontane Integration von Merkmalskodes ist zwar nicht davon abhängig, dass die entsprechenden Stimuli aufgabenrelevant sind, Aufgabenrelevanz kann aber eine vermittelnde Rolle für Merkmalsintegration spielen.

3. Ruth Gramm (delegiert an Dr. Bernhard Croissant)

Psychometrische Moderatorvariablen in einem psychophysiologischen Stressexperiment bei Risikoprobanden mit Alkoholgabe

In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob sich Personen, die einen alkoholkranken Vater haben - sogenannte Risikoprobanden -, von Personen ohne familiäre Vorbelastung durch Alkoholismus - als Kontrollprobanden bezeichnet - durch höhere Sensation Seeking-Werte unterscheiden. Des weiteren wurde geprüft, ob bei diesen Risikoprobanden eine stärkere stressreduzierende Wirkung von Alkohol im Vergleich zu den Kontrollprobanden nachgewiesen werden kann - dieser Befund ist in der Forschungsliteratur vielfach nachgewiesen worden - und ob die höhere Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Sensation Seeking damit in Zusammenhang steht. Darüber hinaus wurde die Gesamtstichprobe unabhängig von der familiären Vorbelastung bezüglich ihrer Ausprägung im Merkmal Sensation Seeking betrachtet und untersucht, ob sich jenseits des familiären Risikofaktors Zusammenhänge zwischen dem stressreduzierenden Effekt von Alkohol und diesem Persönlichkeitsmerkmal finden lassen. Bei allen Fragestellungen wurde auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern geachtet. Schließlich wurden die Sensation Seeking-Subskalen auf Zusammenhänge mit den Subskalen des Tridimensional Personality Questionnaire überprüft.
Alle Probanden nahmen zweimal an einer Testsitzung teil. Sie bekamen entweder ein alkoholisches oder ein antialkoholisches Getränk verabreicht und mussten sic anschließend einer Kopfrechenaufgabe unterziehen, die ihnen Stress induzieren sollte. Um die Stressreduktion und die Reaktion auf das Getränk zu erfassen, wurde während der Aufgabe die Herzrate aufgezeichnet. Des weiteren wurden zu Beginn und mehrere Male während der Untersuchung Blutproben abgenommen, um den Blutalkoholspiegel sowie den Wert für Cortisol, ein Stresshormon, zu messen. Großer Wert wurde außerdem darauf gelegt, die Probandengruppen in vielen Aspekten zu vergleichen, um Gruppenunterschiede als Alternativerklärung bei den Ergebnissen ausschließen zu können. Dazu wurden soziodemographische Daten und Trinkgewohnheiten der Probanden protokolliert, ihr Blutbild auf pathologische Leberwerte und mittels mehrerer psychometrischer Tests das Vorhandensein psychischer Auffälligkeiten überprüft. Auch der Fragebogen zum Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking wurde in diesem Zusammenhang vorgelegt. Bei der Auswertung der Daten wurden Risiko- und Kontrollprobanden hauptsächlich getrennt betrachtet. Ihre soziodemographischen Angaben sowie die physiologischen und psychischen Parameter wurden auf Gruppenunterschiede geprüft.
Anschließend erfolgte die Berechnung der Sensation Seeking-Werte, dieses Mal getrennt für beide Gruppen sowie das Geschlecht. Bei der Verbindung der physiologischen Parameter mit den Sensation Seeking-Werten wurden innerhalb der beiden Stichproben Subgruppen mit hohen und niedrigen Ausprägungen in den einzelnen Sensation Seeking-Skalen gebildet und Risikoprobanden mit hohen Werten Kontrollprobanden mit niedrigen Werten gegenübergestellt. Diese Untergruppen wurden dann auf Unterschiede in ihrer Herzrate sowie ihren Cortisolwerten sowohl für das Plazebo- als auch für das alkoholische Getränk untersucht. In einem weiteren Schritt wurden dann innerhalb des Gesamtkollektivs Subgruppen mit hohen und niedrigen Ausprägungen in den Sensation Seeking-Skalen gebildet und wiederum auf Unterschiede in Herzraten- und Cortisolwerten für beide Arten von Getränken geprüft. Schließlich wurden alle Skalen der Sensation Seeking-Skala und des TPQ miteinander korreliert. Die Ergebnisse zeigten, dass die Stichprobenrekrutierung gelungen war. Die Probandengruppen waren in ihren physiologischen und psychometrischen Werten gut miteinander vergleichbar. Dagegen konnte im Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking nur für die Subskala Experience Seeking ein Gruppenunterschied mit höheren Werten bei den Frauen festgestellt werden, insgesamt lagen die Werte aller Skalen im mittleren Bereich.
Beim Vergleich der getrennt für beide Stichproben gebildeten Extremgruppen trat nur in der Skala Boredom Susceptibility bei den Herzratenwerten eine signifikante Interaktion zwischen den Gruppen und der Art des Getränks auf. Darüber hinaus belegte diese - entgegen den Erwartungen - einen stressreduzierenden Effekt von Alkohol bei den Kontrollprobanden mit niedrigen Skalenwerten, nicht bei den Risikoprobanden mit hohen Skalenwerten. Abgesehen davon ließen sich nur Geschlechtsunterschiede finden: bei den Herzratenwerten in der Skala Experience Seeking und bei den Cortisolwerten in der Skala Boredom Susceptibility. Frauen zeichneten sich dabei immer durch höhere Werte aus als Männer.
Die Betrachtung der Extremgruppen innerhalb des Gesamtkollektivs lieferte ein anderes Bild. Bei den Herzratenwerten wurde in den Skalen Disinhibition und Experience Seeking die Interaktion zwischen der Art des Getränks und dem Geschlecht signifikant. Dabei wiesen die Frauen einen stressreduzierenden Effekt nach der Gabe von Alkohol auf. Bei den Cortisolwerten wurde in der Skala Disinhibition die Dreifachinteraktion Drink*Gruppe*Sex signifikant. Post Hoc-Tests ergaben hier, dass die Frauen sowohl beim Plazebo- als auch beim alkoholischen Getränk höhere Werte hatten als Männer. Außerdem zeichneten sich Frauen mit niedrigen Ausprägungen in dieser Skala durch einen stressdämpfenden Effekt nach der Gabe von Alkohol aus, was ebenfalls den Erwartungen widersprach, da der stressdämpfende Effekt bei Personen mit hohen Ausprägungen auf der Skala auftreten sollte. Neben den Interaktionen konnten wieder Geschlechtsunterschiede in den Skalen Disinhibition, Expererience Seeking und Boredom Susceptibility gefunden werden, sowohl in den Herzraten- als auch in den Cortisolwerten. Frauen wiesen immer höhere Werte auf als Männer.
Aus den Ergebnissen lässt sich folgern, dass sich die Hypothesen in ihrer ursprünglichen Form nicht bestätigen ließen. Zwischen der Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Sensation Seeking, dem familiären Alkoholismusrisiko und dem SRD-Effekt nach der Gabe von Alkohol ließ sich kaum ein Zusammenhang finden. Möglicherweise steht das Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking nur gering mit den anderen beiden Faktoren in Beziehung. Andererseits können Aspekte wie die nur einfache familiäre Belastung durch Alkoholismus und der relativ niedrige Blutalkoholspiegel von 0,5 Promille für die mangelnde Nachweisbarkeit des Zusammenhangs verantwortlich sein. Auch die Kategorienbildung für die Extremgruppen, die letzlich einen großen Bereich innerhalb jeder Skala berücksichtigte, könnte dabei eine Rolle spielen. Die beiden letztgenannten Aspekte sind auch als Erklärungsmöglichkeit für die geringe Anzahl an signifikanten Ergebnissen bei den Extremgruppen, die innerhalb des Gesamtkollektivs gebildet wurden, zu berücksichtigen.
Deutliche Unterschiede waren dafür zwischen den Geschlechtern in ihrer Reaktion auf Stress und Alkohol zu finden. Die Frauen zeichneten sich unabhängig von ihrer Gruppenzugehörigkeit oder ihrer Ausprägung in den Sensation Seeking-Skalen durch eine erhöhte Reagibilität gegenüber Stress und einem SRD-Effekt nach dem Konsum von Alkohol aus. Dies weist auf eine spezifische genetische Disposition der Frauen hin und betont die Wichtigkeit, Frauen bei der Alkoholismusforschung stärker zu berücksichtigen. Augenscheinlich sind die an männlichen Stichproben erhaltenen Befunde nicht auf Frauen übertragbar. Die Tatsache, dass keine entsprechenden Ergebnisse für Männer gefunden wurden, kann möglicherweise wieder auf die nur einfache familiäre Belastung durch Alkoholismus zurückgeführt werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es für das Verstehen der multiätiologischen Entstehung einer Alkoholabhängigkeit durchaus sinnvoll ist, mehrere Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, gemeinsam zu untersuchen. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse dürfte aber das Konstrukt Sensation Seeking in diesem Kontext nur eine untergeordnete Rolle spielen, weshalb es geboten erscheint, das Interesse anderen Persönlichkeitsmerkmalen zuzuwenden.

4. Nadja Kaczmarek (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

Der Einfluss interindividueller Unterschiede auf das Verständnis des generischen Maskulinums

Nach der Konvention des Generischen Maskulinums dürfen grammatisch maskuline Bezeichnungen geschlechtsneutral verwendet werden. Untersuchungen konnten jedoch nachweisen, dass diese Konvention keine psychologische Realität besitzt. Aufgrund von Erkenntnissen des Textverständnismodells der Mentalen Modelle wurde ein Rückschluss von Lesezeiten auf die mentale Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen gezogen. Die Ergebnisse erhärten die Befundlage über einen verzerrenden Effekt des grammatischen Geschlechts auf das Verständnis generisch maskuliner Formulierungen.
Über bisherige Studien hinausgehend wurden interindividuelle Einflüsse auf das Verständnis generisch maskuliner Personenbezeichnungen empirisch untersucht. Der Einfluss unterschiedlicher Verfügbarkeit einer Geschlechtskategorie wurde mittels Priming experimentell manipuliert. Interindividuelle Unterschiede in impliziten Geschlechtsstereotypen wurden anhand des IAT und explizite Einstellungsunterschiede zur geschlechtergerechten Sprache mittels Fragebogen erhoben. Lediglich der Zusammenhang zwischen impliziten Geschlechtsstereotypen und dem Verständnis Generischer Maskulina erlangte statistische Signifikanz. Allerdings fiel auch dieser Zusammenhang so gering aus, dass von der momentanen Befundlage geschlussfolgert werden muss, dass der sprachliche Einfluss auf das Verständnis Generischer Maskulina interindividuelle Einflüsse dominiert.

5. Natalie Krippl

Käuferverhalten im Internet - eine explorative Studie zum Online-Shopping

Ursprünglich sollte in dieser Arbeit einer der Schwerpunkte auf den Autokauf im Internet gesetzt werden. Allerdings kristallisierte sich schon im Laufe der qualitativen Untersuchungen heraus, dass der Autokauf an sich keine greifbaren Besonderheiten aufwies. Das Automobil hatte für die Probanden der Gruppendiskussionen und Tiefeninterviews keine Sonderstellung beim Einkaufen. Es wurde während der qualitativen Erhebungen deutlich, dass beim Einkaufen das sinnliche Erleben für die Probanden eine hervorzuhebende Rolle spielt. Dieses sinnliche Erleben ist für manche Personen beim Einkauf von Lebensmitteln, bei anderen Personen beim Einkauf von Einrichtungsgegenständen unverzichtbar. Diese Erkenntnis machte deutlich, dass es beim Einkaufen weniger darauf ankommt, was erworben wird, sondern viel mehr wie, von wem und mit welcher Erwartung etwas erworben wird. Unter Erwartung ist hier zu verstehen, was der Konsument von der Einkaufsstätte und von der eigentlichen Tätigkeit des Einkaufens erwartet (zum Beispiel Entspannung, sich etwas zu gönnen, usw.). Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde der ursprünglich angedachte Schwerpunkt im Laufe der Untersuchungen verlagert. Es wurde mehr Wert darauf gelegt, herauszufinden, was die Gruppe der Käufer (Probanden, die schon einmal etwas im Internet erworben haben) von der Gruppe der Nicht-Käufer (Probanden, die noch nichts im Internet erworben haben) unterscheidet. Eine solche Verlagerung des Schwerpunkts während der Untersuchung ist allerdings bei explorativen Studien nicht ganz unüblich und auch legitim. Es wird hier ja zu Beginn lediglich auf Heuristiken aufgebaut, die sich dann im Laufe der Erhebung verändern können, vor allem dann, wenn die anfänglichen Erhebungen noch der Generierung von Hypothesen dienen.
Da also die qualitativen Untersuchungen einen erheblichen Einfluss auf die Generierung der Hypothesen hatten, wurde schließlich der darauf basierende Online-Fragebogen so angelegt, dass in erster Linie dieser "neue Schwerpunkt" mit Hilfe der quantitativen Erhebung überprüft werden konnte. Es wurde somit in der Konzeption des Fragebogens, sowie in der Datenauswertung Wert darauf gelegt, dass Käufer und Nicht-Käufer vergleichend betrachtet werden konnten. Zusammenfassend kann zu diesem Vergleich gesagt werden, dass zwei Faktoren ausschlaggebend sind bei der Entscheidung für oder gegen einen Online-Einkauf. Diese zwei Faktoren sind im Käufer-Nicht-Käufer-Vergleich als statistisch signifikant aufgetreten. Zum einen ist das die Innovationsneigung der Probanden. Es hat sich herausgestellt, dass die Probanden, die schon einmal etwas im Internet erworben haben, eine höhere Innovationsneigung aufweisen, als die Probanden, die noch nichts im Internet erworben haben. Das bedeutet die Käufer-Gruppe steht allgemein neuen Technologien offener gegenüber als die Nicht-Käufer-Gruppe. Zum anderen ist der Faktor "Erfahrungen mit dem Einkauf im Internet" ausschlaggebend. Es konnte anhand der Ergebnisse gezeigt werden, dass frühere Erfahrungen (eigene oder die von Bezugspersonen) das Käuferverhalten im Internet sehr stark prägen. Zwischen diesen beiden Variablen (Kaufentscheidung und Erfahrungen der Konsumenten) konnte der stärkste Zusammenhang festgestellt werden. Somit kann man auf jeden Fall festhalten, dass die Probanden, deren Umfeld negative Erfahrungen mit dem Online-Einkauf gemacht hat - keine Bedenken hat etwas im Internet zu erwerben. Anders ausgedrückt ist die Gruppe der Nicht-Käufer von negativen Erfahrungen geprägt, so dass diese Probanden eher vom Online-Einkauf absehen. Der Faktor Erfahrungen mit dem Einkaufen im Internet wies in der Auswertung den mit Abstand höchsten Chi-Quadrat-Wert auf, wodurch dieser als stärkster Einflussfaktor interpretiert werden kann.
Insgesamt soll die vorliegende Arbeit einen Anfang im breiten Untersuchungsfeld des Online-Shoppings darstellen. Das zu Beginn aufgestellte Arbeitsmodell, die Erkenntnisse der qualitativen Untersuchungen, sowie die Ergebnisse der quantitativen Auswertungen sollen weiteren Überlegungsansätzen dienen und zukünftigen Studien Denkanstöße bieten. Es soll daher nochmals darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Ergebnisse der Untersuchungen keinerlei Ansprüche auf Repräsentativität und Verallgemeinerbarkeit erheben. Sämtliche Ansätze dieser Arbeit (theoretisches Arbeitsmodell, Hypothesen, Interpretation der Ergebnisse) sind als heuristische Überlegungen anzusehen, und sollen Modellmodifikationen und zukünftige Untersuchungen anregen.

6. Timm Lochmann

Probabilistische Kategorien und assoziative Lernprozesse: Die Boltzmann-Maschine als psychologisches Modell

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der formalen Modellierung assoziativer Lernprozesse. Ein konzeptueller Rahmen für die Untersuchung von Lern- und Gedächtnisprozessen wird vorgestellt und anschließend auf das Erlernen einfacher Kategoriensysteme angewendet. Hierzu werden Merkmale zur Charakterisierung von Kategorien erläutert und ein Überblick über Klassen verschiedener Modelle des Kategorienlernens gegeben. Als konkrete Anwendung wird in einer experimentellen Studie der Einfluss interagierender Informationsquellen beim Erlernen von Kategorien mit probabilistischer Zuordnung untersucht. Mögliche Modelle zur Erklärung der empirischen Ergebnisse werden unter Zuhilfenahme von Simulationen analysiert und evaluiert. Hieraus wird abgeleitet, inwiefern die Boltzmann-Maschine zur Modellierung psychologischer Prozesse besonders geeignet ist. Abschließend wird für eine stärkere Integration formaler Modelle und Methoden in der Psychologie des assoziativen Lernens argumentiert.

7. Barbara Müller (delegiert an Dr. Lisa Irmen)

"Doing Gender" im Chat. Auswirkungen von Geschlechtsanonymität auf das eigene Erleben und Verhalten sowie die Wahrnehmung anderer Personen

Ausgehend von der Beobachtung, dass "Geschlecht" sich nicht essenziell fassen lässt, begreifen neuere Ansätze "Geschlecht" zunehmend als soziale Konstruktion, die in alltäglichen Interaktionen geleistet wird. Geschlecht wird somit als etwas konzeptualisiert, das Individuen "tun". Der alltägliche Prozess des "doing gender" schließt ein, dass das Geschlecht einer Person normalerweise sofort ersichtlich wird. Computergestützte Kommunikation (CMC) stellt hier eine Ausnahme dar, da Interaktionen geschlechtsanonym möglich sind. Diese Besonderheit wurde in der vorliegenden Untersuchung nutzbar gemacht, um etwas über die Konstruktionsprozesse von Geschlecht zu erfahren: Via CMC diskutierten die TeilnehmerInnen in Kleingruppen entweder bei bekanntem Geschlecht oder geschlechtsanonym. Die Ergebnisse dieser Untersuchung weisen darauf hin, dass der Apekt der Geschlechtsanonymität besonders of von Frauen als angenehm erlebt wird, was damit erklärt werden kann, dass mit "Geschlecht" verbundene Erwartungen vor allem von Frauen als einschränkend erlebt werden. Die TeilnehmerInnen konnten das anonyme Geschlecht ihrer Gruppenmitglieder zu zwei Dritteln, und damit überzufällig oft, richtig bestimmen. Die an konkrete Textstellen gebundenen Begründungen für die Geschlechtshypothesen verwiesen auf Komponenten der sprachlichen Konstruktion von Geschlecht. Obwohl die Begründungen großteils entlang geschlechtsstereotyper Vorgaben liefen, wurden diese Dichotomien teilweise auch aufgebrochen. Dies weist darauf hin, dass auch geschlechtsbezogene Erwartungen kontext-spezifisch ausdifferenziert sind. Auf der Verhaltensebene spiegelten sich diese Erwartungen oft nicht.
Die gegenseitige Einschätzung der TeilnehmerInnen zeigte, dass bei anonymem Geschlecht Frauen und Männer ähnlich wahrgenommen wurden als bei bekanntem Geschlecht. Auf der performativen Ebene zeigte die Geschlechtsanonymität darüber hinaus einen bedeutenden Einfluß darauf, wie viel sich Frauen im Vergleich zu Männern an der Diskussion beteiligten. Dies verdeutlicht, dass Verhalten von Frauen und Männern nicht von Grund auf unterschiedlich ist, sondern flexibel und kontextabhängig. Solange "Geschlecht" aber als sichtbares dichotomes Merkmal konstruiert wird, scheint es Verhalten einzuschränken.

8. Stefani Nellen

How humans solve scheduling problems: Analysis of human behavior in the Plan-A-Day task (PDF-File available)

In this thesis an exploration of the Plan-A-Day task (PAD; Funke & Krüger, 1993) is offered, as well as an analysis of specific aspects of human scheduling behavior. The Plan-A-Day task permits declarative as well as procedural learning. Declarative learning in the PAD domain is conceptualised as the accumulation of experience via exploration of the feasibility of partial schedules. An "explorative pattern" is defined, which encompasses various specific measures of the scheduling process. Procedural learning is assumed to take place on the level of mental arithmetric that is necessary to check in advance whether partial schedules are feasible or not ("forward checking"). It is demonstrated and specified how declarative and procedural learning (i.e. the accumulation of knowledge and the acquisition of a task specific skill) must work together to enhance human performance in the PAD task.
Two studies are presented. In study 1, the explorative pattern defined in this thesis was confirmed by the analysis of empirical data. The pattern remains stable across two different PAD tasks. Moreover, participants in that study showed a considerable increase in forward checking, which confirms the assumptions about skill acquisition made in this thesis. In study 2, participants were asked to evaluate partial schedules, but appointment-specific criteria seem to influence their choice. Various tentative explanations of this behavior are offered, which also concern the connection between procedural and declarative learning.

9. Ingrid Nikoleit

Psychologische, soziale und ökonomische Korrelate des Psychologie-Studierens (PDF-File verfügbar)

Nach der Einführung von Studiengebühren für Langzeitstudierende werden vor dem Hintergrnd motivationspsychologischer Konzepte Einflussgrößen für die Studiendauer im Studiengang Diplompsychologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg untersucht. Um Planungsdaten zur Verbesserung der Studienbedingungen für die Studierenden und zur Verkürzung von Studienzeiten zu gewinnen, soll außerdem eine Bestandsaufnahme für die Studierenden gemacht werden und Interventionsmöglichkeien zur Studienzeitverkürzung aufgezeigt werden.
Als bedeutsame Konzepte wurden die Handlungs- und Lageorientierung (nach Kuhls "Theorie der Handlungskontrolle), die Generalisierte Kompetenzerwartung (nach Schwarzers Konstrukt der "Selbstwirksamkeitserwartung"), Schlüsselkompetenzen aktiven und eigenverantwortlichen Studierens (nach dem Modell von Chur) und persönliche, familiäre und finanzielle Schwierigkeiten und Belastungen als mögliche Einflussgrößen auf die Studiendauer ausgewählt. Für die Befragung wurde ein Fragebogen konzipiert, der neben den Fragen zur Erhebun der Daen für die Bestandsaufnahme die Skala Leistungsorientierung aus dem FPI-R von Fahrenberg, Hampel und Selg (1989), den HAKEMP Studium-Fragebogen zur Erfassung von Handlungs- und Lageorientierung in studentischen Stichproben von Geyer und Lilli (1993) und die 10-Item Skala zur Erfassung des Konstrukts Generalisierte Kompetenzerwartung von Schwarzer (1994) enthielt. Dieser Fragebogen wurde zum Stichtag allen im Studiengang Diplompsychologie deutschen und ausländischen immatrikulieren Studierenden (Grundgesamtheit N=680) per Post übersandt. Zur Untersuchung der Einflussgrößen auf die Studiendauer wurden aus der angefallenen Stichprobe (Nettorücklaufquote 58.9 %), zwei Teilstichproben (1. "Vordiplomprüfung" abgelegt, n=268 und 2. zur "Hauptdiplomprüfung" angemeldet, n=66) gebildet. Für die Teilstichprobe "Vordiplomprüfung" erlangten, entgegen der Annahme, dass psychologische Einflussgrößen Auswirkungen hätten, lediglich persönliche, familiäre und finanzielle Schwierigkeiten und Belastungen eine statistisch hochsignifikante Bedeutsamkeit. Hierbei hatten insbesondere das Pausieren wegen Schwangerschaft und/oder Kindererziehung, das Pausieren aus anderen persönlichen Gründen, die Probleme, die Diplomarbeit fertig zu schreiben und die Zeitknappheit für das Studium wegen Erwerbsbelastung einen studienverlängernden Effekt. Das Vorhandensein von Schlüsselkompetenen aktiven und eigenverantwortlichen Studierens (insbesondere die aktive Beteiligung an Lehrveranstaltungen und die effektive Organisation des Prüfungsablaufs) zeigte einen studienzeitverkürzenden Effekt auf die Studiendauer bis zur Ablegung der Vordiplomprüfung. Für die Teilstichprobe "Hauptdiplomprüfung" konnte das Merkmal persönliche, familiäre und finanzielle Schwierigkeiten und Belastungen das Merkmal Schlüsselkompetenzen aktiven und eigenverantwortlichen Studierens und die psychologische Variable prospektive Handlungsorientierung eine statistisch signifikante Bedeutsamkeit erlangen. Als bedeutsame, studienzeitverlängernde Effekte auf die Studiendauer bis zur Anmeldung zur Hauptdiplomprüfung erwiesen sich insbesondere eine schwierige wirtschaftliche Situation und der Stellenwert von Studium und Hochschule. Studienzeitverkürzend als Effekt zeigten sich das Vorhandensein von Perspektiven für den Übergang in den Beruf und die Kenntnis über Bedingungen und Anforderungen des Studiums. Insgesamt zeigten also psychologische Merkmale, entgegen der Annahme, für Teilstichproben kaum Effekte. Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurde festgestellt, dass an der Universität Heidelberg mehr als zwei Fünftel (45.4 %) der Studierenden im Diplomstudiengang Psychologie ein faktisches Teilzeitstudium (mit geringer bzw. hoher Erwerbsbelastung) absolvieren (Bundesdurchschnitt 24 %). Das sollte die künftige Studienorganisation, im Sinne einer Passung zwischen Studierendem und Hochschule, nach Möglichkeit berücksichtigen. Die Förderung und Entwicklung von Schlüsselkompetenzen aktiven und eigenverantwortlichen Studierens bei den Studierenden wird, besonders in der Studienendphase, als Möglichkeit angesehen, die Studiendauer zu verkürzen.

10. Monique Reichert

Susceptibility to interference effects: A possible explanation of age-related differences in working memory capacity?

In ihrer Studie von 1999 konnten May, Hasher und Kane (1999) ein hohes Ausmaß an altersbedingten Unterschieden in der Arbeitsgedächtniskapazität durch eine bei älteren Personen verringerte Fähigkeit, mit proaktiven Interferenzeffekten (PI) umzugehen, erklären. Neben der konzeptuellen Replikation jener Studie soll PI in der vorliegenden Arbeit gegenüber kognitiver Verarbeitungsgeschwindigkeit abgegrenzt werden. Zudem wird der Frage nach dem Einfluss proaktiver Interferenz bezüglich der Validität von Arbeitsgedächtniskapazität nachgegangen. Zusammen mit Intelligenz- und Verarbeitungsgeschwindigkeitsaufgaben wurde eine Verifikationsversion der Lesespannenaufabe von Versuchspersonen zweier Altersgruppen bearbeitet. Der Einfluss von PI auf die Arbeitsgedächtnisspanne wurde durch die Konstruktion von drei PI-Stufen untersucht, mit Stufen minimaler Interferenz in Trials, die direkt auf eine Pause folgten. Um die Abhängigkeit der Effekte von der Methodik zu überprüfen, erfolgte die Auswertung der Gedächtnisspannen nach unterschiedlichen Verfahren.
Obwohl PI die Arbeitsgedächtnisleistung nicht auf jeder Stufe beeinflusste, wurden höhere Interferenzeffekte bei älteren als bei jüngeren Probanden gefunden. Dennoch blieben auf Stufen minimaler Interferenz starke Alterseffekte bestehen. Die Bedeutung des Interferenzfaktors in der Erklärung dieser Effekte verringerte sich außerden, nachdem Verarbeitungsgeschwindigkeit als Kontrollvariable berücksichtigt wurde. Zusammen mit nur einigen Validitätsunterschieden auf dem PI-Stufen Vergleich, stützen diese Befunde nur mit gewissen Einschränkungen eine vordergründige Wirkung des Interferenzfaktors auf die Arbeitsgedächtniskapazität. Das facettenreiche Ergebnisbild wird zusammen mit Problemen der Operationalisierung von Arbeitsgedächtnis diskutiert.

11. Claudia Traselli

Das Selbst als Quelle evaluativer Urteile

In einem Experiment wurde der Einfluss der affektiven Komponente des Selbst - des Selbstwertgefühls - auf die Bewertung anderer Personen untersucht. Es wird die Hypothese vertreten, dass sich das Selbstwertgefühl durch einen einfachen assoziativen Lernmechanismus auf eine neutrale Person überträgt. Nachdem die Selbstevaluation der Teilnehmer durch negatives oder positives Feedback manipuliert wurde, imaginierten sie in einer Lernphase, wie sie mit einer fiktiven neutralen Person interagieren. Diese imaginierte Interaktion beeinflusste die Evaluation der ehemals neutralen Person. Während sich bei Personen mit negativer Selbstevaluation eine ähnliche Bewertung des Selbst und der assoziierten Person zeigte, trat entgegen der Erwartung bei Personen mit positiver Selbstevaluation ein gegenteiliger Effekt auf. Implikationen für zukünftige Studien werden auf dem Hintergrund dieser Ergebnisse diskutiert.

12. Matthias Wittfoth (delegiert an Dr. Stefan Koelsch)

Neurocognition of music

Recently, music has become accepted as a useful tool to investigate functional mechanisms of the human brain. In this work, three different aspects of music-psychological science were under exam. First, an event-related potential study shed light on the processing of music-syntactic irregularities, and of physical oddballs, of cochlear implant (CI) users in comparison to normal-hearing subjects. Most reports so far investigated speech recognition in those patiens, but only few reports on how musical sounds are perceived through a cochlear implant device have been published. Results indicate that the cognitive operations processing both music-syntactic and physical information are remarkably similar between cochlear implant users with only limited input provided by a CI device and subjects without any hearing impairment.
The aim of the second ERP-study was the investigation of neural processes reflecting the violation of both musical and linguistic expectancies induced by a context in a cadence of chords or in a sentence. 30 students without special musical education were asked to read sentences on a monitor while they heard piano chords via loudspeakers. By examining the question of dependent or independent information processing of music and language when both is presented simultaneously, an influence on processing syntactic irregularities in both domain were found. The ERP wave reflecting semantic violations in language were not affected by music processing at the same time. These results indicate a struggle for the same pool of neural resources in syntactic processing in music and language.
The third part of this diploma thesis is the case report of a man suffering from musical hallucinations. By reviewing the relevant literature of this rare phenomenon, its definition was put under a crucial test. Musical hallucinations are the hearing of tunes, melodies, harmonics, rhythms, and timbre without any external source. It still remains unclear in what way deafness is associated with musical hallucinations. Additionally, by comparing characteristics of musical (auditory) hallucinations with hallucinations in the visual modality, it was tried to draw paralels to shed light on a possible common neural mechanism.


2001

1. Claudia Bäumer

Überprüfung zweier kognitiver Zeitschätzungstheorien anhand einer klinischen Stichprobe

Hauptanliegen dieser Arbeit ist die Anwendung des Aufmerksamkeitsmodells von Thomas und Weaver (1975) und des Contextual Change Models von Block (1985, 1989) auf die prospektive Zeitschätzung von Personen mit einer Schädigung der präfrontalen Gehirnareale. Die Annahmen beider Theorien wurden in einem Messwiederholungsdesign mit N = 20 präfrontal geschädigten und N = 20 normalen Versuchspersonen anhand der verbalen Schätzmethode und der Reproduktionsmethode über drei verschiedene Zeitintervalle (30, 90 und 180 Sekunden) hinweg überprüft. Während Personen mit einer Schädigung des präfrontalen Kortex im 30-Sekundenintervall die Zeitdauer als eindeutig länger empfanden als die gesunden Personen, hat sich in den längeren Zeitinvervallen kein Unterschied gezeigt.
Dieses Ergebnis deutet hauptsächlich auf eine Beeinträchtigung des Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnisses als Folge der präfrontalen Schädigung. Die stärkere Überschätzung des kurzen Zeitintervalls konnte sowohl mit dem Aufmerksamkeitsmodell von Thomas und Weaver als auch mit dem Contextual Change Model von Block nicht hinreichend erklärt werden. Der Grund hierfür liegt allerdings vermutlich an einer unzureichenden Operationalisierung der untersuchten Variablen. Die Zeitschätzungen von gesunden und präfrontal geschädigten Personen waren dadurch nicht miteinander vergleichbar. Für sich genommen bestätigten die Zeitschätzungen der Personen mit einer präfrontalen Schädigung die Annahmen des Aufmerksamkeitsmodells. Nach diesem Modell spiegelt sich die Aufmerksamkeit, die für den kognitiven Verarbeitungsaufwand angewendet wird, in Höhe der Zeitschätzung wider. Präfrontal geschädigte Personen empfanden dementsprechend mit zunehmendem kognitivem Verarbeitungsaufwand die objektiven Zeitdauern als kürzer. Bezüglich der Annahmen des Contextual Change Models zeigte sich bei präfrontal geschädigten Personen der Effekt einer filled-duration illusion, welchen dieses Zeitschätzungsmodell nicht zufriedenstellend interpretieren kann. Auch hier konnten die Ergebnisse mit dem Aufmerksamkeitsmodell erklärt werden.

2. Felix Ehrlenspiel

Knotenpunkte beim Basketball-Freiwurf. Zur Funktion von Aufmerksamkeit für die Bewegungskontrolle

An den Anfang wird zunächst eine Übersicht über gängige Auffassungen zum Verhältnis von Aufmerksamkeit und Bewegungssteuerung gestellt. Für das allgemein vermutete Prinzip der optimalen Aufmerksamkeitszuwendung wird anschließend die empirische Literatur auf Evidenzen untersucht. Das Fazit, das aus der Sichtung der Literatur zu ziehen ist, wird die Suche nach einem Mechanismus nahe legen, der hinter dem Prinzip der optimalen Aufmerksamkeitszuwendungen zu vermuten ist. Für diese Suche wird eine Stategie, die sogenannte "funktionelle Analyse" vorgeschlagen. Auf der Suche nach einem Mechanismus werden aus zwei Perspektiven gängige Theorien der Psychologie und Bewegungswissenschaft dargestellt und auf Hinweise auf einen solchen Mechanismus untersucht. Zunächst werden zwei Theorien der Motorik analysiert, und zwar die Schematheorie von Schmidt (1975) und das systemdynamische Modell von Haken, Kelso & Bunz (1985). Von den Theorien der Aufmerksamkeit werden die Struktur- und Kapazitätstheorien kurz vorgestellt, besonders wird aber auf die Zwei-Prozess-Theorien eingegangen. Die Analyse beider Perspektiven wird deutlich machen, dass für den vermuteten Mechanismus in keinem der Ansätze Platz ist. Deshalb werden neuere psychologische Vorstellungen der Verhaltenssteuerung und der Aufmerksamkeit präsentiert, die wegen ihrer funktionalen Grundperspektive die Möglichkeit bieten, eine Rahmenkonzeption zu erstellen, in der Aufmerksamkeit einen funktionellen Mechanismus darstellt. Aus den Kernannahmen dieser Rahmenkonzeption lassen sich Forschungshypothesen entwickeln. Für die Prüfung der Annahmen wurde die Freiwurfbewegung im Basketball ausgewählt. Die Untersuchung selber wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes (Hossner, i.V., Hossner & Ehrenspiel, 2001) durchgeführt.
Im Methodenteil wird die Versuchsplanung und -durchführung beschrieben, wobei besonders die beiden verwendeten Messmethoden Kinematografie und Elektromyografie dargestellt werden. Die durch die aufwendigen Methoden bedingte kleine Stichprobe wurde in einem zweifaktoriellen Versuchsdesign mit Messwiederholung auf beiden Faktoren untersucht. Vor der Formulierung statistischer Hypothesen muss zunächst die umfangreiche Auswertung und Aggregation der kinematografischen und elektromyografischen Daten beschrieben werden. Daran anschließend werden die Ergebnisse der statistischen Auswertung präsentiert. Diese werden schließlich interpretiert und unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert. Zuletzt soll ein Ausblick auf weitere Fragestellungen gewagt werden, die sich aus dem vorgeschlagenen Mechanismus und den empirischen Befunden ergeben.

3. Dorothea Mörsch

Konzeption, Implementierung und erste Evaluationsergebnisse einer Fragebogendiagnostik zur Suchtgefährdung in Jugendwohngemeinschaften

Die vorliegende Arbeit hatte sich zum Ziel gesetzt, die bisherige Zielgruppe der Jugendwohngemeinschaft für suchtgefährdete Jugendliche als einem Beispiel einer Jugendhilfeeinrichtung mit sekundärpräventiver Ausrichtung im Drogenbereich zu charakterisieren. Davon ausgehend ging es um die Implementierung einer Fragebogendiagnostik zur Suchtgefährdung im Vergliech mit einer Jugendhilfeeinrichtung, die nicht speziell auf suchtgefährdete Jugendliche ausgerichtet ist. Ziel war eine systematische Erhebung und bessere Nutzbarmachung insbesondere suchtspezifischer Daten für die pädagogisch-therapeutische Arbeit. Dabei konnte nur ein Anfang gemacht werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sind insgesamt noch nicht sehr aussagekräftig, was besonders durch die sehr geringen Stichproben zu erklären ist.
Theoretischer Ausgangspunkt waren bisherige Ergebnisse zur Suchtgefährdung bei Jugendlichen und zur Sekundärprävention in diesem Bereich. Insbesondere Befragungen in Bielefeld und Dortmung zeigen hier erhebliche Defizite (Alte-Teigeler et al., 1997, Farke et al., 1998) Weiterhin wurde auf die Struktur der Einrichtung eingegangen und das Konstrukt der Abstinenzzuversicht vorgestellt.
Die Untersuchung ergibt folgende Hauptergebnisse: In der Aktenanalyse vorhandener Bewohnerdaten der Jugendwohngemeinschaft für suchtgefährdete Jugendliche zeigt sich, dass männliche und weibliche Bewohner unterschiedlich gut vom Leben in der Jugendwohngemeinschaft profitieren und mit den Mädchen bzw. jungen Frauen eine kontinuierlichere und oft auch erfolgreichere Arbeit gelingt. Die Befragung der derzeitigen Bewohner der Jugendwohngemeinschaft sowie einer Vergleichsgruppe mit dem DESTAS, der Zielskala und den HEISA.38 ergab erwartungsgemäß, dass sich die beiden Stichproben bezüglich des Konsums von Suchtmitteln deutlich unterscheiden. Die Bewohner der Jugendwohngemeinschaft für suchtgefährdete Jugendliche konsumieren in der Regel mehrmals täglich Drogen und sind weniger zuversichtlich, in Zukunft auf den Drogenkonsum zu verzichten. Als illegale Droge steht Cannabis deutlich im Vordergrund; Abstinenz wird in der Regel nicht angestrebt.
Als konzeptionelle Überlegung wurde davon ausgehend vor allem die Notwendigkeit klarer Ziele und Vorgaben zur Abstinenz bzw. dem Umgang mit Suchtmitteln in der Arbeit mit den Bewohnern der Jugendwohngemeinschaft hingewiesen.

4. Wolfram Schenck

A Connectionist Approach to Human Planning (PDF-File available)

Zusammenfassung. In der vorliegenden Arbeit wurde ein konnektionistisches Modell (genannt EVA) für die Simulation von menschlichem Planungsverhalten im Rahmen von Plan-A-Day entwickelt. Plan-A-Day ist ein diagnostisches Instrument für die Erfassung von Planungsfähigkeit (Funke & Krüger, 1995), in dem den Probanden ein Computerszenario vorgegeben wird. Innerhalb dieses Szenarios haben die Probanden die optimale Abfolge zahlreicher vorgegebener Termine herauszufinden, indem sie verschiedene Operatoren aus einer vordefinierten Menge verwenden. EVA wurde entwickelt, um Sequenzen solcher Operatoren zu erzeugen und diese innerhalb von Plan-A-Day anzuwenden. Dabei soll EVA ähnliches (durch Plan-A-Day operational definiertes) Planungsverhalten zeigen wie menschliche Probanden. EVA besteht aus drei konnektionistischen Netzwerken des Backpropagation-Typs; zwei davon sind hierarchische Elman-Netzwerke. Darüber hinaus basiert EVA auf dem Ansatz der "Situated action" (Clark, 1997; Suchmann, 1987); so repräsentieren die Eingabeeinheiten von EVA zum größten Teil den aktuellen Zustand des Plan-A-Day-Szenarios.
Die Daten, die in Simulationsverläufen mit EVA gewonnen wurden, werden in der vorliegenden Arbeit mit empirischen Daten verglichen, die in einer Studie mit 45 menschlichen Probanden erhoben wurden. Der Vergleich bezieht sich auf verschiedene Indikatoren, die sowohl Planungsleistung als auch den Prozess der Planung erfassen. Die Übereinstimmung zwischen simulierten und empirischen Daten ist ausreichend, um bestimmte theoretische Aussagen zu unterstützen: EVA liefert Evidenz dafür, dass einfache Mustertransformation, wie sie von konnektionistischen Netzwerken vorgenommen wird, genügt, um menschliches Planungsverhalten zu modellieren, vorausgesetzt, dass diese Netzwerke sorgfältig in ihre Umwelt eingebettet werden, wie es der Ansatz der "Situated action" verlangt. Somit demonstriert EVA, dass sogar traditionelle konnektionistische Modelle auf Aufgaben aus dem Bereich der höheren kognitiven Funktionen wie Planen oder Problemlösen anwendbar sind, die bisher zum größten Teil symbolverarbeitenden Modellen vorbehalten waren.
mehr unter http://www.wolframschenck.de

5. Nouredin Esmaeili Soumeh

Die Medizinische Fachsprache in Theorie und Praxis (Magisterarbeit)

6. Miriam Spering

Emotionen und Kontrollüberzeugungen beim komplexen Problemlösen (PDF-File available) [Die Arbeit wurde mit dem Franz-Emanuel-Weinert-Preis 2002 ausgezeichnet]

Die Studie untersucht den Einfluss positiver und negativer Emotionen auf komplexes Problemlösen unter Berücksichtigung der Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen als Traits. 74 studentische männliche und weibliche Probanden bearbeiten das computersimulierte Szenario FSYS 2.0 (Wagener & Conrad, 1997), anhand dessen sich Aussagen sowohl über die Problemlösegüte als auch das Problemlöseverhalten (z.B. Informationsmanagement) treffen lassen. Emotionen wurden vor Beginn des Szenarios und nach der Hälfte der Bearbeitung experimentell durch Leistungsfeedback induziert und begleitend durch Fragebögen erhoben. Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen wurden mittels einer für den Kontext des Problemlösenes modifizierten Version des Fragebogens zu Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK; Krampen, 1991) erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass Emotionen keinen Effekt auf die Problemlösegüte hatten. Auf der Ebene des Problemlöseverhaltens führten negative Emotionen jedoch zu einer stärker informationsgeleiteten Vorgehensweise. Internal kontrollüberzeugte Probanden wiesen ein besseres Informationsmanagement sowie eine höhere Problemlösegüte auf als external Kontrollüberzeugte, wobei Kontrollüberzeugungen in Bezug auf die Problemlösegüte die Rolle einer Moderatorvariablen einnehmen. Als wesentliche Prädiktoren des Problemlöseerfolgs wurden jedoch Intelligenz und Geschlecht der Probanden identifiziert.

7. Anja Stiller

Affektive Einflüsse und die Relevanz von Handlungswissen bei Entscheidungen. Eine Auswertung von Protokollen des lauten Denkens

Zusammenfassung. Es wurde empirisch beobachtet, dass einmal erworbene Verhaltensroutinen auch dann noch nachfolgendes Entscheidungsverhalten beeinflussen, wenn neue Evidenz eindeutig dagegen spricht. Die vorliegende Untersuchung widmete sich der Frage, ob derartige Routineneffekte durch den Stil der Informationsverarbeitung moderiert werden. Vor dem Hintergrund des Zwei-Kräfte-Modells (Fiedler,1990,1991) wurde angenommen, dass gut und schlechte Stimmung in unterschiedlichem Ausmaß assimilative und akkommodative Anpassungsfunktionen begünstigen. Im ersten Falle wird der Stimulusinput in Beziehung zu bestehenden Wissensbeständen gesetzt, während es bei letzterem auf das Konservieren der Stimulusdaten ankommt. In dem hier durchgeführten Experiment wurde ein computerunterstütztes Handelsspiel verwendet. 75 Untersuchungspersonen, überwiegend Studierende der Universität Heidelberg, sollten dabei wiederholt Entscheidungen für oder gegen bestimmte Produkte treffen. Im ersten Spiel (Lernspiel) wurde ihnen zunächst eine Routine antrainiert, d.h. sie entwickelten eine Präferenz für eine Handlungsoption. In einem weiteren Spiel (Testspiel) wurden der Experimentalgruppe neben der bereits bekannten Routinen-Option aus dem Lernspiel zwei unbekannte Optionen präsentiert. Die Routinen-Option erwies sich nun jedoch nicht mehr als günstig. Der Kontrollgruppe wurden drei unbekannte Optionen vorgegeben. Zum Zeitpunkt des Testspiels wurde mittels Filmszenen die emotionale Stimmung der Untersuchungspersonen manipuliert, und sie wurden in der ersten Phase des Testspiels um lautes Denken gebeten, um Hinweise auf den Stil der Informationsverarbeitung zu erhalten. Es wurde angenommen, dass sich die empirisch beobachtete Routinenerhaltung replizieren lässt und dass diese in der Gruppe der positiv gestimmten Untersuchungspersonen am ausgeprägtesten ist, da hier durch den Namen der Routinen-Option Vorwissen aktiviert wird. Ferner sollten sich die unterschiedlichen Verarbeitungsstile in positiver und negativer Stimmung in den Protokollen des lauten Denkens niederschlagen. Das Kategoriensystem zur Auswertung der verbalen Daten enthielt jeweils zwei Indikatoren für assimilative und akkommodative Prozesse.
Auch in dieser Studie zeigte sich ein Beibehalten der Routine trotz gegenteiliger Evidenz. Die Hypothese, dass in positiver Stimmung Routineneffekte verstärkt auftreten, konnte nicht bestätigt werden. Dass sich die unterschiedlichen Verarbeitungsstile in positiver und negativer Stimmung in den verbalen Daten abbilden lassen, ließ sich nur für die Indikatoren für akkommodative Prozesse bestätigen. Die Annahmen des zugrundegelegten Modells konnten nur zum Teil und dann auch nicht mit überzeugender interner Validität bestätigt werden. Um die hier formulierte Fragestellung klären zu können, müssten weitere Variablen mit einem modifizierten experimentellen Pradigma untersucht werden. Auch eine weitergehende Analyse der hier gesammelten verbalen Daten verspricht zusätzlichen Aufschluss über die zugrundeliegenden Informationsprozesse, insbesondere über Faktoren, die schließlich für ein Abweichen von der Routine relevant sind.

8. Katja Pavel

Kontexteinflüsse auf die implizite Einstellungsbildung

Studienziel ist die Untersuchung von Kontexteinflüssen auf implizite on-line Einstellungsbildungen. Die Untersuchungshypothese lautet, dass auch der Kontext in on-line Einstellungsbildungen einfließt. Diese Hypothese wurde an 110 Studierenden (durchschnittlich 24 Jahre alt, 3/4 Frauen) überprüft. Die Probanden mußten 4 fiktive Politiker anhand ihrer Aussagen beurteilen. Die Politikeraussagen wurden aus einer Vorstudie (Plessner, Betsch, Schwieren & Schallies, 2000) übernommen und über Kopfhörer eingespielt. Gleichzeitig wurden auf dem PC affektive Bilder aus dem International Affective Picture System (Lang, Öhman, & Vaitl, 1988) in Form eines Memoryspieles präsentiert. In 3 Versuchsgruppen wurden die Aussagen der einzelnen Politiker mit anderen affektiven Bildern (positiv, negativ, neutral) kombiniert. Der Hypothese zufolge sollten sich die Politikerbewertungen aufgrund der Kontexteinflüsse in den Gruppen unterscheiden. Kontexteinflüsse auf die Politikerbewertung zeigten sich jedoch nicht über die gesamte Stichprobe, sondern nur bei den weiblichen Versuchspersonen. Daraus folgt, dass Kontexteinflüsse auf die on-line Einstellungsbilder zwar nicht auszuschließen sind, aber noch weiterer Forschung bedürfen.


2000

1. Katrin Dreher

Prozeßindikatoren bei finiten Automaten

Zusammenfassung. Die vorliegende Diplomarbeit stellt den Versuch dar, Variablen zu entwickeln, die den Prozeß der Exploration eines unbekannten finiten Automaten abbilden.
Als theoretischer Hintergrund wurde ein Überblick über den Forschungsbereich des Problemlösens sowie die Anwendung dynamischer Systeme innerhalb dieses Bereiches gegeben und die Theorie der finiten Automaten dargestellt, nach der das für die vorliegende Untersuchung verwendete dynamische System konstruiert wurde.
An einer Stichprobe von 201 Schülern wurde untersucht, welche Prozeßvariablen zusätzlich zu den bereits entwickelten und in das Computerprogramm integrierten Leistungsvariablen sinnvoll und aussagekräftig erscheinen. Hierfür wurden zunächst 20 Prozeßvariablen erhoben und mit 15 ausgewählten Leistungsvariablen korreliert. Neben diesem linearen Zusammenhang wurden auch andere Arten des Zusammenhangs zwischen Prozeß und Leistungsmaßen überprüft. Im Anschluß daran wurde versucht, bestimmte Typen von Problemlösern zu identifizieren. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Typen-Einteilungen entwickelt sowie verschiedene Clusteranalysen auf Grundlage der Leistungs- oder der Prozeßvariablen sowie beider Variablengruppen gerechnet. Zudem wurden auch die einzelnen Variablen (im Gegensatz zu den einzelnen Fällen) einer Clusteranalyse unterzogen, um zu prüfen, ob Variablen, bei deren Operationalisierung eine ähnliche Zielsetzung verfolgt wurde, auch demselben Cluster zugeordnet werden.
Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß einige der untersuchten Prozeßvariablen aussichtsreiche Indikatoren des Vorgehens beim Problemlösen zu sein scheinen und daß bis auf weiteres die Annahme eines linearen Zusammenhangs zwischen Prozeß- und Leistungsvariablen am sinnvollsten ist. Die Suche nach bestimmten Problemöse-Typen verlief eher erfolglos bzw. erbrachte neben relativ trivialen Ergebnissen keine großen Neuigkeiten. Von Relevanz sind die Befunde insofern, als sie in die Entwicklung von Erhebungsinstrumenten für das Konstrukt "Problemlösefähigkeit", die z.B. in einer von der OECD geplanten Studie zur Bewertung der Schulsysteme verschiedener Mitgliedstaaten zum Einsatz kommen sollen, und auch in die weitere Forschung in diesem Bereich mit einbezogen werden können.

2. Kathrin Jung (geb. Müller)

Die Geschichte des Psychologischen Instituts der Universität Heidelberg in den Jahren 1933 bis 1980 (Datei als PDF-File mit 9 MB zu finden unter da-jung-2000-geschichte.pdf)

3. Birgit Klingshirn

Arbeitsgedächtnis, semantisches Gedächtnis und Kontextgedächtnis im zeitlichen Verlauf, eine Studie an gesunden Probanden

4. Sylvia Kresse

Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur Erfassung von Co-Abhängigkeit

Zusammenfassung. Das Konzept der Co-Abhängigkeit gehört zu den umstrittenen Konzepten im Suchtbereich. Es existiert eine Definitionsvielfalt, zudem differieren die Ansichten darüber, ob Co-Abhängigkeit bevorzugt bei Angehörtigen von Suchtkranken worzufinden ist und sich über die psychiatrische ICD-/DSM-Diagnostik hinaus überhaupt eine Notwendigkeit für dieses Konstrukt ergibt. Darüber hinaus sind die existierenden, in der Regel nicht publizierten Fragebögen zur Erfassung von Co-Abhängigkit unzureichend testtheoretisch fundiert und finden in der klinischen Forschung und Praxis nur wenig Anwendung.
Ziel der vorliegenden Studie ist die Erstellung und Validierung eines deutschsprachigen Co-Abhängigkeits-Fragebogens. Im Sinne einer Arbeitsdefinition wird Co-Abhängigkeit verstanden als das Auftreten von Erlebens- und Interaktionsweisen, die tendenziell selbstschädigend und im Hinblick auf den suchtkranken Menschen suchtfördernd sind.
Zur Enwicklung einer Itemliste wurden unter Einbeziehung der Co-Abhängigkeits-Literatur und existierender Checklisten 41 Items aus den zentralen Co-Abhängigkeits-Kategorien (übermäßige Fürsorglichkeit; Wunsch nach Kontrolle; Fokus außerhalb des eigenen Selbst; Unterdrückung eigener Gefühle und Bedürfnisse; Glaube, unentbehrlich zu sein) abgeleitet und mit einer 6-stufigen Ratingskala versehen.
Zur Konstruktvalidierung wurden 8 Items zur Dependenten Persönlichkeitsstörung (aus SKID-II, Fydrich et al. 1997) und die 10-Item-Skala zum Selbstwertgefühl von Ferring und Filipp (1996) in den Gesamtfragebogen aufgenommen. Es wurden 376 nicht vorselektierte Personen schriftlich befragt, 92 davon bezogen sich beim Ausfüllen des Fragebogens auf ihre Beziehung zu einer von Alkohol oder Drogen abhängigen Person. Die dimensionsanalytischen Ergebnisse (Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation, Eigenwert > 1) legen eine 3-Faktoren-Lösung nahe (1: Innere Anspannung und Kräfteverschleiß; 2: Glaube, unentbehrlich für den Abhängigen zu sein; 3: Zurückstellen eigener Gefühle und Bedürfnisse).
Für die empirische Validität des Fragebogens sprechen die hoch signifikanten Unterschiede (p < 0.001) zwischen den Angehörigen Substanzabhängiger und Nichtsubstanzabhängiger. Auch besteht ein hoch signifikanter Zusammenhang zischen Alkohol- bzw. Drogenkonsum der Person, an die beim Ausfüllen des Fragebogens gedacht wurde und Co-Abhänigigkeit (r = .53, p < 0,001). Allerdings Ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in den Co-Abhängigkeits-Werten zwischen Angehörigen Suchtkranker, die durch eine Selbsthilfegruppe oder Psychotherapie Hilfe erhalten (38 Pbn) und Angehörigen, die keine Hilfe in Anspruch nehmen (54 Pbn). Die beachtliche positive Korrelation zwischen Co-Abhängigkeit und Dependenter Störung (r = .52, p < 0.001) belegt eine partielle Überschneidung beider Konstrukte. Der negative Zusammenhang zwischen Co-Abhängigkeit und Selbstwert (r = -.16, p < 0.01) stützt die konvergente Validität des neuen Verfahrens. Entgegen den Vorannahmen konnten keine Geschlechterunterschiede in den Co-Abhängigkeits-Werten gefunden werden. Der Substanzkonsum der Person, an die beim Ausfüllen des Fragebogens gedacht wurde, und die Dependente Persönlichkeitsstörung erweisen sich als signifikante Prädiktoren zur Vorhersage von Co-Abhängigkeit.
Die vorliegenden Ergebnisse implizieren, daß sich das Konstrukt der Co-Abhängigkeit klar eingrenzen und sinnvoll operationalisieren läßt, daß Co-Abhängigkeit psychometrisch valide erfaßbar ist und daß Angehörige suchtkranker Menschen erwartungsgemäß stärker von Co-Abhängigkeit betroffen sind als andere Menschen.
Der vorliegende Fragebogen erweist sich somit für die praktische Arbeit mit Angehörigen von Suchtpatienten als geeignet. Der Fragebogen kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt als Screening-Instrument und für Forschungszwecke eingesetzt werden.

5. Astrid Kristen

Konzentrationsleistung - Überprüfung eines neuen diagnostischen Verfahrens

Zusammenfassung. Ein neues computergestütztes Testverfahren zur Erfassung der Konzentrationsleistung wurde am Max-Planck-Institut für Psychiatrie München entwickelt. Zur Prüfung der Reliabilität und von Aspekten der Validität wird im Rahmen dieser Studie eine erste Version des Computergestützten Aufmerksamkeits-Belastungstest (Test CAB) mit einem bereits etablierten Verfahren, dem Aufmerksamkeits-Belastungstest d2 verglichen.
An der Studie (Test-Retest-Design) nahmen 60 Männer und Frauen (Normalpersonen) im Alter von 20-59 Jahren aus dem Raum Heidelberg-Mannheim teil. Die korrelativen und varianzanalytischen Berechnungen zeigen, daß sowohl die Kriterien der split-half-Reliabilität wie auch der Retest-Stabilität erfüllt werden und die beiden Testverfahren bei Normalpersonen analog einsetzbar sind. Es zeigt sich ein Einfluß des Faktors Alter und eine Leistungssteigerung (Übungseffekte) bei der Retestung. Die Effekte der aktuellen Befindlichkeit/Stimmung sowie einer Verlängerung der Testzeitdauer und die Einführung eines neuen Maßes zum Schwankungsverlauf werden diskutiert. Die Ergebnisse weisen daraufhin, daß eine Anwendung des Testverfahrens CAB im Bereich der neuropsychologischen Diagnostik anzustreben ist, vorausgesetzt in nachfolgenden Studien (zum Beispiel an Patient(inn)en) werden die gefundenen Effekte bestätigt.

6. Alessandra Moschetti

Voraussetzungen für Summe versus Durchschnittsbildung als Möglichkeiten der Informationsintegration zur Bildung von Valenzurteilen

7. Jörn Prohl

Deklarative und prozedurale Gedächtnisleistungen bei psychiatrisch auffälligen Jugendlichen mit dissoziativen Erlebens- und Verhaltensmustern

Zusammenfassung. Der Dissoziationsmechanismus wird in seiner modernen Konzeption als ein komplexer, psychophysiologischer Copingsprozeß betrachtet, der von einem geringfügigen Ausprägungsgrad (z.B. Tagträume) bis hin zu schweren psychiatrischen Erkrankungen (z.B. "Dissoziative Identitätsstörung") reichen kann.
Die Hypothese, daß die klinisch-pathologische Dissoziation primär als Reaktionsmuster auf schwerwiegende, belastende Lebensereignisse auftritt, hat eine lange Tradition, beginnend mit Pierre Janet (1889) an der Wende zum 20. Jahrhundert und setzt sich heute fort im Zusammenhang mit der in den 80er Jahren neu in die Klassifikationsschemata aufgenommenen "Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)", bei der die Dissoziation als valider Prädikator zunehmend mehr diskutiert wird.
Die pathologische Dissoziation wird landläufig definiert als eine Störung der integrativen Funktionen der Identität, des Gedächtnisses und des Bewußtseins, die sich in spezifischen dissoziativen Verhaltens- und Erlebensmustern äußert. Diesen wird als grundlegendstes Symptommerkmal ein breites Spektrum dysfunktionaler Gedächtnisprozesse zugeordnet.
Die Absicht dieser Diplomarbeitsstudie lag darin, die Qualität dieser gestörten Gedächtnisfunktionen experimentell zu erfassen. Es sollte untersucht werden, ob und wieweit dissoziative Erlebens- und Verhaltensmuster, deren komorbides Auftreten inzwischen auch bei vielen anderen psychiatrischen Krankheitsformen belegt ist, im Zusammenhang stehen mit einer grundlegenden Störung der Informationsverarbeitung.
Beim pathologischen Dissoziationsmechanismus kommt es zu einer fragmentarischen Verarbeitung von Erfahrungen, deren einzelne affektive wie kognitive Elemente auf der Bewußtseinsebene nicht mehr miteinander integriert, das heißt ganzheitlich erinnert werden können. Die charakteristische Störung des Bewußtseines sollte in dieser empirischen Studie anhand der neuropsychologischen Unterscheidung (Squire, 1987, 1992) zwischen einem "bewußten" deklarativen und einem "unbewußten" nondeklarativen Gedächtnissystem experimentelle Unterstützung finden. So wurde antizipiert, daß das Gedächtnis zur Aneignung von kognitiven Prozeduren funktioniert, während das Gedächtnis für bewußte Verarbeitungsprozesse Defizite aufweist. Selbstberichte von Patienten, klinische Beobachtungen, vor allem aber neurobiologische und neuropsychologische Forschungsstudien zur PTBS, hatten diesen Verdacht erhärtet.
Zur Überprüfung dieser Forschungshypothesen wurden in Anlehnung an PTBS-Studien neuropsychologische Prüfmethoden eingesetzt. Deklarative Gedächtnisleistungen wurden mit dem California Verbal Learning Test (CVLT) von Delis und Mitarbeitern (1988) (dt. Version: Ilmberger, 1988) und prozedurale Gedächtnisvariablen mit dem Tower-of-Toronto-Test (TOT) von Saint-Cyr und Mitarbeitern (1988) erhoben. Die Erfassung der Dissoziationsneigung erfolgte mit der deutschen Übersetzung der Adolescent Dissociative Experience Scale (ADES; Armstrong et al., 1997) - der Skala Dissoziativen Erlebens (SDE-Jugendversion) von Brunner und Mitarbeitern (HDI, 1999). Zusätzlich wurden plausibe Kovariaten wie der "Gesamtpsychische Beschwerdedruck" (dt. Version: Symptom Checklist - SCL-90-R: Franke, 1995), die "Intelligenz" (Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung- PSB: Horn, 1969) sowie das "Alter" und "Geschlecht" mitkontrolliert.
Es konnten 41 Patientien im Alter zwischen 13 bis 19 Jahren aus den Einrichtungen der "Abt. Kinder- und Jugendpsychiatrie" rekrutiert werden. Dabei erfolgte eine diagnoseunabhängige, "blinde" Erhebung nach konsekutivem Modus und streng definierten Ausschlußkriterien. - Die Diagnoseverteilung dieser Stichprobe repräsentiert die typische Inanspruchnahmepopulation einer kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätsklinik.
Nach dem gesamten Auswertungsprozeß mittels "partieller Korrelationen" sowie "multipler Regressionsvergleiche" haben sich der "Gesamtpsychische Beschwerdedruck", ein deklaratives Wiedererkennensmaß des CVLT und - entgegen der Erwartung - eine prozedurale Gedächtnisvariabel des TOT als signifikante Prädikatoren für das Dissoziationsausmaß herauskristallisiert. Daraus ergibt sich, daß die als zeitstabiles Reaktionsmuster gemessene Dissoziationsneigung ein störungsübergreifendes psychiatrisches Phänomen darstellt, das nicht auf wenige Krankheitsformen fixiert ist und das zusätzlich mit feinen dysfunktionalen Gedächtnisprozessen einhergeht. So verschlechtert sich mit zunehmendem Dissoziationsgrad zum einen das verbale Wiedererkennensgedächtnis und zum anderen die Gedächtnisleistung für prozedurale kognitive Handlungsroutinen. Überraschenderweise korrelieren diese Gedächtnisvariablen bei gleichbleibender dissoziativer Ausprägung positiv mit der psychischen Gesamtbefindlichkeit.
Diese empirische Arbeit hat gezeigt, daß die Dissoziationsneigung bei psychiatrisch auffälligen Jugendlichen mit einer grundlegenden Informationsverarbeitungsstörung einhergeht, da sich der Dissoziationsmechanismus auf generelle Gedächtnisprozesse ausgewirkt hat. Mit anderen Worten, spezifische neuropsychologische Marker haben in dieser Studie einen prädiktiven Wert für die pathologische Dissoziation demonstriert. Die Ergebnisse regen dazu an, mit diesem neuen Forschungsansatz fortzufahren, um das ätiopathogenetische Konzept der Dissoziation weiter zu erhellen.

8. Markus Raab

Motorische Kontrolle: Pew’s Trilemma - Ein Lösungsansatz (in englischer Sprache)

9. Stefanie Schuch

Inhibition als Bestandteil exekutiver Steuerung: zum Einfluß nicht ausgeführter Aufgaben in einem Aufgabenwechsel-Paradigma (in englischer Sprache)

10. Erika Theobald

Untersuchung zum Autobiographischen Gedächtnis bei Borderline-Persönlichkeitsstörung

Zusammenfassung. Die vorliegende Diplomarbeit entstand in einem Projekt von Dr. Renneberg zum Thema "Prozesse der Emotionsregulation bei Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung" und beschäftigt sich mit dem autobiographischen Gedächtnis (ABG). Untersuchungen zu Auffälligkeiten des autobiographischen Gedächtnisses bei Personen mit psychischen Störungen geben Hinweise auf Besonderheiten der Informationsverarbeitung und liefern einen wichtigen Beitrag zur störungsspezifischen Grundlagenforschung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Unterschiede im Abruf lebensgeschichtlicher Ereignisse bei psychischen Störungen zu untersuchen und in einem aktuellen Modell der Gedächtnisforschung zusammenzufügen.
Es wurde untersucht, ob und wie sich Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) von Patientinnen mit Depression und Frauen ohne klinische Diagnose in ihrm autobiographischen Erinnern (ABE) auf bestimmte Signalwörter in einem "Cued-recall-test" unterscheiden. Hierzu wurden den Teilnehmerinnen emotional positiv besetzte, emotional negativ besetzte und neutrale Wörter vorgegeben. Die jeweiligen Antworten wurden hinischtlich ihrer Spezifität eingeschätzt. Dabei wurde erwartet, daß die Borderline-Patientinnen im Vergleich zu depressiven Patientinnen und einer Kontrollgruppe von Personen ohne klinische Diagnose globaler erinnern, also wenig Erinnerungen auf der spezifischen Ereignisebene berichten. Nach einem Gedächtnismodell von Conway (1996) lassen sich Lebenserinnerungen in drei hierarchischen Ebenen einteilen. Personen mit BPS sollten sich in diesem Modell auf der untersten Ebene, der Ebene spezifischen Ereigniswissens, deutlich von den beiden Vergleichgsgruppen unterscheiden.
19 Patientinnen mit BPS, 14 Patientinnen mit einer Major Depression (MDE) und 16 Personen ohne klinische Diagnose nehmen an der Untersuchung teil. Wider Erwarten erinnerten die Patientinnen mit BPS aus unserer Stichprobe ereignisspezifisch und unterschieden sich hier nicht signifikant von der nicht-klinischen Vergleichsstichprobe, während sich für depressive Patientinnen das erwartete Muster bestätigte. Es zeigte sich aber, daß beide Patientinnengruppen die erinnerten Ereignisse im Nachinein tendenziell eher negativ einschätzten als die nicht-klinische Vergleichsgruppe. Die Ergebnisse wurden im Hinblick auf das Modell des autobiographischen Gedächtnis von Conway (1996) und die damit verbundene Fähigkeit zur Emotionsregulationvon Patientinnen mit BPS diskutiert. Implikationen für die Therapie mit diesen Patientinnen wurden abgeleitet.


1999

1. Claudia Bender

Evaluierung eines computergestützten Lernprogramms bei geistig behinderten Kindern und Jugendlichen - Einzelfallanalysen mit dem IBM-SprechSpiegel III

Diese Untersuchung mit dem IBM-SprechSpiegel III wurde im Kommunikationsförderbereich (KFB) der Johannes-Anstalten in Mosbach durchgeführt. Die Johannes-Anstalten sind ein Ausbildungs-, Rehabilitations- und Pflegezentrum für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zum Anstaltsbereich gehören Wohn- und Pflegeheime, eine Sonderschule mit Sonderschulkindergarten, eine Werkstatt für Behinderte sowie klinische Abteilungen für Neuropsychiatrie und innere Krankheiten. Die Johannes-Anstalten verfügen über insgesamt 2.600 Plätze für Geistig- und Mehrfachbehinderte, davon sind z.Zt. ungefähr 600 Plätze von Heimbewohnern belegt. Der Kommunikationsförderbereich (KFB) ist integriert in den Psychologischen Dienst und betreut geistig und autistische Behinderte in Einzelförderung. Gefördert werden Kinder und Jugendliche im Schulalter, teilweise Kinder im Vorschulalter sowie Erwachsene aus der Werkstatt für Behinderte. Ziel der Förderung ist der Aufbau funktionaler Sprache, der Abbau von schweren Verhaltensstörungen, wie etwa selbstverletztendes und destruktives Verhalten, sowie der Aufbau von angemessenem Sozialverhalten und Selbstversorgungsaktivitäten. Ca. 38% der Heimbewohner der Johannes-Anstalten in Mosbach können als nicht sprechend bezeichnet werden. Diese Zahl liegt über den epidemiologischen Angaben zur Häufigkeit nicht sprechender geistig Behindertert von 20%. Ein großer Teil der Personengruppe versteht die gesprochene Sprache und teilt sich vorwiegend über selbst gewählte Gestik und Mimik mit, nur ca. 10% der Geistigbehinderten haben keinerlei Sprachverständnis und auch keine differenzierten Kommunikationsformen. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet deshalb der Einsatz alternativer Kommunikationssysteme für nicht sprechende Behinderte. Je nach Voraussetzung wird ein differenzierter Kommunikationsausdruck über Handzeichen, Bilder oder Wortkarten gelehrt. Angewendet werden dabei z.B. Modellernen, inzidentelles Lernen, strukturiert verhaltensorientiertes Vorgehen und computerunterstütztes Lernen. Kleinste Therapieschritte, strukturierte funktionale Aufgaben, wirksame Hilfestellungen und Konsequenzen werden hierbei geplant eingesetzt und auf ihre Effektivität überprüft. Dabei kommen inhaltliche, methodische und organisatorische Aspekte amerikanischer Behindertenarbeit zum Tragen. Die Generalisation der gelernten Verhaltensweisen auf die Alltagssituation der Behinderten wird kontrolliert. Die Abklärung der Ziele, Methoden und Kontrollen erfolgt deshalb mit den am Rehabilitationsgeschehen beteiligten Personen. Die Förderung wird von den Erziehern, Zivildienstleistenden, Praktikanten und den betreuenden Psychologen durchgeführt. Der SprechSpiegel III wurde von IBM als Hilfsmittel bei der Therapie von Sprachentwicklungsstörungen, deren Ursachen nicht auf einer geistigen Retardierung beruhen, etwickelt und wird im Rahmen der Kommunikationsförderung als alternatives Kommunikationsmittel im KFB bereits erfolgreich eingesetzt. Der Einsatz dieses computergestützten Lernprogramms wurde bisher nur bei Personen mit einer autistischen Behinderung, Sprachgestörten, Gehörlosen und Körperbehinderten evaluiert. Ich sehe meine Untersuchung deshalb als Explorationsstudie, in der anhand von Einzelfällen der Nachweis eines Lerneffektes bei geistig behinderten Kindern und Jugendlichen geführt werden soll.

2. Rita Gebhard

Emotionsinduktion mittels Filmszenen

Zusammenfassung. Vorrangiges Ziel dieser Studie war die Bewertung ausgewählter Filmszenen mit den Zielemotionen Wut und Freude hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit in einem Forschungsprojekt zu Emotionsregulationsprozessen bei Patientinnen mit Borderline Persönlichkeitsstörungen. Je zwei Filme mit paralleler emotionsinduzierender Wirkung sollten aus Retestgründen gefunden werden. Der Fokus richtete sich dabei auf die Evaluation von Filmszenen, die Liebesziehungen zeigten. Solche Filmausschnitte wurden - zusammen mit politischen und lustigen Filmen - in ihrer emotionsinduzierenden Wirkung überprüft. Insgesamt acht ausgewählte Filmszenen wurden hinsichtlich der Fragen: 1. welche Emotionen werden ausgelöst? 2. lösen inhaltlich ähnliche Filme vergleichbare Emotionen aus? und 3. welche Einflußfaktoren spielen bei der Emotionsinduktion eine Rolle? untersucht. Bei den Einflußfaktoren begrenzte sich diese Studie auf die Variablen Geschlecht, Depressivität, Bekanntheit der Filme und Zufriedenheit mit der eigenen Beziehungssituation.
101 Studierende der Universität Heidelberg sahen eines von zwei verschiedenen Filmsets mit inhaltlich ähnlichen Filmausschnitten. Sie schätzten ihre Emotionen nach jedem Film auf 12 Emotionsskalen ein, die später, nach Durchführung einer Hauptkomponentenanalyse, in 3 Kategorien eingeteilt wurden: positive, negativ selbstbezogene und negativ fremdgerichtete Emotionen. Außer den Implikationen für das Rahmenprojekt, lassen die ermittelten Ergebnisse auch globalere Aussagen über Filmszenen als emotionsinduzierendes Verfahren zu.
Als wichtiges Ergebnis für das Forschungsprojekt ist festzuhalten, daß in der hier untersuchten studentischen Stichprobe die Zielemotionen Wut und Freude durch die politischen und lustigen Filmszenen z.T. eindeutiger, auf jeden Fall aber stäker induziert werden konnten, als dies mit den Filmszenen, deren Themenschwerpunkt auf Liebeziehungen lag, der Fall war. Je eine politische und lustige Filmszene wurde zur Emotionsinduktion in dem Rahmenprojekt ausgewählt. Für den zweiten Testzeitpunkt muß die Suche nach vergleichbaren und inhaltlich brauchbaren parallelen Filmszenen fortgesetzt werden, da dieses Ziel mit den hier untersuchten Filmausschnitten nicht gelungen ist.
Hinsichtlich des Verfahrens "Emotionsinduktion mittels Filmszenen" ist festzuhalten, daß die von Gross und Levenson (1995) formulierte optimistische Sichtweise zur Auslösung distinkter Emotionen durch die vorliegende Studie kaum Unterstützung erfährt. Statt dessen kann resümiert werden, daß sich inhaltlich zusammengehörige Gruppen von Emotionen gut durch Filmmaterial auslösen lassen. Weiterhin zeigte sich, daß inhaltliche Ähnlichkeit bei dem Versuch, vergleichbare emotionale Befindlichkeiten durch verschieden Filmszenen auszulösen, einen wichtigen, jedoch keineswegs hinreichenden Faktor darstellt.
Die hier überprüften potentiellen Einflußfaktoren hatten in den meisten der Filme keinen oder nur wenig Einfluß auf die Emotionsinduktion. Wurde ein Effekt gefunden, war er für keine der Variablen durchgängig in allen Filmen oder allen Emotionskategorien eines Filmes wirksam. Vereinzelte schwache Effekte wurden für alle Variablen gefunden, am deutlichsten waren diese für die Faktoren Geschlecht und Depressivität. Frauen berichteten in einigen der negativen Filmszenen deutlich stärkere negativ selbstbezogene und negativ fremdgerichtete Emotionen als Männer. Depressivität hatte insbesondere in den positiven Filmen einen deutlichen Effekt auf die Induktion stärkerer negativ selbstbezogener Emotionen. Wie die ausführliche Diskussion der einzelnen Einflußfaktoren zeigte, konnte die stärkere Induktion bestimmter Emotionskategorien immer in Zusammenhang gebracht werden mit der angenommenen höhren Bedeutsamkeit der gezeigten Themen für bestimmte Teilgruppen der Gesamtstichprobe. Für zukünftige Arbeiten in diesem Bereich scheint es besonders wichtig, Kognitionen beispielsweise über individuelle Bedeutungen und Bewertungsmuster zu erfassen.

3. Dorothee Klein

Entwicklung und Validierung eines Internet-gestützten Wissensdiagnose- und Lernsystems unter Anwendung von Concept-Map-Methoden am Beispiel der Formalen Begriffsanalyse

4. Dorette Kugele

Zur Aussagesuggestibilität von Grundschulkindern

Zusammenfassung. Die vorliegende Untersuchung befaßte sich mit der Fragestellung, ob die unterschiedliche Gestaltung suggestiver Befragung Einfluß auf das spätere Antwortverhalten von Grundschulkindern hat. Als Abfragemerkmale untersucht wurde, in welchen Worten gefragt wird (suggestive Frageform), was gefragt wird (emotionale oder faktische Inhalte) und wer fragt (Art der Darbietung). Die Annahme, daß diese Abfragemerkmale in Bezug auf die kindliche Aussagesuggestibilität von Bedeutung sein könnte, begründete sich auf der gegenwärtigen Forschungsliteratur. Die Ergebnisse der Untersuchung fielen hypothesengemäß aus bzgl. der ersten Fragestellung (suggestive Frageform) und nicht hypothesengemäß in Bezug auf die Fragestellung nach der Darbietungsform. Was die Inhalte der suggestiven Information anbelangt (emotionale vs faktische), so ergab sich ein differenzierter Befund dahingehend, daß es hierbei auf die Art des Gefühls ankam. Gefühl scheint nicht gleich Gefühl in Bezug auf die Aussagesuggestibilität von Grundschulkindern.
Um die Untersuchungssituation möglichst ansprechend und natürlich zu gestalten, wude auf paper-pencil-Szenarios verzichtet und als Testmaterial ein Videofilm gewählt. Wie erhofft, gefiel den Kindern diese Vorgehensweise.

5. Renate Münzenmayer

Argumentationsprozesse in computerbasierter Kommunikation

6. Irene Salzmann-Kaupp

Co-Abhängigkeit: Eine kritische Analyse des Forschungsstandes und die Erfassung und Validierung eines umstrittenen Konstruktes

Zusammenfassung. Der Begriff Co-Abhängigkeit ist weit verbreitet, aber weder genau definiert noch empirisch untermauert. Eine testtheoretisch abgesicherte Diagnostik ist nötig. Es bestehen erhebliche Schwierigkeiten bezüglich der diskiminanten Validität und auch bezüglich der Konstruktvalidität. Die Entwicklung eines deutschsprachigen Co-Abhängigkeits-Fragebogens basiert auf dem Co-Dependency-Inventory (CDI) von O'Brien und Gaborit (1992). Dieser Fragebogen wurde übersetzt und bearbeitet. Zusammen mit den Untertests dependente und vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-IV (SKID-II, Fydrich et al.,1997) einer Stichprobe von N=392 Personen vorgelegt. Nach faktor- und clusteranalytischen Berechnungen wurden 14 Items auf den vier Faktoren "Fürsorglichkeit", "Kontrolle, "Zentrum außerhalb des eigenen Selbst" und "Gefallen wollen" beibehalten. Während davon ausgegangen werden kann, daß die mäßigen Reliabilitätswerte durch eine Erweiterung und Homogenisierung der Items erreicht werden kann, bereitet die Validierung Probleme.
Bezüglich der diskiminanten Validierung traten in der Gesamtstichprobe mittelhohe, signifikante positive Korrelationen zwischen den Co-Abhängigkeits- und den SKID-II-Scores auf, die in der Extremstichprobe entfielen bzw. negativ wurden. Das ist ein Hinweis darauf, daß Co-Abhängigkeit in mittlerer bis hoher Ausprägung ein eigenständiges Konstrukt darstellt. Validierungshinweise ergeben sich u.a. daraus, daß Angehörige süchtiger Menschen einen Trend zu erhöhten Co-Abhängigkeitswerten aufweisen. Es konnte kein Zusammenhang mit Bildungsstand oder Alter festgestellt werden. Frauen sowie Personen mit Partnern oder Kindern weisen höhere Co-Abhängigkeitswerte auf als Männer und Personen, die allein oder bei den Eltern leben. Diese Ergebnisse bereiten einige theoretische Schwierigkeiten.
Es wird dafür plädiert, Co-Abhängigkeit in Zukunft wieder verstärkt im sozialen Umfeld von Süchtigen zu suchen und gleichzeitig mehr Vorsicht bei der Verwendung des Begriffs walten zu lassen.

7. Alexander Schestag

Eine experimentelle Untersuchung zur außersinnlichen Wahrnehmung

Abstract. In dieser Arbeit wurde ein klassisches computergestütztes Telepathieexperiment mit n=60 Vpn durchgeführt, bei dem der Versuchsleiter als Sender und die Vpn als Empfänger agierten. Nach dem Experiment wurde den Vpn ein Fragebogen zur Messung von paranormalen Glaubensüberzeugungen vorgelegt. Die Ergebnisse des Experiments zeigen einen klaren Unterschied zwischen den Vpn, die während des Experiments selbst Rückmeldung über Treffer oder Fehler erhielten und den Vpn, bei denen der Sender Rückmeldung erhielt. Bei Feedback für den Sender trat ein signifikantes "Psi-Missing" auf, während bei Feedback für die Empfänger ein nicht signifikanter Trefferüberhang erzielt wurde. Die Effektstärken bei den Wortdurchgängen waren zudem überwiegend größer als bei den Zahlendurchgängen. Die Bedeutung der Ergebnisse bezüglich möglicher Artefakte und auch im Hinblick auf eine "parapsychologische" Interpretation im Sinne klassischer Signalübertragungstheorien und der Observational Theories wird diskutiert.

8. Ralf Sentker

Subjektives Körpererleben bei Personen mit Angststörungen im Verlauf von Psychotherapie

Zusammenfassung.
Theorieteil
Im konzeptuellen Teil dieser Arbeit wird der Begriff des Körperbildes wissenschaftstheoretisch in seinem Entstehungskontext und seiner Ausdifferenzierung eingeführt. Dabei wird die extensionale Ausdehnung dieses Konstruktes über den rein neurologischen Bezugsrahmen bis hin zu psychologischen Verstehensweisen skizziert, die vor allem die Bedeutung und psychosoziale Verschränkung der individuellen Körpererfahrung akzentuiert. Im weiteren wird die empirische Interpretation des Körperbild-Konstruktes diskutiert. Dabei werden entsprechend einem für die Psychologie charakteristischen zweigliedrigen Meßkonzept apparative Methoden und Fragebögen zur Erfassung des subjektiven Körpererlebens vorgestellt und diskutiert. Besondere Bedeutung kommt dem Fragebogen zum Körperbild (FKB-20) zu, der in seiner Entwicklung, Konstruktion und Aspekten der empirischen Bewährung ausführlich vorgestellt wird. Über die Skizzierung grundlegender Entwicklungslinien hinausgehend, wird die Bedeutung des subjektiven Körpererlebens im Rahmen der Klinischen Psychologie erörtert. Störungsbildern, denen Beeinträchtigungen des Körperbildes inhärent sind, werden die Angststörungen gegenübergestellt, bei denen die Bedeutung des Körpers bzw. des subjektiven Bildes vom eigenen Körper, abgesehen von somatischen Korrelaten akuter Angstepisoden, eher unterbestimmt ist. Zu einer möglichen Konzeptualisierung von Körperbild und Angststörungen werden erste Überlegungen vorgenommen. Konsistent zur großen ätiologischen, diagnostischen und therapeutischen Relevanz des subjektiven Körpererlebens werden vergleichend unterschiedliche psychotherapeutische Behandlungsprogramme diskutiert. Hohe Konkordanz zu einer dispositional verstandenen, affektiv-kognitive und perzeptive Aspekte des Körperbildes apostrophierende Begrifflichkeit, weisen die kognitiv-behaviorale und die psychomotorische Therapie auf. Entspannungsverfahren und psychoanalytisch orientierte Therapieansätze intendieren einerseits einen körperlichen Entspannungszustand, der vor allem zur Reduktion von Streß, aber auch in Selbsterfahrungsgruppen eingesetzt wird und somit nicht nur auf den klinisch-psychologischen Kontext begrenzt ist, und andererseits, den Rückgriff auf präverbale intendieren einerseits einen körperlichen Entspannungszustand, der vor allem zur Reduktion von Streß, aber auch in Selbsterfahrungsgruppen eingesetzt wird und somit nicht nur auf den klinisch-psychologischen Kontext begrenzt ist, und andererseits, den Rückgriff auf präverbale Inhalte traumatischer Art, wobei die Körperorientiertheit eher Vehikelfunktion besitzt.
Fragestellungen
Der Fragebogen zum Körperbild (FKB-20) wurde im Rahmen einer Studie zur Behandlungsoptimierung von Patienten mit Angststörungen vorgelegt. Meine Fragestellungen haben daher eher explorativen Charakter und dienen im weiteren dazu, Vergleichswerte für den FKB-20 zu gewinnen. Interessenschwerpunkte konkretisieren sich in der Frage nach unterschiedlicher Therapiewirkung, wobei das psychodynamische Behandlungskonzept der Psychosomatischen Klinik der Universität Heidelberg mit einem symptomspezifischen Zusatzprogramm, welches auch körperbezogene Therapieelemente beinhaltete auf seine Effektivität hin verglichen wurde. Im weiteren wurde an dieser Stichprobe die Hypothese überprüft, ob Frauen an stärkeren Beeinträchtigungen im wertenden und dynamischen Bereich subjektiven Körpererlebens leiden. Hoch interessant war die Frage nach eventuell gemeinsamen Dimensionen von klinisch relevanter Angst und Körperbild. Die Analyse eventuell gemeinsamer Dimensionen und gleichsinniger Veränderungsrichtungen der angst- und körperbildbezogenen Variablen, sollten Zusammenhänge und deren mögliche Beschaffenheit zwischen beiden Konstrukten erhellen. Die in der vorliegenden Stichprobe im Rahmen der Diagnostik resultierenden Komorbiditätskonstellationen werden auf Auffälligkeiten im Körperbild und einer möglichen differentiellen Therapiewirkung hin untersucht. Ziel der Analyse von diagnostischen Subgruppen ist die explorative Aufdeckung von Strukturen hinsichtlich einer differenziellen Therapiewirkung. Die zweidimensionale Struktur des Fragebogens zum Körperbild (FKB-20) hatte sich bisher an vier Stichproben als relativ stabil und auch inhaltlich gut begründbar erwiesen, so dass ein Faktorenstrukturvergleich und eine Homogenitätsprüfung (Interne Konsistenz) auch an dieser Stichprobe vorgenommen wird.
Methode
Das Datenmaterial, an welchem die Fragestellungen analysiert wurde, entstammt einer psychosomatischen Patientengruppe, die wiederum in eine Teilstichprobe von Personen mit Angststörungen aufgeteilt wurde (n=66). Zur Operationaliserung des subjektiven Körpererlebens wurden die beiden Subskalen des Fragebogens zum Körperbild (FKB-20) herangezogen. Die Skala Ablehnende Körperbewertung (AKB) erfaßt die Bewertungskomponente der Körperbildes, die Skala Vitale Körperdynamik (VKD) operationalisiert die dynamische Facette des subjektiven Körpererlebens. Die auf die Effekte therapeutischer Intervention bezogenen Veränderungshypothesen, die Geschlechtsspezifitätshypothese und die inferenzstatistische Absicherung der Unterschiede im Subgruppenvergleich, wurden mit U-Test von Mann und Whitney und dem Wilcoxon-Test analysiert, die hypothetische Frage nach gemeinsamen Dimensionen von Körperbild und Angststörungen sowie die Untersuchung der Faktorenstruktur des FKB-20, mit dimensionsreduzierenden Verfahren innerhalb des faktorenanalytischen Modells, die Untersuchung gleichsinniger Veränderungszusammenhänge, die indirekt ätiologisch interessante Wirkungsrichtungen zwischen subjektivem Körpererleben und Angststörungen zu erschließen geeignet wären, mit Partialkorrelationen, die in einem Cross-lagged-Panel-Design verarbeitet wurden. Zur Reliabilitätsanalyse wurde die Interne Konstistenz (Cronbach's Alpha) berechnet.
Ergebnisse und Diskussion
Auf keiner Analyseebene konnte bei einem Therapievergleich die Überlegenheit ein um symptomspezifische Therapiebausteine erweitertes psychoanalytisch orientiertes Psychotherapieprogramm sozialer Ängste empirisch gesichert werden. Generell zeigten sich signifikante Verbesserungen auf den abhängigen Variablen Ablehnende Körperbewertung (AKB) und Vitale Körperdynamik (VKD) des FKB-20 für beide Therapievarianten. Zur klinischen Einschätzung der Ergebnisse wurde die klinisch bedeutsame Verbesserung nach Jacobson und Truax (1991) sowie der Veränderungsindex (reliable change index) bei Zugrundelegung eines Alphafehler-Niveaus von 5% berechnet, um meßfehlerinduzierte Schwankungen in den Ergebnissen zu berücksichtigen. Insgesamt zeigte sich, dass nur eine sehr geringe Anzahl von Patienten dieser Stichprobe nach den Kriterien der klinisch bedeutsamen Verbesserung und dem Veränderungsindex (reliable change index) als gebessert gelten können. Im Gegensatz zu diesem Ergebnis zeigt sich bei der Behandlung der Personen mit Angststörungen eine deutliche Überlegenheit der Therapievariante mit den zusätzlichen symptomorientierten Bausteinen. Dieser durchaus konträre Befund wird vor dem Hintergrund der Intentionen dieser Untersuchung als letztlich nicht widersprüchlich erklärt. Die gesamte Studie bezog sich primär auf die Behandlungsoptimierung von Angststörungen, nicht auf die Therapie von Körperbildbeeinträchtigungen. Die geringfügigen Verbesserungen werden auf Generalisierungseffekte und einer möglichen konstruktiven therapeutischen Arbeitsbeziehung zurückgeführt. In seltener Deutlichkeit zeigte sich in den letzten Jahrzehnten geschlechtsspezifischer Körperbildforschung der Befund, dass Frauen weit ausgeprägtere Körperbildbeeinträchtigungen als Männer aufweisen. Die Überprüfung dieser Hypothese an der vorliegenden Patientenstichprobe zeigte erwartungsgemäß eine statistisch bedeutsame Beeinträchtigung des Körperbildes bei Frauen wertenden Bereich und eine weniger gravierende Einschränkung im dynamischen Aspekt des subjektiven Körpererlebens. Der geringe Quartilsbereich bei den Männern dieser Stichprobe deutet auf eine geringere Variabilität als bei den Frauen hin. Dieser Befund erlaubt allerdings keine klare Interpretation, da der Anteil der Männer dieser Stichprobe zu gering ist und eine mögliche Geschlechtsspezifität des Körperbildes nicht nachgewiesen werden kann, da es sich nicht um eine Risikostichprobe handelt bzw. die Ergebnisse mit der psychischen Beeinträchtigung der PatientInnen konfundiert sind. Die Klärung der Frage nach gemeinsamen Dimensionen von Körperbild und Angststörungen sowie die Analyse von Veränderungsrichtungen zwischen körperbild- und angstbezogenen Variablen in der Folge von therapeutischer Intervention läßt aufgrund der gefundenen Zusammenhänge nur die Interpretation zu, dass eine positive subjektive Körperbewertung als guter Prädiktor für den Behandlungserfolg einer sozialphobischen Symptomatik gelten kann. Dieser Befund konvergiert immerhin mit der in der Klinischen Psychologie weit verbreiteten Auffassung von der Effektivität eines ressourcenorientierten psychotherapeutischen Vorgehens. Wechselseitige kausale Abhängigkeiten zwischen Körperbildbeeinträchtigungen und Angststörungen konnten nicht gefunden werden und es scheint naheliegend, dass zur weiteren Konzeptbildung hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Körperbild und Angststörungen eher qualitative Aspekte ausgeleuchtet werden müssen. Die explorative Untersuchung der Komorbiditätskonstellationen im Hinblick auf besondere Regelmäßigkeiten in ihren Körperbildwerten und einer möglichen differenziellen Wirkung von Psychotherapie erbrachte keine brauchbaren Ergebnisse. Die faktorenanalytische Überprüfung der Dimensionalität des Fragebogens zum Körperbild (FKB-20) erbringt eine Replikation der zweidimensionalen Skalenstruktur, bietet aber auch eine inhaltlich durchaus gut interpretierbare dreifaktorielle Lösung an. Dabei handelt es sich um die Items Nummer 9 ("Oft fühle ich mich voll erotischer Spannung"), Item Nummer 16 ("Mit meinen sexuellen Wünschen beschäftige ich mich gern") und Item Nummer 20 ("Ausgelassen zu tanzen macht mir großen Spaß"). Zur Abschätzung der Skalenreliabilität wird die Interne Konsistenz für die gesamte Patientengruppe sowie für die Geschlechter getrennt zum ersten Erhebungszeitpunt gerechnet. Dabei ergeben sich Werte, die insgesamt gut mit den Internen Konsistenzen der Vergleichsstichproben von Löwe (1994a, b) konvergieren.

9. Stefan Wagener

Kognitiver Transfer zwischen isomorphen Problemen

Zusammenfassung. In dieser Untersuchung wird positiver Transfer zwischen isomorphen Problemen thematisiert. Im Rahmen der ACT-Theorie werden zwei transferfördernde Komponenten benannt: strength und level of activation des deklarativen Wissens über eine Lernaufgabe. Mittels multiple-trial-learning und multiple-trial-transfer werden Lern- und Transferleistungen anhand von Transfereffekt- und Transferprozeß-Variablen untersucht. Der in der ACT-Theorie postulierte Speed-up-process wird repliziert. Es zeigt sich substantieller spontaner Transfer zwischen den isomorph konstruierten Problemstellungen. Für die transferfördernden Komponenten kann nur für deren Kombination eine materialspezifische Verbesserung der Transferleistung nachgewiesen werden. Für die Erhöhung einer einzelnen transferfördernden Komponente ergeben sich materialspezifische, transferhemmende Einflüsse.


1998

1. Barbara Braun

Eine empirische Studie zur Validierung des Kurzfragebogens zur Abstinenzzuversicht (KAZ-35)

2. Christian Dombrowe

Der Einfluß subliminaler Stimuli auf Träume und Phantasien

Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit berichtet über eine Studie zur Weiterverarbeitung subliminaler Reize in Träumen und Phantasien. Die Mehrheit bisher durchgeführter Studien, die Effekte subliminaler Stimuli in Träumen und Phantasien untersuchten, stützen die Annahme einer Beeinflußbarkeit von Träumen und Phantasien durch subliminale Stimuli . Diese Studien haben allerdings die Möglichkeit, daß die kurzfristig dargebotenen Stimuli ikonisch gespeichert werden und damit länger repräsentiert sind, als dies die Darbietungszeit nahelegt, nicht berücksichtigt (vgl. Sperling, 1960; Averbach & Coriell, 1961; Neisser, 1974). In dieser Arbeit wurde deshalb überprüft, ob sich ein Effekt subliminaler Stimuli auch dann noch nachweisen läßt, wenn die ikonische Speicherung der Stimuli durch Maskierung verhindert wird.
Die Arbeit orientiert sich im Wesentlichen an einer experimentellen Studie von Wolfgang Leuschner und Stephan Hau (1992) zum "Processing künstlich induzierter Tagesreste". Das Vorgehen wurde jedoch in einigen Punkten abgewandelt. Um die Möglichkeit der Verfälschung der Darbietungsdauer durch das ikonische Gedächtnis auszuschließen, wurden die Stimuli mit einem schwarz-weißen Zufallsmuster (sog. 'pattern mask') rückwirkend maskiert. Als Kontrollstimulus wurde an Stelle eines Leerdias ein weiteres Bild benutzt. Außerdem wurden die Daten von Personen, deren Erinnerungszeichnungen Anzeichen von Stimulusbewußtheit aufwiesen, von der weiteren Auswertung ausgeschlossen.
Die Ergebnisse sprechen gegen einen Einfluß der präsentierten Stimuli auf nachfolgende Träume und Phantasien. In den freien Imaginationszeichnungen zeigte sich keinerlei Hinweis auf einen Effekt der Stimuli im Sinne der Hypothesen. Was die Träume anbelangt, so zeigten sich wenigstens vereinzelt hypothesenkonforme Effekte, die jedoch gegenüber der Mehrzahl nicht signifikanter Effekte in den Traumzeichnungen und Traumberichten nicht bedeutsam erscheinen. Insgesamt läßt sich sagen, daß eine Beeinflussung von Träumen und Phantasien durch subliminale Stimuli in dieser Arbeit nicht überzeugend demonstriert werden konnte. Dieses, von den Befunden bisheriger Studien abweichende Ergebnis kann auf die in der vorliegenden Arbeit angewandte zusätzliche Kontrolle der Subliminalität durch die Maskierung der Stimuli zurückgeführt werden.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sprechend zwar gegen die Annahme einer Beeinflußbarkeit von Träumen und Phantasien durch subliminale Stimuli, man muß allerdings einräumen, daß ein fairer Test der 'subliminal-perception-Hypothese' in Bezug auf Träume und Phantasien aufgrund der zu erwartenden geringen Effektgröße an einer wesentlich größeren Stichprobe durchgeführt werden müßte, als dies im Rahmen der vorliegenden Arbeit möglich gewesen ist. Außerdem kann auch die Repräsentativität der Stichprobe der Träume in Frage gestellt werden, da nur Träume erfaßt wurden, die Probanden nach dem Spontanerwachen zu Hause erinnerten. Zukünftige Studien sollten auch REM-Träume der verschiedenen Schlafphasen erheben, um so auch den zeitlichen Verlauf von Stimuluseffekten besser beurteilen zu können. Eine weitere methodische Anregung für zukünftige Untersuchungen besteht darin, für alle Versuchspersonen individuell die Wahrnehmungsschwellen zu bestimmen, um individuellen Unterschieden in Wahrnehmungsschwellen gerecht zu werden.

3. Susanne Guski-Leinwand

Zum Verhältnis von Psychologie und Radikalem Konstruktivismus

4. Irmgard Hees

Interferenzen im visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis. Einfluß von Random Number Generation

5. Jochen Knoll

Die Rolle des Genus beim Verständnis von Personalpronomen bei Deutschen und deutschsprechenden Finnen

Zusammenfassung. Die Arbeit beschäftigt sich mit der semantischen und syntaktischen Verarbeitung des Genus bei anaphorischen Personalpronomen im Deutschen. Bei Personen mit finnischer Muttersprache halten Fehler beim pronominalen Genus in der Sprachproduktion in ihrer deutschen Zweitsprache oft hartnäckig an. Diese sprachliche Struktur macht bei Personen mit deutscher Muttersprache keine Probleme.
Zwei verschiedene Arten der Verarbeitung werden diskutiert: Erstens könnte das Genus als semantische Information in das mentale Modell eines Textes eingebaut werden. Zweitens könnte das Genus als rein sprachliche Information nur syntaktisch verarbeitet werden.
Im Experiment wurde nun die Hypothese untersucht, daß Finnen wie in der Spachproduktion auch in der Sprachrezeption sowohl bei den Gegenständen wie auch bei Personen Probleme mit dem Genus haben und daß Deutsche diese Probleme in der Sprachproduktion nicht haben.
In zwei Experimenten wurde die Rolle des Genus bei der Verarbeitung von Substantiven mit natürlichem und mit grammatischem Genus untersucht. Dazu wurde die Bearbeitungszeit gemessen, die Versuchspersonen zum Verständnis von Sätzen ohne und mit einem Genushinweis brauchten. Der Genushinweis bedeutete, daß ein Pronomen aufgrund seines Genus zugeordnet werden konnte. Dadurch konnte überprüft werden, ob es einen Beschleunigungseffekt gab, wenn die Pronomen zugeordent werden konnten. Das Verständnis des natürlichen Genus wurde anhand von Sätzen überprüft, bei denen sich ein Personalpronomen auf eine Person bezog, und das Verständnis des grammatischen Genus wurde anhand von Sätzen gemessen, bei denen sich ein Personalpronomen auf einen Gegenstand bezog.
Das erste Experiment wurde anhand einer Stichprobe von Deutschen und das zweite Experiment wurde auf Deutsch anhand einer Stichprobe von Finnen, die an der Universität Deutsch studierten, durchgeführt.
Die Deutschen verarbeiteten das Genus der Personalpronomen sowohl bei Sätzen mit Personen wie auch bei Sätzen mit Gegenständen. Die Finnen konnten das Genus nur bei den Sätzen mit Personen für das Verständnis der Personalpronomen verwenden, das heißt, nur wenn das Genus einen semantischen Reflex hat.
Die Ergebnisse können so interpretiert werden, daß bei den Deutschen das Genus gleichzeitig über mentale Modelle und als sprachliche Oberflächeneigenschaft verarbeitet wird. Die Finnen ordnen das Genus nur über mentale Modelle zu. Diese vereinfachte Verarbeitung des Genus verursacht bei Finnen eine größere Fehleranfälligkeit, wenn sie in ihrer deutschen Zweitsprache Personalpronomen gebrauchen, die sich auf Personen beziehen.

6. Jörg Zumbach

Strategien der Wissensvermittlung durch die Gestaltung kognitiv-unterstützender Lernumgebungen. Lernumgebungen und Integration von Tools in Hypertextsystemen am Beispiel eines Umweltinformationssystemes: Goal-Based Scenarios, tutorielle Lernprogramme und Critical Thinking

Abstract. The use of computers for educational and instructional purposes has become a more and more important field in Educational Psychology. This work deals with the possibilities of enhancing students' motivation and information processing with computer-based learning environments. Central attention is given to the use of hypertextual information in different computer programs. Three different kinds of learning environments have been developed: a Computer-Based Tutorial, a Goal-Based Scenario and a "pure" Hypertext-environment. All three programs contain the same ecological hypertextual information about the influence and factors of oil and sea and were able to be used on local platforms and through a Web-Browser. Assessing students' structural knowledge through a concept-mapping method showed evidence of enhanced knowledge acquisition through the situated learning environment of the Goal-Based Scenario (GBS). An investigation of motivational factors showed significant decrease of learners' motivation in the Hypertext and the Tutorial environment, while the GBS supported the maintainance of motivated information processing. Similar results have been found assessing informal reasoning through argumentation. The group participating in the GBS developed a broader, more rational and more balanced reasoning related to a given provocative hypothesis. Tests about the memorizing of single facts showed advantages of the Tutorial.


1997

1. Ulrike Backeshoff

Einschätzung der Rückfallgefährdung in Hochrisikosituationen durch Alkoholabhängige nach einer stationären Therapie unter besonderer Berücksichtigung von soziodemografischer und suchtspezifischer Variablen. Eine katamnestische Studie

2. Ursula Friedmann

Die Einschätzung der Rückfallgefährdung in Hochrisikosituationen durch Alkoholabhängige nach einer stationären Therapie unter besonderer Berücksichtigung von Copingstrategien. Eine katamnestische Studie

3. Thomas Herbig

Experimentelle Überprüfung kognitiver Modelle zur Zeitschätzung

4. Christian Hoppe

Präfrontalhirnassoziierte kognitive Funktionen und Hämodynamik des präfrontalen cerebralen Cortex. Eine computergestützte neuropsychologische Untersuchung an Kindern und Erwachsenen unter nahinfrarotspektroskopischer Überwachung der cerebralen Hämodynamik

. Eine Vielzahl neuropsychologischer Fallberichte über Patienten mit schweren Verhaltensstörungen nach Läsionen des präfrontalen Cortex (PFC) bei unbeeinträchtigten Intelligenz- und Gedächtnisleistungen führte zur Formulierung des psychologischen Konstrukts der "Metafunktionen von Intelligenz und Gedächtnis", denen z.B. das Problemlösen und das Planen zugeordnet wird. Auch neuroanatomische Studien unterstützen die Vermutung einer wesentlichen Beteiligung des PFC als neurologisches Korrelat dieser höheren exekutiven Funtionen. Eine Validierung von Testverfahren zur Operationaliserung dieser Funktionen kann neuropsychologisch jenseits von klinischen Läsionsstudien durch Prüfung dreier Annahmen versucht werden. a) Der Test aktiviert (hauptsächlich) Funktionen des PFC, b) parallel zur späten neuroanatomischen Reifung des PFC zeigen ältere Kinder bereits Leistungen im Bereich von Erwachsenen und c) die Testleistung variiert zwischen Personen mit annähernd gleicher Intelligenz und ist in diesem Sinne von ihr unabhängig. In der hier vorgelegten Studie werden vier computergestützte Tests der höheren kognitiven bzw. mit dem PFC assoziierten Funktionen unter den genannten Gesichtspunkten bei Kindern und Erwachsenen geprüft: Turm von Hanoi, Wisconsin Card Sorting Test, Steuerung eines einfachen Systems (komplexes Problemlösen) und modifizierter Reaktionstest. Die Aktivität des PFC während der Testung soll dabei mit einem neuartigen physiologischen Verfahren erfaßt werden: der nahinfrarotspektroskopischen Überwachung des Redoxstatus des Hämoglobins im cerebralen Cortex. Dieses Verfahren erlaubt erstmals die noninvasive kontinuierliche Beobachtung hämodynamischer Prozesse im PFC während einer (computergestützten) Testung von frei sitzenden Probanden, insbesondere auch von Kindern. Das Verfahren wird detailliert beschrieben; verschiedene Untersuchungen zur Validierung und Artefaktkontrolle werden implementiert. Da verschiedene Studien Hinweise auf Leistungsminderungen präfrontaler Funktionen auch bei nichtfrontal lokalisierten Funktionsstörungen erbrachten (Dykonnektionssyndrome), soll schließlich in erster Annäherung geprüft werden, ob Kinder mit partieller Epilepsie (nichtfrontale Fokuslokalisationen) spezifische Defizite der höheren kognitiven Funktionen aufweisen. Untersucht wurden Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren (n=47: 11 Kinder mit partieller Epilepsie, 19 Kinder mit rezidivierenden Kopfschmerzen/Migräne und 17 gesunde Kinder) sowie Erwachsene (n=20). Die Kinder erwiesen sich hinsichtlich ihrer Intelligenz (K-ABC) und anderer Personenmerkmale als sehr homogen. Die Befunde sprechen für die Verwendbarkeit der Nahinfrarotspektroskopie in dem realisierten Setting. Eine präfrontale Aktivierung konnte für die verschiedenen Verfahren, insbesondere auch für konstruktspezifische Situationen während der Testung anschaulich nachgewiesen werden. Wie erwartet, ähneln die Leistungen der älteren Kinder in einigen Tests bereits mehr denen der Erwachsenen als denen der jüngeren Kinder. In einigen Tests ergaben sich deskriptiv Hinweise auf geringe Leistungsdefizite der Kinder mit partieller Epilepsie gegenüber den gesunden sowie den sehr leistungsstarken Kopfschmerz-Kindern, die aber nur durch eine umfangreichere Untersuchung statistisch abgesichert werden könnten; starke Defizite präfrontalhirnassoziierter Funktionen (im Sinne starker statistischer Effekte) können bei partieller Epilepsie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

5. Alexander Ploghaus

Experimentelle Überprüfung moderner Lerntheorien mittels latenter Hemmung und Implikationen für das Verständnis schizophrener Symptomatik


1996

1. Anja Dove

Perspektiveneffekte in der Selektionsaufgabe aus der Sicht der Theorie der sozialen Verträge

Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit dem Phänomen der Perspektiveneffekte in Selektionsaufgaben nach Wason (1966): Wird in der Aufgabe Bezug auf zwei Parteien genommen, und werden die Vpn in die Perspektive einer der beiden Parteien versetzt, so treten u.U. in Abhängigkeit von der eingenommenen Perspektive bestimmte Antwortmuster auf. Gigerenzer und Hug (1992) konnten zeigen, daß in Selektionsaufgaben mit bilateraler Betrugsoption ausgeprägte Perspektiveneffekte auftraten. Es wurde in der vorliegenden Arbeit untersucht, ob diese Ergebnisse tatsächlich auf einen von Cosmides (1989) und Gigerenzer und Hug (1992) postulierten Betrüger-Entdeck-Algorithmus zurückgeführt werden können oder ob möglicherweise Demand Characteristics der Kontextgeschichte zu den Perspektiveneffekten geführt haben.
Zur Untersuchung dieser Frage wurden zwei Experimente durchgeführt, in denen ausschließlich solche Soziale-Vertrags-Regeln eingesetzt wurden, bei denen eine Perspektiveninduktion deshalb nicht erforderlich ist, weil angenommen werden kann, daß sich die Vpn auch ohne eine solche Perspektiveninduktion aufgrund ihrer natürlichen sozialen Rolle spontan in die Perspektive eines der beiden Vertragspartner des in der Regel ausgedrückten sozialen Vertrags versetzen.
Im ersten Experiment wurden drei Selektionsaufgaben mit und ohne Kontextgeschichte präsentiert. Entgegen der Erwartung wurden in den Bedingungen, in denen ein analog zu Gigerenzer und Hugs' (1992) Kontextgeschichten gestalteter Kontext dargeboten wurde, wesentlich weniger logisch korrekte Karten gewählt als in der Studie von Gigerenzer und Hug, und es wurden sehr wenig komplementäre Antworten angekreuzt. Es gab einige Hinweise auf Demand Characteristcs. Bei zweien der drei Selektionsaufgaben ohne Kontext konnten schwache Perspektiveneffekte beobachtet werden.
In einem zweiten Experiment wurden vier Selektionsaufgaben ohne Kontextgeschichte dargeboten, um zu untersuchen, ob in einem weiteren Experiment Perspektiveneffekte auch ohne die Präsentation einer Kontextgeschichte auftreten. Es konnte beobachtet werden, daß sich in einigen Selektionsaufgaben Perspektiveneffekte zeigten. Die Ergebnisse beider Experimente werden unter Berücksichtigung weiterer Literatur diskutiert.

2. Andrea Blum-Weigeldt

Sofies Welt: Ein Experiment zum Lernen mit Text und Hypertext

Zusammenfassung. Hypertexte werden zunehmend als geeignetes Medium für die Vermittlung und Aneignung von Wissen in Lernumgebungen eingesetzt. Dieser Faszination für die Hypertexttechnologie stehen ungelöste informationsmethodische Probleme gegenüber, die sich z.B. auf Fragen nicht-linearer Darstellungs- und Erarbeitungsformen, der kognitiven Plausibilität und der hypertextspezifischen Kohärenz beziehen. Darüberhinaus sind die empirischen Beiträge in bezug auf das Lernen mit Hypertexten gering und sprechen sich nicht eindeutig zugunsten des Einsatzes nicht-linearer Texte in Lernumgebungen aus. Zentrales Anliegen der hier durchgeführten Untersuchung war die Beantwortung der Frage, ob das Lernen mit einem Hypertext im Vergleich zum Lernen mit einem linearen Text zu einem positiveren Lernerfolg führt.
Zu diesem Zweck wurden als Basistext Auszüge aus dem Roman "Sofies Welt" von Gaarder (1993) verwendet. Dieser Basistext wurde in der experimentellen Bedingung 56 Vpn entweder als linearer Text oder als Hypertext am Computer präsentiert, den sie lesen und lernen sollten. Für jede Vp wurde ein Interaktionsprotokoll erstellt, das alle Benutzeraktivitäten und -zeiten in chronologischer Reihenfolge enthält, um die Lesestrategien zu erfassen. Anschließend wurde ein Fragebogen vorgelegt, der neben der subjektiven Einschätzung den Wissensumfang und die Wissensstruktur erfassen sollte. Abschließend sollten die Vpn Multiple-Choice-Fragen (MC) am Computer beantworten.
Die Ergebnisse belegen, daß die Hypertextgruppe in keiner Aufgabe bessere Ergebnisse erzielte als die Gruppe, die den linearen Text zu lesen hatte. Die Vpn der linearen Textversion erzielten entweder vergleichbare Ergebnisse oder schnitten signifikant besser ab. Signifikante Ergebnisse zeigten sich besonders deulich für die Reproduktion. Hier konnten die Vpn der linearen Textversion mehr an Kernaussagen und Details reproduzieren als die Hypertextgruppe. Keine Unterschiede ergaben sich für die Beantwortung der zentralen Konzepte. Dieser Effekt zeigte sich auch in der Beantwortung der MC-Fragen. Die Gruppe, die die lineare Version zu lernen hatte, konnte signifikant mehr an Kernaussagen und Details rekognizieren als die Hypertextgruppe. Für die Beantwortung der zentralen Konzepte zeigten sich auch hier keine Gruppenunterschiede. Aufgrund der Ergebnisse konnten die Vpn der linearen Textversion eine bessere globale und lokale Wissensstruktur erwerben, die es ihr ermöglichte, Textinhalte, die sich auf Kernaussagen und Details beziehen, besser zu reproduzieren und zu rekognizieren.

3. Claudia Metzler

Untersuchung der Kontext-Defizit-Theorie als Erklärungsansatz für Dienzephalon- und Frontalamnesie

4. Silke Schöpker

Geschlechtsunterschiede im Eifersuchtserleben

5. Ingo Wegener

Die Kontrollillusion aus evolutionspsychologischer Perspektive Oder: Wann interessiert denn schon die Wahrheit?

Zusammenfassung. Die Arbeit befaßt sich mit der Schätzung der Kontingenz zwischen zwei binären Variablen. Dabei liegt der Fokus auf dem Paradigma von Alloy und Abramson (1979), bei dem eine der beiden Variablen durch die Versuchspersonen beeinflußt werden kann. Im ersten Teil der Arbeit wird ein ausführlicher Überblick über Empirie und Theorie in diesem Forschungsbereich gegeben. Anschließend wird ein alternativer Erklärungsansatz vorgestellt, der die vornehmliche Vermeidung des kostspieligsten Fehlers postuliert. Es wird u.a. die Hypothese abgeleitet, daß sich das Ergebnismuster der sogenannten Kontrollillusion bei negativer Valenz der nicht zu beeinflussenden Variable umkehrt. Diese Hypothese wird schließlich im letzten Teil der Arbeit empirisch überprüft. Es zeigt sich, daß die Kontrollillusion auch in der gewählten semantischen Einkleidung auftritt, die Valenz des Outcomes jedoch nicht den vorhergesagten Einfluß ausübt und daher nicht zur Erklärung des Phänomens herangezogen werden kann.

6. Katja Wiemer

Mental representation of abstract nouns

Summary. A model is proposed for the mental representation of abstract concepts (nouns), based on theories of memory and concept representation as well as on assumptions about the acquisition of abstract nouns. It is suggested that abstract concepts are represented as attributes / values of attributes of concrete concepts, which are strongly related to relevant contexts and concrete concepts in memory. Some experiments are presented which attempt to explore the nature of abstract nouns in comparison to concrete nouns, and on the definability os abstract concepts in terms of attributes. In another experiment the use of abstract nouns as attributes of concrete concepts is demonstrated in dependence of what is considered relevant factors. Main results of the discussed experiments are that the representation of abstract nouns is highly individual; furthermore, abstract nouns occur as attributes of concrete nouns, especially for more specific concrete concepts.


1995

1. Barbara Benneker

Retestanalyse des Trierer Inventars für Medikamentenabhängige

Zusammenfassung. Ziel dieser Arbeit war die Evaluierung des Trierer Inventars für Medikamentenabhängige (TIM; Klein, Funke, Funke & Scheller, 1994), ein Selbstdarstellungsfragebogen zur Erfassung suchtspezifischer Erlebens- und Verhaltensweisen Medikamentenabhängiger. Zentrale Fragestellung war dabei die Überprüfung der dimensionalen Struktur des Inventars. Ausgehend von der Theorie, Medikamentenabhängigkeit als "multiples Syndrom" aufzufassen, soll der Fragebogen zur Differentialdiagnose eingesetzt werden, der neben den Entstehungsbedingungen der Medikamentenabhängigkeit den aktuellen Zustand in psychischer und physischer Hinsicht der Betroffenenen berücksichtigt.
Die empirische Untersuchung wurde als hypothesentestende Studie an einem Datensatz von PatientInnen überprüft, die überwiegend in der Suchtklinik - Bad Tönisstein -, eine Suchtklinik für Alkohol und Medikamentenabhängigkeit in stationärer Behandlung waren. Ebenfalls wurde der Fragebogen zu Kontrollzwecken an Studenten und chronische Kranke (Diabetiker) ausgehändigt.
Die a priori gestellte Hypothese eines mehrdimensionalen Instruments wurde mit Hilfe einer konfirmatorischen Faktorenanalyse überprüft. Dabei richtete sich die Bildung der Faktoren streng an das Testinventar für Alkoholiker (TAI; Funke, Funke, Klein & Scheller, 1987). Dieses Inventar umfaßt fünf Faktoren zur Alkoholauffälligkeit und zwei Faktoren zur Partnerproblematik.
Insgesamt konnte die Hypothese eines 5-Faktorenmodells zur Medikamentenabhängigkeit nach testtheoretischen Analysen beibehalten werden; für zwei Partnerschaftsskalen konnte kein bedeutsames Ergebnis repliziert werden.
Die Ergebnisse aus der konfirmatorischen Analyse lassen sich nur bedingt positiv interpretieren, da hier mit einer nicht positiv definiten Matrix gerechnet wurde, so daß die hier dargestellten Resultate nur als vorläufige anzusehen sind, die mit einer größeren Stichprobe erneut überprüft werden sollten.

2. Doris Eberl

Alkoholismus in der Arbeitswelt aus der Sicht Betroffener

3. Lars Evers

Planungskompetenz bei Führungskräften

Zusammenfassung. In der vorliegenden Pilotstudie wurde auf der Basis einer breiten theoretischen Analyse ein Modell zur Planungskompetenz entworfen, welches aus den Komponenten Informationsstrategie, Strukturierung/Ordnung, Alternativen, Urteilstendenzen, Wissen/Intelligenz, Ziel, Zeit und endogenen/exogenen Variablen besteht. Die Komponenten Alternativen, (sprachfreie) Intelligenz und Informationsstrategien wurden einer empirischen Prüfung unterzogen. Insgesamt nahmen 22 Führungskräfte und 16 Kontrollpersonen an der Studie teil. Das Untersuchungsmaterial bestand aus Aufgaben zum quantorenlogischen und relationalem Schließen, den Advanced-Progressiv-Matrizen (APM) von Raven, die semantisch modifizierten Aufgaben zur Konzeptidentifikation nach Bruner, Goodnow und Austin und Wason-Selection-Problematik.
Durchgeführte Analysen bezüglich der verwendeten Items und des Kriteriums Plan-a-Day warfen Probleme auf, so daß streng genommen konkret keine Aussagen zum Modell gegenwärtig möglich sind. Nur unter bestimmten Restriktionen konnten bezüglich der Komponenten Alternativen und einer Teilfacette der Informationsstrategie deskriptiv positive Belege zugunsten des Modells gefunden werden. Als Ursache dieser Ergebnisse sind im gegebenen Kontext neben der Stichprobengröße und der Power die z.T. inadäquate Operationalisierung der Komponenten und zu geringe Itemzahl zu nennen. Insgesamt resultiert, daß weitere stützende Prüfungen bezüglich der Testgütekriterien des Kriteriums und entsprechende Verbesserungen bezüglich der Stichprobengröße, Operationalisierung und Anzahl der eigenen Items notwendig sind.

4. René Jerusalem

Die Attraktivität von Versicherungsunternehmen als Arbeitgeber. Einstellungen und Erwartungen von Hochschulabsolventen

5. Claudia Kestermann

Posttraumatische Belastungsreaktionen bei Kindern - Eine theoretische und empirische Annäherung

6. Thomas Krüger

Untersuchungen zur Beziehung bewußter und unbewußter Gedächtnisprozesse

Zusammenfassung. Die Prozeß-Dissoziations-Prozedur (PDP), die erstmals 1991 von JACOBY vorgestellt wurde, ermöglicht durch den Vergleich der Inklusions- und der Exklusionsbedingung eine Schätzung der Anteile bewußter und automatischer Gedächtnisprozesse. Während sich der Anteil bewußter Prozesse direkt aus der Differenz der beiden Bedingungen bestimmen läßt, sind Zusatzannahmen notwendig, um den Anteil automatischer Prozesse zu schätzen. JACOBY nimmt an, daß automatische und bewußte Prozesse unabhängig voneinander sind. Diese Annahme ist innerhalb der PDP nicht überprüfbar und JOORDENS und MERIKLE (1994) zeigen, daß sich die Daten der PDP auch sinnvoll unter der Annahme einer Redundanz automatischer und bewußter Prozesse auswerten lassen.
In dieser Arbeit wird eine Erweiterung der PDP mit Wortstammergänzungen vorgestellt, die eine Prüfung der Unabhängigkeitsannahme ermöglichen soll. Es lassen sich die bedingten Wahrscheinlichkeiten einer bewußten Erinnerung beim Vorliegen und beim Fehlen automatischer Prozesse bestimmen. Diese Unterscheidung deckt sich mit der Trennung zwischen einer "willkürlich-bewußten" und einer "unwillkürlich-bewußten" Erinnerung, die RICHARDSON-KLAVEHN, GARDINER und JAVA (1994), auf EBBINGHAUS (1885) aufbauend, für die PDP vorschlagen.
Die Bestimmung dieser bedingten Wahrscheinlichkeiten - die bei Gültigkeit der Unabhängigkeitsannahme gleich sein sollten - gelingt durch die Einführung eines (indirekten) Wortstammergänzungstests. Es wird angenommen, daß die Probanden bei der Bearbeitung des indirekten Tests nicht bewußt versuchen, sich an ein dargebotenes Wort zu erinnern. Damit wäre die Ergänzungsrate dieses Tests ein Schätzer für den Anteil automatischer Prozesse, obwohl die Probanden u.U. einen Teil dieser Worte bewußt wiedererkennen. Diese kritische Annahme des Fehlens willkürlich-bewußter Prozesse in der indirekten Bedingung, konnte durch Analysen der Bearbeitungszeiten sowie introspektiver Daten unterstützt werden.
Zur Auswertung dieser erweiterten PDP werden zwei multinomiale Modelle vorgestellt. Das erste ist eine Erweiterung und Modifikation des Modells von BUCHNER, ERDFELDER und VATERRODT-PLÜNNECKE (1995), in dem die Basisrate sinnvoll integriert wird. Das zweite Modell ist eine Umsetzung einer Theorie der Reproduktion von JONES (1978). Die Modelle werden auf drei eigene Untersuchungen und auf drei veröffentlichte Experimente von TOTH, REINGOLD und JACOBY (1994) und von RICHARDSON-KLAVEHN und GARDINER (1995) angewandt.
Die Ergebnisse zeigen, daß die Annahme der statistischen Unabhängigkeit bewußter und unbewußter Prozesse oft verletzt ist. Eine Gleichsetzung der beiden bedingten Wahrscheinlichkeiten führt dann zu einer signifikanten Verschlechterung der Modellanpassung. Insbesondere bei einer tieferen Verarbeitung in der Studierphase zeigt sich diese Modellverletzung auch schon bei einer Auswertung nach JACOBY (1991) durch negative Schätzer für unbewußte Gedächtnisprozesse. Weiterhin zeigt sich bei einer Auswertung nach dem Unabhängigkeitsmodell ein - unerwünschter - Effekt der Variation der Basisrate auf den Parameter für eine bewußte Erinnerung.
Die Ergebnisse der beiden "Abhängigkeits"-Modelle entsprechen aber auch nicht immer den theoretischen Erwartungen. So führt eine tiefe Verarbeitung in der Studierphase nicht nur zu einer Erhöhung des Anteils bewußter Prozesse, sondern auch zu einer Erhöhung des Parameters für automatische Prozesse, und eine höhere Basisrate bewirkt einen größeren Schätzer für den Anteil unbewußter Gedächtnisprozesse.
Da die zwei alternativen multinomialen Modelle datenäquivalent sind, ist eine Entscheidung allein auf Grund der Anpassungsgüte nicht möglich. Die Modelle passen gut zu den gefundenen Daten. Auch die Muster der Parameter der beiden Modelle, die sich bei den experimentellen Variationen ergeben, sind sich sehr ähnlich. Somit ermöglichen die durchgeführten Analysen keine Entscheidung zugunsten eines der Modelle.
Insgesamt scheint die Beziehung bewußter und unbewußter Prozesse komplexer zu sein, als im Rahmen der PDP angenommen wird. Es ist fragwürdig, wie sich - und ob überhaupt - die Ergebnisse auf andere Anwendungen der PDP, z.B. mit einem Rekognitionstest, übertragen lassen. Für die Untersuchung von automatischen und bewußten Prozessen mit Wortstammergänzungen - oder vergleichbaren Verfahren der Reproduktion - scheint die hier vorgestellte Erweiterung aber sinnvoll und ermöglicht die Überprüfung der Beziehung der bewußten und automatischen Prozesse.
Literatur

Buchner, A., Erdfelder, E. & Vaterrodt-Plünnecke, B. (1995). Toward unbiased measurement of conscious and unconscious memory processes within the process dissocioation framework. Journal of Experimental Psychology: General, 124, 137-160.
Ebbinghaus, H. (1885). Über das Gedächtnis: Untersuchungen zur experimentellen Psychologie. Leipzig: Duncker & Humboldt.
Jacoby, L.L. (1991). A process disociation framework: Seperatring automatic from intentional uses of memory. Journal of Memory and Language, 30, 513-541.
Jones, G.V. (1978). Recognition failure and dual mechanisms in recall. Psychological Review, 85, 464-469.
Joordens, S. & Merikle, P.M. (1993). Independence or redundancy? Two models of conscious and unconscious influences. Journal of Experimental Psychology: General, 122, 462-467.
Richardson-Klavehn, A. & Gardiner, J.M. (1995). Retrival voluntation and memorial in stem completion: An empirical analysis. Psychological Research, 57, 166-178.
Richardson-Klavehn, A., Gardiner, J.M. & Java, R.I. (1994). Involuntary conscious memory and the method of opposition. Memory, 2, 1-29.
Toth, J.P., Reingold, E.M. & Jacoby, L.L. (1994). Toward a redefinition of implicit memory: Process dissociation following elaboritive processing and self-generation. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 20, 290-303.

7. Alf Müller

Das Situative Video Verfahren. Die Entwicklung eines neuartigen Verfahrens der videogestützten Diagnostik von polizeilichen Kompetenzen

Zusammenfassung. Grundgedanke

Beschrieben wird in dieser Arbeit die Konstruktionsgeschichte eines neuen videogestützten eignungsdiagnostischen Verfahrens, dem Situativen Video Verfahren (SVV), welches zur Bewertung polizeilicher Kompetenzen eingesetzt wurde. Das primäre Ziel der Arbeit bestand darin, Informationen über den Nutzen und die eignungsdiagnostische Tauglichkeit eines solchen Verfahrens zu sammeln.
Das SVV besteht aus einem 74 Minuten dauernden Videofilm, der 13 kurze Szenen (inkl. einer Beispielszene) enthält, die erfolglskritische Situationen des polizeilichen Alltags thematisieren. Die Szenen enden an einer Stelle, an der sich für den handelnden Beamten verschiedene Handlungsmöglichkeiten ergeben. Nach jeder Szene wurden den an der Untersuchung teilnehmenden Polizisten vier Fragen gestellt, die auf einem offenen Fragebogen schriftlich in Stichworten zu beantworten waren: Es wurde nach der für das Handeln relevanten Information, nach der Handlung selbst, nach einer Begründung der Handlung und nach der Häufigkeit, wie oft eine solche dargestellte Situation tatsächlich schon selbst erlebt wurde, gefragt. Die Antworten wurden später transkribiert und einer inhaltsanalytischen Auswertung unterzogen, die den Ausgangspunkt der statistischen Datenanalyse bildete.
Inhaltlich läßt sich das SVV in die Familie der situativen Verfahren einordnen. Es vereinigt die Vorteile einer Fallstudie (Standardisiertheit, Ökonomie) mit den Vorzügen eines ökologisch validen Rollenspiels und kommt damit den Anforderungen der diagnostischen Praxis nach einem standardisierten, in Gruppen durchzuführenden eignungsdiagnostischen Verfahren nach. Konzipiert wurde das SVV als eine kriterienbezogene Leistungsmessung, wobei die Kriterien durch die konkreten Inhalte eines Anforderungsprofils definiert waren. Das Profil entsprach dem Idealbild eines Polizisten und deckte mehrere Merkmalsbereiche ab. Innerhalb der Szenen des SVV wurden die Anforderungen Kommunikation, Repräsentation und Problembewältigung operationalisiert; dies geschah empirisch durch eine Expertenrunde.

Theoretische Grundlage

Die theoretische Grundlage des SVV bildet die gedächtnispsychologische Schematheorie von Schank und Abelson (1977). Auf der Basis dieser Theorie konnten zum einen kritische Eigenschaften für die Szenenauswahl formuliert werden, zum anderen wurden aus ihr psychologische Hypothesen abgeleitet, die dann in einem Extremgruppenvergleich statistisch überprüft wurden. Die eine Gruppe wurde durch lebensältere Kommissarsanwärter gebildet, die ihre persönliche und berufliche Eignung in einem Assessment Center der Höheren Landespolizeischule Münster bereits unter Beweis gestellt hatten. Die andere Gruppe setzte sich aus jungen Polizisten zusammen, die gerade ihre Polizeiausbildung absolviert hatten und erst seit höchstens einigen Monaten in der Einsatzhundertschaft Bonn dienstverpflichtet waren.

Hypothesen

Es wurde erwartet, daß die erfahreneren Beamten differenziertere Handlungsschemata besaßen als die jungen Polizisten. Sie sollten deshalb mehr relevante Informationen erkennen und benennen können und darüber hinaus auch die besseren Handlungsalternativen beschreiben. Die Bewertung der Handlungsalternativen ließ sich eindeutig aus dem Anforderungsprofil schlußfolgern. Tatsächlich nannten die erfahreneren Polizisten stets mehr bedeutsame Informationen, wenngleich dieser Effekt nicht in allen Fällen signifikant ausfiel. Die Hypothese der besseren Handlungsalternativen konnte für die Stichprobe der älteren Beamten lediglich für eine Szene bestätigt werden.

Ergebnisse und Diskussion

Grundsätzlich erwies sich der getestete Stichprobenumfang (N = 58) als zu klein, um eine endgültige Aussage über die Ablehnung oder Beibehaltung der postulierten Hypothesen zu treffen. Im nachhinein konnte die angenommene Extremheit der beiden Gruppen angezweifelt werden. Die überraschenden und inkonsistenten Befunde konnten größtenteils auf die unzureichenden Gruppenunterschiede zurückgeführt werden und stellen die Tauglichkeit des SVV nicht grundsätzlich in Frage.
Aus datenschutztechnischen Gründen ließen sich die Gütekriterien des SVV nicht ermitteln, jedoch wurden Prognosen über deren Höhe aus der Konstruktionsgeschichte und den vorliegenden Daten abgeleitet. Darüber hinaus wurden Vorschläge für die Ermittlung und Verbesserung der drei Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität entwickelt. Abschließend erfolgte die Darstellung und Bewertung des aktuellen Entwicklungsstandes des SVV, wobei auch konkrete Empfehlungen für die mittelfristige Weiterentwicklung des Verfahrens formuliert wurden.

8. Martina Ritsert

Medikamentenabhängigkeit

Zusammenfassung. Wie im Rahmen dieser Arbeit deutlich wurde, geht ein erhebliches Risiko, sowohl für Medikamentenmißbrauch als auch für -abhängigkeit von den kombinierten Analgetika aus. Es stellt sich die Frage, warum diese Präparate, die entweder therapeutisch unnötige Stoffe (Barbiturate) oder Stoffe in therapeutisch unwirksamer Konzentration (Codein) enthalten ohne Zulassungsbeschränkungen erhältlich sind, insbesondere, da diese Stoffe mit psychotroper Wirkung ein großes Suchtpotential besitzen. Eine Unterstellung unter die ärztliche Verschreibungspflicht wäre wünschenswert. Allerdings ist die Effektivität dieser Maßnahme fraglich, wie wir an den Benzodiazepinen sehen, die seit Jahr und Tag verschreibungspflichtig sind und doch in rauhen Mengen mißbräuchlich konsumiert werden. Ob eine Unterstellung für diese beiden Präparategruppen unter das Betäubungsmittelgesetz praktikabel wäre, ist andererseits fraglich. Freiwillige Beschränkungen der Pharmaindustrie auf einem ihrer stärksten Absatzmärkte erscheinen illusorisch, so daß ein mündiger Patient den alleinigen Schutz darstellt.
Flankiernd wären unabhängige Weiterbildungsveranstaltungen für Mediziner ebenso wünschenswert wie eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen und anderen sozialen Berufen, etwa im Sinne einer unabhängigen "Suchtkunde", denn die momentane Situation wird den speziellen Bedürfnissen des Medikamentenabhängigen nicht gerecht: Die rein medizinische Entgiftung vernachlässigt die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen der Substanzeinnahme und wird selten zu dauerhafter Abstinenz führen. Die psychotherapeutische Begleitung, die wie beim Alkoholiker sofortige Abstinenz fordert, mißachtet die starken psychosomatischen Beschwerden, die schließlich für das Individuum so belastend waren, daß sie die Suchtkarriere einleiteten, und die nach dem Entzug vermehrt zu Tage treten. Erschwerend kommt, etwa im Fall von Ängsten hinzu, daß das Individuum niemals gelernt hat, sich konstruktiv mit ihnen auseinanderzusetzten und so mit seinen Copingmechanismen quasi bei Null anfangen muß.
Weiterhin scheint es unbestreitbar, daß ein spezifisches Risiko für Frauen existiert, was sich unter anderem in der Anzahl der spezifischen Literatur widerspiegelt. Ob sich die Geschlechterverteilung angleichen wird, bleibt abzuwarten. Auch hier wäre spezielle gesellschaftspolitische Aufklärung, die nicht in Larmoyanz stecken bleibt, angebracht. Die im Abschnitt "Intervention" dargestellten Modelle von Ellinger-Weber (1990), Latta (1994) und Shalkami-Löchner (1992) erscheinen vielversprechend, zumindest sind sie ein Anfang.
Prinzipiell sind die Forderungen des zweiten schleswig-holsteinischen Suchtsymposions zu unterstreichen:

"- Unterstellung aller Suchtstoffe unter die Verschreibungspflicht
- Verbot von Mischpräparaten mit psychoaktiven Substanzen
- Vollständige und frühzeitige Information durch den Hersteller über Abhängigkeitspotentiale von Medikamenten
- Änderung der Einstellung zu Krankeiten und zu den Ursachen: Nicht die Menschen den krankmachenden Bedingungen anpassen, sondern gesundheitsgerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen fördern.
- Unterstützung und Förderung von Selbsthilfegruppen." (Stein, 1990, S.9).

Abschließend ist zum Gebiet der Intervention zu sagen, daß es in der Bundesrepublik keine Spezialklinik für iatrogene Medikamentenabgängigkeit gibt. Wünschenswert wäre es, wenn ähnlich wie im Bereich der Agrophobie und Panikattacken rasche Abhilfe in Form eines speziellen Konzepts ähnlich der Christoph-Dornier-Stiftung in Münster geschaffen würde. Nachahmenswert ist schon allein die Leitung des Instituts durch einen klinischen Psychologen, um die zugrunde liegenden Mechanismen der iatrogenen Midikamentenabhängigkeit zu durchbrechen und das Bewußtsein bei den Patienten in der Öffentlichkeit zu stärken, daß es sinnvollere Behandlungsmöglichkeiten als eine Dauertherapie mit Benzodiazepinen für psychsomatische Probleme gibt.
Dieser Vernachlässigung in Bereich der Intervention entspricht auch eine Randstellung im Bereich der Suchtarbeit und in der Öffentlichkeit: So entfallen bei einem zwölfseitigen DHS-Info zum Jahresbericht 1955 (DHS, 1994) gerademal folgende fünf Zeilen auf das Thema Medikamtenabhängigkeit - wobei der zweite, redundante Satz wie aus Verlegenheit angefügt wirkt:

"Nach einer neueren Untersuchung im Auftrag des Bundesverbandes der Innungskrankenkassen sind etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland abhängig von ärztlich verordneten Medikamenten. Diese Abhängigen beschaffen sich also ihre Suchtmittel durch Selbstmedikation oder durch ärztliche Verschreibung." (DHS, 1994a).

Andererseits beläuft sich der Anteil für Alkoholismus auf drei volle Seiten sowie derjenige für illegale Drogen und Nikotinabhängigkeit jeweils auf zwei Seiten. Dies alles sind Suchtstoffe, die öffentlich konsumiert werden, oder, im Fall der illegalen Drogen von einem spektakulären Umfeld (Beschaffungskriminalität, Prostitution...) umgeben sind. Solange sich die Öffentlich mehr für Drogentote auf dem Bahnhofsklo und alkoholisierte Autofahrer interessiert, werden Medikamentenabhängige eine weder kleine noch radikale Minderheit sein, deren Probleme und Existenz im Verborgenen bleiben.

9. Silke Schöpker

Evolution der Eifersucht

10. Konrad Schüttauf

Ein Sprechfehlerexperiment zur Fehlleistungstheorie und Neurosenlehre der Psychoanalyse

Zusammenfassung. Die Arbeit ging von Motleys Idee aus, mit der Technik der Sprechfehlerinduktion Freuds Fehlleistungstheorie zu untersuchen, Grünbaums Kritik, Motley habe dabei das wichtigste, den Nachweis unbewußter Faktoren, verfehlt, gab Anlaß, sein Konzept zu überdenken: Entscheidend im Sinne der Fehlleistungstheorie ist der Konflikt, der sich in Sprechfehlern Ausdruck verschaffen müßte. Motley setzt im dritten Experiment durchaus bei einem Konflikt (dem der Sexualängstlichkeit) an, der auch psychoanalytisch von Interesse ist. Jedoch ist es der "Oberflächenkonflikt", derjenige, der - wie ein neurotisches Symptom - dem Betroffenen bekannt ist. Die dahinter postulierten Ursachen, die eigentlichen psychoanalytischen Konflikt-Konstrukte, treten nicht ins Prüffeld des Experiments. Es ist, als wenn Motley Menschen, die an Höhenangst leiden, mit Zielwörtern wie "Turm", "Abgrund", "kein Geländer" u.ä. getestet hätte: Er hätte den Einfluß der Höhenangst selbst, nicht aber den der psychoanalytischen Konstrukte "dahinter" zeigen können.
Die vorliegende Arbeit versuchte (an der Symptomebene vorbei), unmittelbar das psychoanalytische Konstrukt anzusprechen: den unbewußten Konflikt, der hinter der Symptomatik zum Zwecke ihrer Erklärung postuliert wird. Dies führte notwendig dazu, daß gleich zwei Konzepte der Psychoanalyse auf einmal in das Blickfeld des Experiments gerieten: Die Fehlleistungstheorie und die Neurosenlehre (speziell die Äthiologie der Zwangsneurose). Dies muß aber wohl so sein, wenn nicht Grünbaums Einwand greifen soll, es sei noch nicht einmal dem eigenen Verständnis der Psychoanalyse nach Unbewußtes berührt worden. Vorliegend sollte ein - jedenfalls der psychoanalytischen Theorie nach - unbewußter Konflikt auf seine Wirksamkeit hin geprüft werden. Daß es sich nicht nur konzeptuell, sondern auch tatsächlich um einen solchen handelt, ließ sich zwar nicht mit Fragebogen o.ä. belegen, wohl aber aus der Erfahrung plausibel machen, daß Zwangsneurotiker die Vorstellung, gerade sie könnten anal-sadistisch geprägte Wünsche haben und sie nur mit Mühe im Zaum halten, in der Regel als abwegig ablehnen.
Die Ergebnisse sind insofern ermutigend, als sie nicht nur eine Erwartung das Anwachsen des Wertes auf einem Parameter, z.B. dem der Spoonerismen), sondern eine ganze - theoretisch begründete - Struktur von Erwartungen bestätigen: Nicht nur die Sprechfehler insgesamt vermehren sich im kritischen Bereich, sondern gerade die unspezifischen (kompromißhaften) und nicht die Spoonerismen. Nicht vermehrte Fehlerhaftigkeit, sondern auch das theoretisch fast zwingend geforderte "Stutzen" im Konfliktbereich läßt sich nachweisen. Nicht nur "Experiment"- und Kontrollgruppe verhalten sich in der erwarteten Weise zueinander, sondern es ergibt sich - entsprechend der klinisch zu vermutenden Schwere des Konflikts - noch eine Abstufung (Handlungszwang - Gedankenzwang - Kontrollbedingung), die die im Hauptvergleich aufgezeigte Struktur von Fehlern und Zeiten von Stufe zu Stufe noch einmal -fast präzise - wiederholt. Es dürfte m.E. nicht leicht sein, einen konkurrierenden theoretischen Ansatz ins Feld zu führen, der ähnlich gut zu den Ergebnissen paßt und sie ähnlich zusammenschauend erklären kann, wie der hier aus der psychoanalytischen Triebtheorie abgeleitete. Der Verfasser ist auf die weitere Diskussion sehr gespannt.

11. Martina Teske

Das Trinkverhalten in Studentenverbindungen

12. Thomas Witscher

Entwicklung eines Testverfahrens zur Diagnose von räumlichen Orientierungsstörungen


1994

1. Ellen Fetscher

Kooperatives Problemlösen von Schülern an Computern: Eine Fallstudie über videodokumentierte Modellbildungsprozesse

2. Verlaine Glass

Zur Rolle zeitlicher Information bei Ereignisschemata. Eine logische Analyse bestehender Skripttheorien und Entwurf eines neuen Modells

3. Natalija el Hage

Studentische Veranstaltungskritik als Mittel der Lehrevaluation. Befunde, Konstruktionskriterien, Rahmenbedingungen

4. Kristine Heilmann

Konstruktionsübungen im Assessment Center

5. Lisa Irmen

Zur sprachlichen und psychologischen Realität des "generischen Maskulinums"

Zusammenfassung. In Diskussionen über den Zusammenhang zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht wurde wiederholt auf die Minderwertigkeit des Femininums gegenüber dem Maskulinum hingewiesen, in der sich die natürliche Ordnung der Geschlechter widerspiegele. Dieser Gedanke ist die Wurzel der generischen Verwendung des Maskulinums. Heutzutage wird bei der Verfechtung des 'generischen Maskulinums' natürlich nicht mehr offen auf die Wertigkeit der Geschlechter zurückgegriffen, stattdessen in der Regel auf eine Vereinfachung der Sprache, auf die lange Tradition, auf die Neutralität der Sprache hingewiesen.
Daß der uneindeutige Status des Maskulinums als generisches und spezifisches Genus alles andere bewirkt, als Sprache zu vereinfachen, konnte durch empirische Untersuchungen und Textanalysen gezeigt werden. Die häufig bemühte Tradition gereicht bei näherem Hinsehen niemandem zur Ehre, da sie sich - wie bereits angedeutet - unverblümt auf die Minderwertigkeit von Frauen gegenüber Männern und folgerichtig auf die Minderwertigkeit des Femininums gegenübewr dem Maskulinum beruft. Die Behauptung der Neutralität von Sprache wird nun gerade durch die Geschichte des 'generischen Maskulinums' als falsch überführt.
Daß die generische Verwendung des Makulinums auch heute noch eine Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in der Sprache bedeutet, wurde in verschiedenen empirischen Untersuchungen und auch durch das im Rahmen dieser Diplomarbeit durchgeführte Experiment zur mentalen Repräsentation 'generisch' maskuliner Personenbezeichnungen gezeigt. Antwortmuster und Rekationszeiten der Testpersonen deuten daraufhin, daß Frauen als potentielle Referenten maskuliner Personenbezeichnungen in geschlechtsneutralen Kontexten nicht akzeptiert werden oder das Konzept 'Frau' bei 'generisch' maskulinen Personenbezeichnungen schlechter verfügbar ist als das Konzept 'Mann'. Aus dem Umstand, daß das generische Maskulinum das Femininum nicht umfaßt, folgt eine geringe Repräsentanz von Frauen in einer Sprache, die in mehr oder weniger neutralen Kontexten nur maskuline Personenbezeichnungen vorsieht. Das alleine schon bedarf einer Änderung, außerdem ist davon auszugehen, daß sich in einer solchen Sprache der gesellschaftliche Status von Frauen abbildet und stabilisiert. Verschiedene Vorschläge zur Veränderung des Sprachgebrauchs in Richtung einer gleichberechtigten Sprache wurden inzwischen erarbeitet, sie haben z.T. Eingang in Publikationsrichtlinien, Gesetzestexte, etc. gefunden. Von einer allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanzt inklusiver Sprache kann allerdings noch nicht die Rede sein.

6. Astrid Köhncke

Zur Psychologie des Generischen Maskulinums

Zusammenfassung. In dieser Arbeit wurde der Einfluß des Generischen Maskulinums auf das Denken untersucht. Dabei ging es zum einen um die Frage, welche gesellschaftlichen Denkmuster zu der Etablierung des Generischen Makulinums beigetragen haben. Anhand der Geschichte seiner Einführung und der Debatten um den prinzipiellen Zusammenhang von Genus und Sexus wurde gezeigt, daß die Erklärung des maskulinen Genus als 'generische' der Ideologie entspringt, die von der Höherwertigkeit des Männlichen ausgeht. Männer definierten sich selbst als die 'besseren' Menschen und hatten ein Interessse daran, ihre reale Dominanz in der Sprache zu manifestieren. Anhand verschiedener empirischer Beispiele wurde die Effektivität einer solchen Sprache zur Untermauerung der gesellschaftlichen Machtverhältnisse belegt.
Zum zweiten wurden die individuellen Denkprozesse untersucht, die der Interpretation des Generischen Maskulinums in konkreten Sätzen zugrunde liegen. Die individuellen Kognitionen und Vorstellungsbilder, die beim Lesen eines Generischen Maskulinums entstehen, stellen die Verbindung zwischen Sprache und gesellschaftlichem Handeln dar. Das dazu durchgeführte Satz-Bild-Experiment belegte die hohe Ambiguität des Generischen Maskulinums; sie zeigte sich darin, daß keine Testperson durchgängig die eine oder andere Interpretationsmöglichkeit wählte.
Die Ergebnisse zeigen insgesamt, daß das Maskulinum auch in neutralen Kontexten nicht generisch verstanden wird. Die mentale Repräsentation zu einer Person, auf die mit einem Generischen Maskulinum referiert wird, ist eher bzw. häufiger die eines Mannes als die einer Frau. Das Genus der Personenbezeichnung wirkt offensichtlich stärker auf die mentale Repräsentation als Satzkontext und Lernerfahrungen: Obwohl das Wissen, daß unter 'den Erziehern' Frauen sogar in der Überzahl sind, vorhanden ist, werden diese durch eine maskuline Personenbezeichnung als Referenten in etwa der Hälfte der Fälle ausgeschlossen.
Das Generische Maskulinum nimmt Frauen also die Möglichkeit, sich mit beschriebenen Personen zu identifizieren. Sie müssen besondere Strategien entwickeln, um mit diesem Konflikt umzugehen, also kognitive 'Mehrarbeit' leisten. Um Frauen und Männern diegleichen Chancen des Gemeintseins zu bieten, wurde daher für die Abschaffung des Generischen Makulinums als Personenbezeichnung plädiert. Abschließend wurden alternative Möglichkeiten, beide Geschlechter explizit zu benennen dargestellt.

7. Heike Martensen

Ist eine paradigmenunabhängige Messung bewußter und unbewußter Gedächtnisprozesse möglich?

8. Marion Priebe

Computergestützte Diagnostik des visuellen Neglekts

9. Vera Schäfer

Kognitive Charakteristika bei Patienten einer Entziehungsanstalt (§64 StGB). Ein Beitrag zur Prognoseforschung?


1993

1. Susanne Bader

Die Entwicklung der zivilrechtlichen Deliktsfähigkeit gem. § 828 BGB: Empirisch-psychologische Überprüfung einer normativen Altersgrenze

2. Christoph Freitag

Validierung des Kurzzeitlerntests ADAFI anhand eines Vergleichs mit Problemlöseverhalten in computersimulierten dynamischen Systemen

3. Dieter Pojeti

Geschlechtstypische Unterschiede bei Aufgaben zum schlußfolgernden Denken in einer computergestützten Lernumgebung

4. Ulricke Schlingensiepen

Die Bedeutung figuraler Komplexität für die klinische Diagnostik des visuellen Neglekts

5. Claudia Schmitt

Theoretische Ansätze und Interventionsmöglichkeiten bei Atopischer Dermatitis unter besonderer Berücksichtigung eines verhaltensmedizinischen Trainingsprogramms


1992

1. Doris Dehn

Hindsight-Bias: Ein Artefakt des Aggregierens über unterschiedliche Gedächtniszustände

2. Heike Gerdes

Wie programmiere ich einen Videorekorder? Kognitionspsychologische Analyse von Bedienungsanleitungen für Videorekorder: Entwicklung einer optimierten Beschreibung vor dem Hintergrund der Theorie endlicher Automaten

Zusammenfassung. Es wurde gezeigt, daß das Problem "Bedienungsanleitung", bedingt durch die zunehmende Komplexität technischer Geräte, immer dringlicher eines Lösungsansatzes bedarf. Die Hersteller solcher Geräte haben sich bis heute diesem Problem oft noch nicht in ausreichendem Maße gestellt. So sieht die Praxis der Anleitungsgestaltung meist noch so aus, daß der Systemdesigner, der in seinem Expertenwissen verhaftet ist, auch derjenige ist, der die Anleitung für naive Benutzer verfaßt. Meist - wenn überhaupt - kommen dabei Ergebnisse der Text- und Bildforschung zur Anwendung, aus denen Handlungsweisen für die Textoptimierung abgeleitet werden. Dieses Vorgehen muß insofern als unzureichend angesehen werden, als es "nur" eine Optimierung der Darstellung inhaltlicher Informationen bewirken kann. Auch in der psychologisch-wissenschaftlichen Literatur findet man kaum Arbeiten, die sich speziell mit dieser Thematik auseinandersetzen; die wenigen vorliegenden Studien zur Anleitungsgestaltung thematisieren nur eine Optimierung der graphisch und textlich dargebotenen Information. Die Frage, welche Informationen in einer Anleitung vermittelt werden sollten, sind auf diesem Wege aber nicht zu beantworten.
Am Beispiel der Timer-Progammierung von Videorecordern, die viele Benutzer vor große Probleme stellt, sollten unsere Vorstellungen experimentell überprüft werden. Zu diesem Zweck wurde eine Transitionsmatrix für die Timer-Funktion eines Videorecorders erstellt, die entsprechend der obigen Überlegungen vollständige und korrekte Informationen enthält. Anschließend wurden in mehreren Konstruktionsschritten die in der Transitionsmatrix enthaltenen Informationen in einen prozedural abgefaßten Anleitungstext überführt. Durch einen Vergleich dieser theoretisch erstellten Anleitungsversion mit der Originalanleitung ließen sich eindeutig die Zustandsübergänge identifizieren, die in der Originalanleitung entweder nicht angegeben, unzureichend erklärt oder falsch angegeben sind.
In der experimentellen Untersuchung wurden je 20 unerfahrene Vpn entweder mit der Originalanleitung oder mit der von uns erstellten Anleitung konfrontiert. Die Aufgabe der Vpn bestand zunächst darin, an einem simulierten Videorecorder sechs Programmieraufgaben mit Bedienungsanleitung zu lösen (Programmierphase I), danach sollten sechs weitere, vergleichbare Aufgaben ohne Anleitung gelöst werden (Programmierphase II). Die Aufgaben waren so angelegt, daß sie gezielt Probleme provozierten, die sich aus den Schwachstellen der Originalanleitung ergaben. Abschließend wurde den Vpn ein Fragebogen vorgelegt, der das bis dort hin erworbene Wissen über die Timer-Programmierung diagnostizieren sollte.
Die Ergebnisse belegen, daß die gemäß unseren Vorstellungen verbesserte Anleitungsversion zu Performanzvorteilen in der ersten Programmierphase führte. In Programmierphase II ließen sich keine Gruppenunterschiede mehr ausmachen. So konnten die Vpn, die mit der verbesserten Anleitung arbeiteten, die ersten sechs Programmieraufgaben schneller und auch mittels weniger Bedienschritte bearbeiten. Hinsichtlich der Anzahl gelöster Aufgaben deuten die Ergebnisse zwar der Tendenz nach in die vorhergesagte Richtung, fallen aber nicht signifikant aus. Neben diesen Unterschieden in der Gesamtperformanz zeigten sich auch Performanzunterschiede an einigen "kritischen" Stellen, die sich auf die durch die Transitionsmatrix ausgemachten Schwachstellen der Originalanleitung beziehen. Auch die subjektive Repräsentation der Timer-Funktion nach Beendigung der insgesamt zwölf Programmieraufgaben war bei den Vpn besser, die mit der verbesserten Anleitung arbeiten konnten.
Aus diesen Ergebnissen lassen sich einige Hinweise für die Praxis der Anleitungserstellung ableiten. So sollten alle Zustandsübergänge in einer Anleitung erwähnt werden, sie sollten korrekt angegeben werden und die Bedeutung der Rückmeldungen sollte erläutert werden. Zusätzlich zur Angabe der Handlungssequenzen sollte eine allgemeine Gerätebeschreibung in der Anleitung enthalten sein, die Informationen über die Rahmenbedingungen und die der Funktion zugrundeliegende Systematik gibt. Neben diesen Hinweisen für die Gestaltung von Bedienungsanleitungen lassen sich in den Ergebnissen auch erste Hinweise für eine Verbesserung der Timerfunktion selber und der Ein- und Ausgabe-Elemente finden.

3. Gudrun Menzel

Alkoholbedingte Merkfähigkeitsstörungen und Gedächtnis für den Kontext einer Information

4. Maria Papadia

Enkodier- und Abrufleistungen bei Alkoholabhängigen. Eine allgemeinpsychologische Untersuchung zum verbalen episodischen Gedächtnis bei einer klinischen Stichprobe

5. Lothar Schmitt

Auswirkungen verteilten versus massierten Lernens auf die subjektive Repräsentation und aktive Steuerung eines komplexen, computersimulierten Systems


1991

1. Afua Adusei-Poku-Erken

Überprüfung der Wiederholungszuverlässigkeit der schmerzbezogenen Deskriptorskalierung bei Gesunden und Schmerzpatienten

2. Jörg Heuser

Der Zusammenhang von Selbstaufmerksamkeit, Schmerzwahrnehmung und Interozeption bei Alkoholikern und Gesunden

3. Michel Regenwetter

Multinomial modeling of cognitive processes in the "Memory" game


1990

1. Horst Piel

Die Repräsentation von generellem und spezifischem Wissen in konnektionistischen und symbolverarbeitenden Modellen. Ansätze für einen Modellvergleich


1989

1. Annette Prüßmann

Schätzen exponentieller Wachstumsverläufe. Eine Untersuchung zum 'linearen Denken'. - Pilotstudie -


1988

1. Gerhard Fahnenbruck

Über den Einfluß von Instruktionen auf die Bearbeitung eines dynamischen Systems


1987

1. Rudolf Diesel

Die bivariate Repräsentationshypothese. Eine Hypothese zur Repräsentation von komplexen Problemen

2. Heinz-Georg Weißer

Eingriffsstrategien beim Umgang mit unbekannten dynamischen Systemen: Eine Reanalyse von zwei Experimenten mit computersimulierten Kleinsystemen


1986

1. Wolfgang Knacke

Aufbau und Stabilität von Wissensstrukturen in Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen und Testintelligenz auf dem Hintergrund der Problemlösefähigkeit in einer dynamischen, komplexen Situation. Eine explorative Studie zur Entwicklung eines neuen eignungsdiagnostischen Instrumentes für die Selektion von Flugsicherungskontrollanwärtern der Luftwaffe und Überlegungen zu Möglichkeiten einer 'kombinatorischen Diagnostik'


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Zuletzt bearbeitet am 17.03.2008 von JF.