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Psychologie im Internet: Einleitung

 

Psychologie im Internet

Ein Wegweiser für psychologisch interessierte User

Herausgegeben von Thomas Krüger und Joachim Funke

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Einleitung

Über den Inhalt des Buches Autorinnen und Autoren
Ein Buchüber das Internet? Ein Buch über Psychologie und Internet?

Über den Inhalt des Buches

"Psychologie im Internet" - der Titel dieses Buches ist bewußt mehrdeutig. Einerseits umfaßt er die "Psychologie des Internets", also die psychologischen Aspekte dieses neuen Mediums. Andererseits nutzen zunehmend Psychologen wie auch psychologisch Interessierte das Internet, womit gemeint ist: "Psychologie und Psychologen im Internet". Diese beiden Aspekte stehen in Zentrum dieses Buches. In insgesamt vier Teilen wollen wir Sie, liebe Leserin und lieber Leser, mit den Inhalten, die hinter beiden Interpretationsvarianten unseres Titels stecken, vertraut machen. Hier beginnen wir mit einer Vorschau auf die einzelnen Teilkapitel.

Teil 1: Grundsätzliches und Grundlagen

Unser Buch richtet sich an alle, die sich für Psychologie interessieren und als User (oder Userin) das Internet nutzen, nutzen wollen oder sich erst einmal über dieses neue Medium informieren wollen. Wir wollten für diese Zielgruppe kein wissenschaftliches und erst recht kein technisches Buch schreiben. Die einzelnen Kapitel bauen nicht direkt aufeinander auf, Sie können sich daher einfach in jene Kapitel einlesen, die Ihr Interesse wecken. Trotzdem empfehlen wir Ihnen, zumindest den ersten, einführenden Beitrag "Die Grundlagen" zu Beginn zu lesen. In ihm werden Ihnen die wichtigsten Begriffe, Dienste und Techniken - wie wir hoffen - verständlich gemacht. Der zweite Beitrag "Das Internet: gestern und heute" widmet sich der rasanten und unerwarteten Entwicklung des Internets von einem kleinen, militärischen Forschungsnetz zu der wohl bedeutendsten technischen Entwicklung zumindest der letzten Jahre, die zunehmend alle Aspekte unserer Gesellschaft tangiert.

Wir verweisen im ganzen Buch immer wieder auf interessante und vertiefende Internet-Quellen. Trotzdem benötigen Sie natürlich keinen Internet-Zugang. Wir würden uns aber freuen, wenn Sie zumindest nach der Lektüre dieses Buches einen solchen haben möchten. Kapitel 3 "Ich will Netz!" gibt Ihnen Tips für den Einstieg ins weltweite Netz. Zudem wird dort kurz die Erstellung eigener Internetseiten angesprochen.

Wenn Sie schon etwas Erfahrung mit dem Internet, speziell dem WWW, haben, wissen Sie bestimmt, wie schwer es ist, dort das zu finden, was Sie wirklich suchen. Kapitel 4 "Lost in Cyberspace" und Kapitel 5 "Herrscher über die Datenflut: Datenbanken für Psychologen" zeigen Ihnen, wie und wo Sie erfolgreich suchen und finden. Kapitel 5 führt dazu fast 80 Datenbanken auf: allgemeine (Bahnfahrplan, Telefonauskunft u.ä.) und spezielle Datenbanken für psychologisch Interessierte.

Kapitel 6 "Internet im kleinen: Intranet und Extranet" beschäftigt sich mit den "kleinen Brüern" des Internets, die zunehmend die Kommunikation in großen und kleinen Unternehmen bestimmen und unsere Arbeitswelt verändern, man denke nur an das Stichwort "Telearbeit".

Teil 2: Psychologische Aspekte des Internets

In den ersten sechs Kapitel haben Sie eine grundsätzliche Einführung in den Themenbereich "Internet" erhalten, in denen psychologische Inhalte nur gelegentlich aufgezeigt wurden. Die nächsten Kapitel befassen sich mit speziellen psychologischen Aspekten des Internets. So geht Kapitel 7 der Frage nach, welche Rolle Emotionen in der vermeintlich kalten und technischen Welt des Internets spielen. Der Titel "Im Netz der Emotionen" verrät schon, daß der Ausdruck und Austausch von Emotionen auch in der größtenteils rein schriftlichen Kommunikation sehr wichtig ist und für den Neueinsteiger oft unerwartete Formen annimmt. Kapitel 8 "Leben in virtuellen Welten" und Kapitel 9 "Chatten wie wild - das IRC" beschreiben zwei Kommunikationsforen im Internet (MUD und IRC), in denen User mit fiktiven Persönlichkeiten in "virtuellen Lebenswelten" über mehr oder weniger ernsthafte Themen kommunizieren oder einfach "nur" spielen: eine Möglichkeit, sich frei von äußerlichen "Hemmnissen" (Geschlecht, Aussehen, Behinderung usw.) auszuleben. Eine entspannende Spielwiese oder ein Treffpunkt von realitätsfernen "Loosern" der Gesellschaft?

Gerade in den genannten Foren ist es nicht unüblich, täglich mehrere Stunden zu verbringen. "Macht das Internet süchtig?" fragt dann auch Kapitel 10.

Wie im "richtigen" Leben spielt auch im Internet Sexualität eine große Rolle. In den öffentlichen Medien wird das Internet oft als ein Tummelplatz vom Pädophilen und anderen "Perversen" beschrieben. Kapitel 11 befaßt sich mit dieser Internet-Sex-Disskusion und beleuchtet drei Facetten der "Sexualität im Internet": a) Informationen und Austausch über Sexualität im Internet, b) erotische und pornographische Darstellungen im Netz und c) "Netsex", sexuelle Interaktionen und Beziehungen im und über das Internet.

Die "Gestaltung attraktiver WWW-Angebote" (Kapitel 12) setzt mehr voraus, als einen Internetzugang und ein Programm zur Entwicklung von WWW-Seiten. Es müssen auch unser Wissen über die Struktur der menschlichen Informationsverarbeitung und medienpsychologische Erkenntnisse berücksichtigt werden.

Teil 3: Psychologie und Psychologen im Internet

Das Internet ist nicht nur Forschungsobjekt für Psychologen, sondern auch neues Arbeitsfeld, Kommunikationsmedium und Datenquelle für Psychologen, an Psychologie Interessierten und auch Hilfesuchenden. Wie wäre es z.B. mit einer Online-Psychotherapie? "Wie bitte? Psychotherapie im Netz?" fragt Kapitel 13 und beschreibt die bestehenden Angebote für Klienten und Therapeuten. Weitere "Chancen ür Psychotherapeuten im Internet" diskutiert Kapitel 14 und geht dabei natürlich auch auf die Gefahren ein.

Schier unermeßlich sind die Informationensquellen im Internet zur klinischen Psychologie. "Rat und Hilfe im Netz" (Kapitel 15) finden dabei sowohl Hilfesuchende, die sich selbständig informieren oder mit ihresgleichen austauschen wollen, als auch professionelle Psychotherapeuten, die sich über aktuelle Forschungsergebnisse informieren wollen.

Die Möglichkeiten des Internets werden zunehmend auch von den nationalen und internationalen psychologischen Fachgesellschaften erkannt. In Kapitel 16 "Psychologische Fachgesellschaften öffnen ihre Tür" wird über deren Internetangebot berichtet.

Das neue Medium Internet verändert auch die (psychologische) Forschung in vielen Bereichen grundsätzlich. In Kapitel 17 "Let‰s test!" werden neue psychologische Datenerhebungen über das Netz beschrieben. Kapitel 18 wagt gar einen Blick auf die "Forschung in der Zukunft" und beschreibt den Tagesablauf einer fiktiven forschenden Psychologin zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dabei werden die Möglichkeiten des Internets für die Datensammlung, Publikation und Kommunikation zwischen Forschern verdeutlicht.

Damit das Internet tatsächlich die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen (z.B. eine zunehmende Demokratisierung) haben kann, die viele sich von ihm versprechen, ist es wichtig, daß die potentiellen Nutzer - wir, die Bürgerinnen und Bürger - an die neuen Medien herangeführt werden und den selbständigen und kritischen Umgang mit diesen erlernen. Bücher wie dieses mögen dazu einen kleinen Beitrag liefern, aber sie können professionelle Maßnahmen und Schulungen nicht ersetzen. Es tut sich "ein neues Berufsfeld für Psychologen" auf: "Vermittler von Medienkompetenz" (Kapitel 19).

Teil 4: Studium und Internet

Erhebliche Möglichkeiten bietet das Internet im Bereich des Studiums. Da wir unter unseren Lesern und Leserinnen auch viele Psychologie-Studierende und Studieninteressierte vermuten, widmen wir diesem Thema einen eigenen Abschnitt. Kapitel 20 "Studiosus online - Was bringen die Unis ins Netz?" berichtet von den Angeboten deutschsprachiger Universitäten im Bereich Psychologie und bei den Bibliotheken.

Im Internet wird Information nicht mehr linear, in Buchform, dargeboten, sondern vernetzt. Kapitel 21 beschreibt die Möglichkeiten und Probleme des "Lernens im Netz", die sich hinter den Begriffen "Hypertext und Hyperlernen" verbergen. Kapitel 22 beschäftigt sich mit dem "Psychologie-Studium in der Zukunft", jedoch nicht ohne zuerst die Probleme des heutigen Studiums darzustellen und darauf aufbauend die Verbesserungsmöglichkeiten moderner Technologien zu beschreiben.

Autorinnen und Autoren dieses Buches

Wir, die Herausgeber dieses Buches, Thomas Krüger und Joachim Funke (jetzt Heidelberg), sind durch unsere gemeinsame Tätigkeit an der Universität Bonn im Vergleich zum Rest der Bevölkerung schon recht früh mit dem Medium Internet konfrontiert worden. Als wir jedoch vor etwa fünf Jahren das erste Mal einen Blick in das damals in den Kinderschuhen (s. Kapitel 2) steckende WWW warfen, war auch uns noch nicht das Entwicklungspotential dieses Mediums bewußt. Ein gutes Jahr später wurde uns zunehmend klar, welche Möglichkeiten sich hier bieten. Vor drei Jahren haben wir dann gemeinsam den WWW-Server des Psychologischen Institutes Bonn aufgebaut. Verschiedene gemeinsame Veröffentlichungen zum Thema Internet und neue Medien folgten. Von November 96 bis Oktober 97 hatten wir eine monatliche Internet-Kolumne in der Psychologie Heute. Die dort erschienenen zwölf Beiträge finden Sie überarbeitet und aktualisiert in diesem Buch wieder.

Wir freuen uns, daß wir zudem für dieses Buch zehn Orginalbeiträge anderer Autorinnen und Autoren gewinnen konnten. Dabei handelt es sich um einige der renommiertesten deutschsprachigen Psychologen und Psychologinnen im Bereich "Psychologie und Internet". Zumindest virtuell kennen wir uns teilweise schon aus den "Pionierjahren" der (deutschsprachigen) Psychologie im Internet. Die Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren, die über ganz Deutschland und auch der Schweiz verteilt sind, erfolgte "natürlich" via Internet. Die Chancen - aber auch die Tücken - des Mediums, über welches wir schreiben, zeigten sich dabei immer wieder.

Mit den meisten Autoren und Autorinnen haben wir schon im Rahmen des von Bernad Batinic herausgegebenen Buches "Internet für Psychologen" zusammengearbeitet. Wir wollen dieses 1997 bei Hogrefe erschienene Buch auch und gerade an dieser Stelle als Vertiefung zu den hier angesprochenen Themen empfehlen.

Ein Buch über das Internet?

Jedes Buch ist seiner Zeit hinterher. Erst recht ein Buch über ein Medium wie das Internet, welches sich Tag für Tag verändert. Kapitel 18 berichtet von den Vorteilen elektronischer Publikationen im Vergleich zu herkömmlichen, wie diesem Buch. Trotzdem haben wir ein Buch herausgegeben. Warum? Mit dem Medium Buch können auch und gerade die Menschen angesprochen werden, die noch nicht über die "Medienkompetenz" (s. Kapitel 19) oder die technischen Möglichkeiten eines Internetzugangs verfügen.

Ein Problem eines Buches über ein Medium wie das Internet ist dessen Schnellebigkeit. So können Verweise auf Internet-Adressen, die wir Ihnen in diesem Buch geben, schon zwei Tage nach der Veröffentlichung nicht mehr aktuell sein - die WWW-Seite ist gelöscht, "umgezogen" oder deren Inhalt völlig verändert. Wir haben als Herausgeber trotzdem darauf gedrängt, anstelle von "konventionellen" Literaturangaben Internet-Adressen zu verwenden. Internet-Quellen können von jedem (mit einem Internetzugang) gelesen werden, unabhängig von Wohnort, Besitz eines Studierendenausweises oder Öffnungszeiten von Bibliotheken. Geprüft wurden diese Links zuletzt Anfang Dezember 1997.

Ein Buch über Psychologie und Internet?

Psychologie und Computer, Psychologie und Internet - Menschlichkeit vs. kalte Technologie, Widerspruch an sich? Wir hoffen, Ihnen mit diesem Buch zu zeigen, daß mit das Interessanteste an neuen Technologien a) die Menschen sind, die diese nutzen, und b) zu sehen, wie Menschen Technologien nach ihren Bedürfnissen formen. Die Geschichte des Internets (Kapitel 2) ist eine Geschichte des Sieges menschlicher Bedürfnisse über technologische Intentionen. Technologie gegen die Interessen des Menschen bzw. eine die Psychologie ignorierende Technik ist zum Scheitern verurteilt. Kapitel 7, 8 und 9 ("Im Netz der Emotionen", "Leben in virtuellen Welten" und "Chatten wie wild - das IRC") zeigen, wie Menschen es schaffen, kalte "Welten" mit differenzierten Symbolen psychologisch zu füllen. Kapitel 9 ("Chatten wie wild - das IRC") und 10 ("Sexualität im Internet") berichten sogar von mehr: dort wird von Menschen berichtet, die Erfüllung, Verständnis, Sympathie und Offenheit die sie in der "wirklichen" Welt vermissen, gerade in der "virtuellen" Welt finden.

All diese Kapitel durchzieht die zweifelnde Frage "virtuelle Freundschaften" oder "virtuelle Beziehungen", kann es das überhaupt geben? Und immer wieder die Antwort "warum nicht?".

In gewisser Hinsicht eng damit verknüpft sind die Überlegungen zum Thema "Psychotherapie im Internet" (Kapitel 13 und auch 14). Auch wenn ein Email-Kontakt einen direkten Kontakt zwischen Therapeut und Klient nicht ersetzen kann, so baut gerade die "virtuelle" Kontaktaufnahme viele Hindernisse ab und ermöglicht es Personen, offen und ehrlich zu sein.

Zusammenfassend: was macht uns eigentlich so sicher, daß unsere "reale" Welt so warm ist und die "virtuelle" Welt des Internets so kalt? Oder, warum eigentlich kein Buch über Psychologie und Internet?


Thomas Krüger (Bonn) und Joachim Funke (Heidelberg) im Dezember 1997


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Zuletzt bearbeitet am 04.02.2003 von JF.