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SMT-Manual: Kapitel 4

4 Entwicklung einer Kurzversion (SMT-K)

Geleitet durch sachlogische Überlegungen wie auch aufgrund der Erfahrungen bei den ersten Datenerhebungen soll nachfolgend die Konzeption einer Kurzversion des SMT vorgestellt werden, die mit geringerem zeitlichen und materiellen Durchführungsaufwand als die Langversionen verbunden ist und dennoch differenzierte Aussagen über die Planungsleistungen der Patienten möglich machen soll. In der Kurzversion, die wir SMT-K nennen, sollen insgesamt sechs Skripte mit jeweils drei Szenen (davon eine oder zwei fehlerbehaftete) zu einem Test zusammengefaßt werden.

Die Auswahl der in der Kurzversion zu verwendenden Szenen orientierte sich hauptsächlich an den Rückmeldungen der Testpersonen, die an einer Durchführung mit der Version A der Langversion teilgenommen hatten. Dies sind die 22 Patienten und Patientinnen der beiden Reha-Kliniken, in denen wir Daten erheben konnten. Berücksichtigt wurden insbesondere in sich logisch konsistente Begründungen und Kommentare der Testpersonen, wenn diese falsch im Sinne der Teilaufgaben des Tests geurteilt hatten.

Weniger Berücksichtigung fand die statistische Datenauswertung der drei Teilaufgaben für jede Szene. Hier zeigte sich, daß viele Szenen zu einfach waren. Um einen Deckeneffekt zu verhindern, werden also insbesondere solche Szenen berücksichtigt, die nicht von den meisten Testpersonen richtig gelöst wurden, bei denen falsche Entscheidungen aber dennoch nicht logisch konsistent begründet werden konnten.

Nach diesen Kriterien sollen im folgenden alle dreizehn eingesetzten Skripts der Langversion A auf die Brauchbarkeit für eine Kurzversion untersucht werden.

4.1 Bewertung und Auswahl der Szenen für die Kurzversion

Übungsskript "Besuch einer Kantine". Mit dem Übungsskript gab es bei den Datenerhebungen wenige Probleme. Im Gegenteil: die im Testablauf erste Szene konnte gut dazu genutzt werden, den Testpersonen deutlich zu machen, daß nicht jede Szene einen Fehler enthält; außerdem konnte daran der strukturelle Aufbau der Standbilder verdeutlicht werden. Die zweite Szene eignete sich gut, die Patienten zu motivieren, auch auf Details zu achten. Hier liegt der Fehler in einer Abweichung der Handlung der Hauptperson von den vorher gezeigten anderen Personen: Alle anderen Personen nehmen sich Besteck, nur die Hauptperson läuft an der Besteckauswahl vorbei, ohne sich zu bedienen.

Skript 1 "Hosenkauf". Dieses Skript wird aus verschiedenen Gründen nicht in die Kurzversion aufgenommen. Erstens wurde die Fehlerszene F10 (mit Parkschein bezahlen) von mehreren Versuchspersonen aus berechtigten Gründen nicht als Fehler bewertet. Einige sagten spontan, daß auch sie den Parkschein vor dem Geld an der Kasse zum Abstempeln geben, da sie dies sonst vergessen würden. Danach könnte noch bezahlt werden. Weitere Probleme machen in diesem Skript die Standbilder. Nach der Fehlerszene F6 wird sehr häufig ein falsches Standbild gewählt, weil aus dieser Fehlerszene nicht klar wird, an welcher Stelle sie sich im Gesamtablauf des Skripts befindet. Desweiteren sind die Standbilder für die Szenen 3 und 4 nicht klar auseinander zu halten.

Skript 2 "Geldautomat". Hier sind zwar beide Fehlerszenen von vielen Versuchspersonen nicht als solche erkannt worden, trotzdem sollen drei Szenen dieses Skripts in die Kurzversion aufgenommen werden. Während die Schwierigkeit der Fehlerszene F8 dadurch entsteht, daß der fehlerhafte Tastendruck nicht eindeutig zu sehen ist, kann dies in der Fehlerszene F10 (Karte entnehmen und ohne Geld weggehen) nur auf eine mangelnde Aktivierung des Skriptwissens zurückgeführt werden. Diese Fehlerszene wird in die Kurzversion aufgenommen, da sie zu den "schwierigen" Szenen gehört, die nicht auf eine logische Inkonsistenz zurückzuführen ist. Außerdem werden die beiden richtigen Szenen 2 und 6 in die Kurzversion aufgenommen, bei denen es keinerlei Schwierigkeiten gab.

Skript 3 "Am Morgen". Bei der Bearbeitung der Szenen dieses Skripts sagten einige Testteilnehmer während der Betrachtung der Fehlerszene F7 (Kaffee mit Eßlöffel "essen"), daß die Hauptperson ihren Kaffee zwar ungewöhnlich trinkt, daß dies aber kein Fehler im eigentlichen Sinne wäre. Der Fehler wird also gewissermaßen sozial akzeptiert. Außerdem gab es Probleme bei der zeitlichen Reihenfolge der Szenen 5 bis 8. Unproblematisch verliefen jedoch die anderen Szenen, so daß auch aus diesem Skript drei eindeutige Szenen (3, 9 und 11) in die Kurzversion aufgenommen werden können.

Skript 4 "Telefonzelle". In diesem Skript gab es einige Probleme bei der Bildung einer zeitlichen Reihenfolge für der Standbilder. Dies betrifft z.B. die Überlegung, ob man zuerst die Telefonkarte herausholt oder zunächst die richtige Nummer im Telefonbuch nachschlägt. Außerdem können die Standbilder der Szenen 8 und 9 nicht eindeutig in eine Reihenfolge gebracht werden. Aus diesen Gründen wird dieses Skript nicht in die Kurzversion aufgenommen.

Skript 5 "Spiegeleier braten". Bei der Bearbeitung dieser Szenen gab es zwar einige Unklarheiten, die aber eine Aufnahme des Skripts in die Kurzversion nicht unmöglich machen. In der Szene 3 wurde von mehreren, insbesondere älteren Testpersonen beobachtet, daß die Hauptperson den Kühlschrank zu lange öffnet. Dies kann tatsächlich als Fehler bewertet werden und somit ist diese Szene nicht für die Kurzversion geeignet. Szene F5 (Backofen anstatt Herdplatte anstellen) ist eine eindeutige Fehlerszene, die jedoch nicht von allen Testpersonen auf Anhieb als solche erkannt wird. Sie eignet sich daher sehr gut für die Kurzversion. Szene 7 ist für viele Testpersonen überhaupt nicht eindeutig in die Szenenreihenfolge des Skripts einzuordnen. In der Tat kann die Hauptperson zu verschiedenen Zeitpunkten den Tisch decken, ohne dabei einen klaren Fehler gemacht zu haben. Weniger gravierende Schwierigkeiten gab es für die Szenen 9 und F11. In Szene 9 kann das Ei in der Pfanne nicht direkt gesehen werden. Dadurch, daß diese Szene direkt nach Szene 3 gezeigt wurde, so daß die Testpersonen eher die Erwartung hatten, daß kein Ei in der Pfanne ist, kam es zu Unsicherheiten in der Fehlerdiagnostik. Zur Szene F11 (Pfanne mit Spiegelei in den Kühlschrank) fällt die Zuordnung eines Standbildes zur gezeigten Szene einigen Testpersonen schwer. Viele Testpersonen wählten daher das Standbild, das die richtige Handlung darstellt (fertiges Spiegelei auf den Teller statt in den Kühlschrank) als das nachfolgende, wodurch ein Fehler in der Teilaufgabe "Abfolgen erkennen" entsteht. Durch schlußfolgerndes Denken kann aber auch dies Aufgabe richtig gelöst werden, so daß die Szenen F5, 9 und F11 in die Kurzversion aufgenommen werden können.

Skript 6 "Busfahren". In diesem Skript stellten sich drei Szenen als ungünstig heraus. Es wird daher nicht in die Kurzversion aufgenommen, obwohl die Szenen 3 und F5 unproblematisch sind. Die Szene F7 (statt zur Bushaltestelle in die U-Bahn-Station gehen) ist für sich betrachtet nicht falsch. Die Idee war, daß die Hauptperson nicht zur Bushaltestelle geht, sondern fälschlicherweise in die U-Bahn-Station. Dieses Gehen in die U-Bahn-Station kann aber zu einem anderen Zeitpunkt richtig sein, z.B. nachdem die Hauptperson schon aus dem Bus ausgestiegen ist. So wurde diese Szene von vielen Testpersonen nicht als fehlerhaft erkannt. In der Szene 9 wird von einigen Testpersonen bemängelt, daß die Hauptperson keine Fahrkarte kauft, vorzeigt oder abstempelt. Die Hauptperson geht am Busfahrer und an der Stempelmaschine vorbei, was für einige Testpersonen als Fehler bewertet wird. Die Fahrkarte sollte also richtigerweise an der Tür gestempelt werden, wo die Hauptperson einsteigt und nicht im hinteren Busteil, so wie es in den Szenen und Standbildern gezeigt wird. In der Szene 11 fehlt ein Hinweis darauf, daß die Hauptperson den Knopf zum Anhalten des Busses schon gedrückt hat. Einige Testpersonen meinen, die Hauptperson hätte dies vergessen, und bewerten die Szene somit als fehlerhaft.

Skript 7 "Kaffeeautomat". Auch dieses Skript eignet sich nicht für eine Aufnahme in die Kurzversion, da die Standbilder in der Teilaufgabe "Abfolgen erkennen" oft nicht eindeutig in eine bestimmte Reihenfolge gebracht werden können. Dies wird dadurch verursacht, daß es verschiedene Automaten gibt (die Teilnehmer des Vortests kannten nur den in der Universität aufgestellten Kaffeeautomaten, wodurch es in dessen Ergebnissen zu weniger unterschiedlichen Beurteilungen gekommen ist). Außerdem ist die Einordnung der Wechselgeldentnahme nicht eindeutig und Szene F11 (Mund verbrennen, Becher wegwerfen) beinhaltet mehrere Standbilder.

Skript 8 "Brief schreiben". In diesem Skript waren nur die Szenen 3 und 5 problematisch. Insbesondere konnte von den Testpersonen nicht erkannt werden, in welchem der Standbilder die Vorbereitung zum Briefschreiben dargestellt werden sollte. Hier kam es zu unterschiedlichen Beurteilungen. Unproblematisch verlief die Bearbeitung der Szenen 7, F9 (Absenderadresse in Briefumschlag stecken) und F11 (Verlassen der Wohnung, Brief vergessen), welche somit in die Kurzversion aufgenommen werden können. Der Fehler in Szene F11 wurde von einigen Testpersonen nicht entdeckt, was aber nicht auf eine Inkonsistenz der Fehlerszene zurückgeführt werden kann.

Skript 9 "Zahnarzt". Dieses Skript stellte sich zusammen mit dem "Supermarkt"-Skript während den Durchführungen des SMT als das problemloseste heraus. An keiner Stelle konnte eine falsche Antwort von den Testpersonen durch eine logische Inkonsistenz des Tests erklärt werden. Allerdings gehört es auch zu den leichtesten Skripts. In die Kurzversion übernommen werden die beiden Fehlerszenen F6 (Patient setzt sich auf Zahnarztstuhl) und F8 (nach einem Kaugummi zur Beruhigung fragen) sowie die Szene 10.

Skript 10 "Ämtergang". In diesem Skript stellten sich die Standbilder der Szenen 8 bis 11 als zu ähnlich und die wichtigen Details als zu unscharf heraus. Außerdem ist der Fehler in Szene F5 nur zu erahnen, da das Hinweisschild, daß es sich bei dem von der Akteurin angestrebten Amt um die KFZ-Zulassungsstelle handelt, auch im Film zu unscharf gezeigt wird. Somit wird dieses Skript nicht in die Kurzversion integriert.

Skript 11 "Supermarkt". Wie beim "Zahnarztskript" gab es auch hier keine Inkonsistenzen des Tests, die zu Fehlern der Testpersonen führten. Fehler sind klar als solche zu erkennen und auch in der Reihenfolge der Standbilder gab es keine logisch begründbaren Fehler. Für die Testpersonen schwer scheint die Aufgabe "Abfolgen erkennen" nach der Szene F4, in der die Hauptperson die falsche Taste beim Obstwiegen drückt. Trotzdem sollen beide Fehlerszenen F4 (auf der Waage Paprika statt Bananen eingeben) und F10 (Joghurt in Einkaufswagen vergessen) sowie die Szene 8 in die Kurzversion aufgenommen werden.

Skript 12 "Restaurant". Das letzte Skript soll wiederum nicht in die Kurzversion aufgenommen werden, da die Standbilder aus zu großer Entfernung aufgenommen wurden und somit zu unscharf sind. Außerdem ist der Ton eher schlecht und die Stimmen der Personen schlecht zu verstehen. Bereits in den Voruntersuchungen war es hier zu großen Unterschieden in der Bewertung gekommen.

4.2 Zusammenfassende Darstellung der Kurzversion

Zusammenfassend sollen nun also folgende Skripts mit den angegebenen Szenen in der Kurzversion zusammengestellt werden. Tabelle 4.1 (folgende Seite) zeigt diese Auswahl in der Übersicht.

Die Szenenreihenfolge soll wie in der langen Form des SMT ausgeglichen werden, so daß jede mögliche Reihenfolge (1-2-3, 1-3-2, 2-1-3, 2-3-1, 3-1-2, 3-2-1) einmal enthalten ist. Hauptpersonen (eine Frau oder ein Mann) und der Ort der Handlung (zu Hause oder in der Öffentlichkeit) sollen über den Film hinweg gemischt werden. Aus diesen Vorgaben läßt sich die in Tabelle 4.2 (folgende Seite) gezeigte Szenenreihenfolge bilden.

Die Gesamtdauer dieser Kurzversion beläuft sich damit auf ca. 18 Minuten Videomaterial, was zusammen mit den sonstigen Details der Testdurchführung zu einem Zeitaufwand von insgesamt 30 bis 45 Minuten führt.

Tab. 4.1: Auswahl der Skripte und Szenen für die Kurzversion (geordnet nach Skriptnummer im SMT).

Skript-nummer
Kurzbezeichnung
Szenen

1 2 3

2Geldautomat2: kein Geld mehr; Entschluß, zur Sparkasse zu gehen 6: Einführen der ScheckkarteF10: Karte entnehmen und ohne Geld weggehen
3Am Morgen3: Duschen, Abtrocknen, Eincremen F9: Milch in den Backofen stellen11: Verlassen der Wohnung
5SpiegeleierF5: Backofen statt Herdplatte anstellen 9: Spiegelei würzenF11: Pfanne mit Spiegelei in den Kühlschrank
8Briefschreiben7: Brief in Briefumschlag stecken F9: Absenderadresse in Briefumschlag stecken F11: Verlassen der Wohnung, Brief vergessen
9ZahnarztF6: Patient setzt sich auf Zahnarztstuhl F8: nach einem Kaugummi zur Beruhigung fragen 10: Verabschiedung vom Zahnarzt
11SupermarktF4: auf der Waage Paprika statt Bananen eingeben 8: Ware aufs Band legenF10: Joghurt in Einkaufswagen vergessen

Tab. 4.2: Szenenreihenfolge für die Kurzversion und zugehörige Detailangaben (geordnet nach Darbietungsreihenfolge im SMT-K).

Skript-nummer
Kurzbezeichnung
Haupt-person
Ort
Szenen
Reihenfolge
3
Am Morgen
F1
zu Hause
F9
11
3
2-3-1
2
Geldautomat
M1
öffentlich
2
F10
6
1-3-2
8
Briefschreiben
F2
zu Hause
F9
7
F11
2-1-3
9
Zahnarzt
M2
öffentlich
10
F8
F6
3-2-1
11
Supermarkt
F1
öffentlich
F4
8
F10
1-2-3
5
Spiegeleier
M1
zu Hause
F11
F5
9
3-1-2

Ein Blick in die endgültige Szenenauswahl und Szenenreihenfolge des SMT-K zeigt, daß von dem ursprünglich im SMT verfolgten Konzept der jeweils einleitenden Skriptaktivierung abgewichen wurde. Im SMT ist die erste Szene jedes neuen Skripts nicht nur korrekt, sondern zugleich auch die in der Skriptlogik am Anfang der Handlung stehende Szene. Im SMT-K dagegen - dies zeigt Tabelle 4.2 - wird (bis auf den Geldautomaten) nicht mehr mit einer Anfangsszene das Skript aktiviert, zusätzlich wird in vier der sechs Skripte mit einer Fehlerszene begonnen. Dadurch kommt es insgesamt zu einer Steigerung der Schwierigkeit, um mögliche Deckeneffekte zu reduzieren.

4.3 Durchführung und Auswertung des SMT-K

Dieses Kapitel soll Anwendern darstellen, wie die Kurzversion des SMT mit Patienten oder anderen Testpersonen durchgeführt und ausgewertet werden kann. Zuerst wird die ausformulierte Instruktion vorgestellt, die bei der Anwendung durch Videosequenzen unterbrochen wird. Diese Videosequenzen sind auf dem Videoband zu Beginn aufgezeichnet, so daß ein nahtloser Übergang in die Testphase gewährleistet werden kann. Danach folgt eine Anleitung zur Durchführung der Testphase. Nach einigen Anmerkungen zur Interaktion zwischen Testleiter und Testperson wird zum Schluß die Auswertung des SMT -K dargestellt.

4.3.1 Instruktion

"Im folgenden werden Ihnen nacheinander jeweils drei Filmszenen aus verschiedenen alltäglichen Handlungsereignissen gezeigt. Alltägliche Handlungsereignisse sind zum Beispiel der Besuch einer Kantine oder das Telefonieren in einer Telefonzelle.

Die verschiedenen Handlungsereignisse werden von unterschiedlichen Hauptpersonen ausgeführt. Dabei handeln diese Hauptpersonen nicht immer richtig, sondern sie machen manchmal auch Fehler.

Ihre Aufgabe besteht darin, die einzelnen Filmszenen danach zu beurteilen, ob die jeweilige Hauptperson richtig handelt oder ob sie einen Fehler macht. Sagen Sie deshalb möglichst schnell "STOP", falls Ihnen innerhalb einer Szene ein Fehler auffällt!

Bitte beachten Sie, daß die drei Szenen, die jeweils zu einem Handlungsereignis gehören, in ihrer Reihenfolge vertauscht sind. Die Darbietungsreihenfolge der Szenen entspricht also nicht der üblichen Reihenfolge. Sie müssen sich daher in jede Szene neu eindenken.

Sie können das zuerst an zwei Beispielszenen üben. Haben Sie davor noch Fragen?"

Titelbild des Übungsskripts

"Der Titel des folgenden Handlungsereignisses ist ‚Herr Groß ißt in einer Kantine...'. Bevor wir mit der ersten Szene beginnen, will ich Sie aber noch fragen, ob sie schon einmal in einer Kantine gegessen haben und sich damit also auskennen. (Antwort notieren)

Während Sie die erste Szene sehen, sagen Sie also möglichst schnell "STOP", falls Herr Groß einen Fehler macht!"(Stop notieren)

Erste Beispielszene

"Nachdem Sie die gesamte Szene gesehen haben, können Sie sich noch einmal in Ruhe überlegen, ob sie einen Fehler in der Szene gesehen haben oder nicht. Hat Herr Groß einen Fehler gemacht oder nicht?" (Antwort notieren)

Falls Antwort ‚Fehler gemacht':

"Sie meinen also, Herr Groß hätte einen Fehler gemacht. Können Sie mir diesen Fehler dann bitte beschreiben. (Antwort notieren) In dieser Szene wäre richtig gewesen, sie hätten gesagt, daß Herr Groß keinen Fehler gemacht hat, denn ...." (hier sollte eine Begründung eingefügt werden, warum der beschriebene Fehler kein wirklicher Fehler ist, eventuell auch noch einmal zurückspulen und die Szene ein zweites Mal anschauen).

Falls Antwort ‚Alles richtig':

"Sie haben richtig geantwortet: In dieser Szene hat Herr Groß keinen Fehler gemacht. Er hat also so gehandelt, wie man normalerweise in dieser Situation handeln würde. Falls Sie mir in einer anderen Szene sagen werden, daß die Hauptperson einen Fehler gemacht hat, dann werde ich Sie danach noch fragen, welchen Fehler er gemacht hat."

"Das waren schon zwei Aufgaben: Während der Szene ‚Stop' sagen, falls es einen Fehler gibt und nach der Szene den eventuell gesehenen Fehler beschreiben.

Es gibt nun noch eine dritte Aufgabe: Dafür werden Ihnen im Anschluß an jede Filmszene immer vier Bilder gezeigt, die zur jeweiligen Handlung gehören. Eines der Bilder kennen sie möglicherweise schon aus der Szene. Ihre Aufgabe ist jedoch, die vier Bilder in eine richtige Abfolge zu bringen."

Zeigen der vier Standbilder der ersten Übungsszene
auf dem Bildschirm oder auf dem Papier

"Sagen Sie mir also nun die ihrer Meinung nach richtige Reihenfolge dieser vier Bilder. Sie können mir dafür die Reihenfolge der Buchstaben nennen, die zu den Bildern gehören. (Antwort notieren)

Das Bild A beschreibt die Szene, wie Herr Groß mit seinem Essen in der Hand einen Tisch sucht.

Das Bild B beschreibt die Szene, wie Herr Groß sein Essen bezahlt.

Das Bild C beschreibt die Szene, wie Herr Groß nach dem Essen vom Tisch wieder aufsteht.

Und das Bild D beschreibt die Szene, wie Herr Groß ein Getränk aussucht.

Die richtige Reihenfolge wäre also, daß Herr Groß zuerst ein Getränk aussucht, dann zahlt, danach einen Tisch sucht und zum Schluß nach dem Essen wieder vom Tisch aufsteht. In diesem Fall also DBAC.

Um das ganze noch einmal zu üben, folgt gleich noch eine Szene in der Kantine. Ihre Aufgaben sind bei jeder Szene genau die gleichen wie gerade eben. Sagen Sie also zuerst möglichst schnell "STOP", falls Herr Groß in der Szene einen Fehler macht!" (Stop notieren)

Zweite Beispielszene

"War in dieser Szene alles richtig oder hat Herr Groß einen Fehler gemacht?" (Antwort notieren)

Falls Antwort ‚Alles richtig':

"Das stimmt leider nicht. Wenn Sie genau hingeschaut haben, dann haben Sie auch gesehen, daß Herr Groß nicht wie die anderen Personen vor und nach ihm, Besteck aus dem Behälter genommen hat (falls sich die Testperson nicht erinnert, sollte die Szene ein zweites Mal angeschaut werden, so daß sie den Fehler klar erkennt). Solche kleinen Fehler sollen Sie mir später immer melden, am besten während der Szene durch ein Stop und nach der Szene, indem sie den Fehler beschreiben."

Falls Antwort ‚Fehler gemacht':

"Welchen Fehler hat Herr Groß gemacht? (Antwort notieren)

Das stimmt: Herr Groß hat einen Fehler gemacht, weil er nicht wie die anderen Personen vor und nach ihm Besteck aus dem Behälter entnommen hat."

Zeigen der vier Standbilder der zweiten Übungsszene
auf dem Bildschirm oder auf dem Papier

"Nun zur dritten Aufgabe: Wie lautet die richtige Reihenfolge dieser vier Bilder? (Antwort notieren)

Wenn Sie genau hinsehen, dann sehen Sie, daß auf den Bildern immer richtige Handlungen abgebildet sind. Hier nimmt sich Herr Groß zum Beispiel auf Bild D sein Besteck, was er in der gezeigten Szene nicht getan hat.

Bevor er sich sein Besteck nimmt, schaut er sich auf Bild C noch den Speiseplan an. Danach holt er sich auf Bild B erst sein Essen und auf Bild A noch sein Getränk. Die richtige Reihenfolge ist hier also CDBA.

Bevor wir mit dem Test und einem anderen Handlungsereignis beginnen, will ich Sie noch fragen, inwieweit die gesehenen Szenen dem entsprechen, was Sie normalerweise von der Handlung erwarten würden. (Antwort notieren)

Ab der nächsten Szene fängt der Test an. Ich kann Ihnen dann nicht immer alle Fragen beantworten. Falls Ihnen noch etwas unklar ist, so fragen bitte jetzt? (Fragen beantworten, während der Durchführung sollten Fragen nur nach einer Antwort der Testperson zu einer Teilaufgabe beantwortet werden)

Dann geht es jetzt los!"

4.3.2 Durchführung

Die Anweisungen für die einzelnen Szenen der verschiedenen Skripts werden jeweils nach folgendem Grundschema gegeben:

"(Titel des Handlungsereignisses): Kennen Sie sich mit dieser Handlung aus?

||: Sagen Sie möglichst schnell "STOP", falls (die Hauptperson) in der folgenden Szene einen Fehler macht! (Planüberwachung)

War in dieser Szene alles richtig oder hat (die Hauptperson) einen Fehler gemacht? (Fehlerdiagnostik)

Wie lautet die richtige Reihenfolge dieser vier Bilder? (Abfolgen erkennen) :||

Inwieweit entsprechen die gesehenen Szenen dem, was Sie normalerweise von (der Handlung) erwarten würden?"

Gleichzeitig zu dieser verbalen Anleitung sollte der Testleiter stets die Antworten auf dem "Antwort- und Auswertungsbogen des SMT-K" mitschreiben. Weitere Hinweise zur Durchführung folgen im nächsten Unterkapitel 4.3.3.

4.3.3 Interaktion zwischen Testleiter und Testperson

Grundsätzlich sollte der Testleiter die gängigen Regeln psychologischer Tests auch bei der Durchführung des SMT-K befolgen. Notwendig für die Objektivität des Tests ist eine prinzipielle Gleichbehandlung der verschiedenen Testpersonen sowohl von jedem Testleiter selbst als auch zwischen den Testleitern. Dies bedeutet, daß der Testleiter mit der Durchführung des SMT gut vertraut sein sollte. Desweiteren sollten folgende Regeln speziell für den SMT-K beachtet werden:

1. Innerhalb der Instruktion kann der Testleiter bei auftretenden Fragen der Testperson immer das Band stoppen, bzw. auch zurückspulen, falls die Testperson etwas übersehen hat. Dies gilt insbesondere für die Beispielszenen, wenn die Testperson in der Aufgabe Fehlerdiagnostik einen Fehler macht. In der ersten Beispielszene sollte die Testperson darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie keinen Fehler enthält (siehe Instruktion in Kapitel 4.3.1). Falls nötig sollte nochmals erklärt werden, daß nicht jede Szene fehlerhaft ist. Während der zweiten Beispielszene sollte die Testperson den Fehler im Film erkennen, d.h. falls sie ihn beim ersten Betrachten nicht selbst erkannt hat, sollte der Testleiter den Fehler anhand einer nochmaligen Betrachtung der Szene erläutern.

2. Ist die akustische Qualität bei der Wiedergabe des Videobandes so schlecht, daß die Testperson die gesprochenen Sequenzen nicht verstehen kann, so sind diese vom Testleiter zu wiederholen. Kann dies schon zu Beginn der Testdurchführung abgesehen werden, so sollte der Testperson mitgeteilt werden, daß sie bei nicht verstandenen Sequenzen nachfragen soll, bevor sie eine Antwort auf die Frage der Fehlerdiagnostik gibt. In diesen Fällen ist dies auch unter Beobachtungen zu notieren.

3. Während der Testphase können Pausen eingelegt werden, soweit möglich jedoch nur zwischen den Skripts.

4. Eine Rückmeldung, ob die gegebene Antwort der Testperson richtig ist oder falsch, ist während des Tests nicht vorgesehen.

Werden diese Anweisungen befolgt, so kann eine ausreichende Testdurchführungsobjektivität erreicht werden.

4.3.4 Auswertung des SMT-K

Der SMT-K kann einfach mit Hilfe eines dafür erstellten Antwort- und Auswertungsbogens (siehe Anhang 6) ausgewertet werden. Ein PC-Programm wie bei der Langversion des SMT existiert derzeit nicht. Für alle Teilaufgaben ist in der Tabelle eine Spalte mit den korrekten Antworten, eine Spalte für die Antworten der Testperson und eine Spalte für die erreichten Punkte enthalten.

Bei einer Übereinstimmung zwischen korrekter Antwort (Spalten PÜ, FD und AE mit dem Zusatz "k") und der von der Testperson gegebenen Antwort (Spalten PÜ, FD und AE mit dem Zusatz "T") erhält die Testperson jeweils einen Punkt in der entsprechenden Spalte. Diese Spalte kann jeweils zu einem Gesamtrohwert für die drei Teilaufgaben aufaddiert werden.

Das Maximum der Rohwerte ist in der Kurzversion für alle Teilaufgaben achtzehn, da je drei Szenen aus sechs Skripts, also insgesamt achtzehn Szenen zur Beurteilung vorgelegt werden. Als vorläufige Orientierung zum Vergleich der von einem Patienten erreichten Punkte mit einer Vergleichsgruppe können hier nur die zusammengezählten Punkte der entsprechenden Szenen, die allerdings in der Untersuchung selbst Teil der Langversion waren, vorgelegt werden (siehe Tabelle 4.3).

Tabelle 4.3: Leistungen von Patienten und Patientinnen in den Szenen des SMT-K.

N
M ()
S ()
M (FD)
S (FD)
M (AE)
S (AE)
EG
8
15,63
2,13
16,5
1,85
12,75
1,91
KG1
8
16,12
0,83
16,38
0,92
14,00
2,33
KG2
7
16,43
1,13
17,14
0,90
13,43
2,30
Gesamt
23
16,04
1,46
16,65
1,30
13,39
2,15

Es ist weiterhin interessant, die der Testperson bekannten und die unbekannten Skripts (Vertrautheit vorher) gesondert auszuwerten. Es ist in der derzeitigen Version des SMT zu erwarten, daß in den meisten Fällen alle Skripts bekannt sein dürften. In einigen Fällen kann es jedoch vorkommen, daß Testpersonen das Abheben am Geldautomaten oder das Braten von Spiegeleiern unbekannt ist. In diesen Fällen kann ein Unterschied in der prozentualen Lösungshäufigkeit zugunsten der bekannten Skripts erwartet werden. Da die Datenbasis für unbekannte Skripts für einzelne Testpersonen allerdings sehr klein ist, sollten andere Ergebnisse nicht weiter interpretiert werden. Interessant wird dies erst bei einer größeren Personengruppe, in der dieser Unterschied auch sinnvoll getestet werden kann.

Ein weiterer Unterschied sollte sich ergeben zwischen Skripts, die nach Durchführung der einzelnen Testphase als übereinstimmend mit dem eigenen Skriptwissen angesehen wurden, und solchen, bei denen das nicht der Fall ist (Vertrautheit nachher). Auch hier wäre zu erwarten, daß die Szenen solcher Skripts, die mit dem eigenen Skriptwissen übereinstimmten, im Unterschied zu den Szenen aus nicht übereinstimmenden Skripts besser beurteilt werden können.

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Zuletzt bearbeitet am 04.02.2003 von JF.